Schwarzarbeit am Bau steigt auch im Kreis Northeim

Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) beklagt kriminelle Praktiken auf Baustellen.
Landkreis Northeim - So habe das Hauptzollamt Braunschweig, das auch für den Landkreis Northeim zuständig ist, allein im ersten Halbjahr 2022 in der Region 224 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet.
Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) deckte bei den Kontrollen in Südniedersachsen/Braunschweig illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf. Insgesamt habe die vom Braunschweiger Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau 184 000 Euro betragen, berichtet der in Northeim ansässige Bezirksvorsitzende der IG Bau Niedersachsen-Süd, Harald Engelhardt.
Im Vergleichszeitraum des Vorjahres habe das Hauptzollamt Braunschweig nur 136 Ermittlungsverfahren auf dem Bau eingeleitet. Die IG Bau beruft sich auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf Anfrage des Warendorfer Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD) mitgeteilt hat.

„Die tatsächlich aufgedeckten Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs“, so Engelhardt. Neben den vielen sauber arbeitenden Unternehmen gäbe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumping und illegale Beschäftigung bei Bauaufträgen zum Geschäftsmodell gehörten. Und Engelhardt warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften: „Angesichts hoher Inflation, steigender Bauzinsen sowie hoher Material- und Energiekosten werden sich unseriöse Chefs sicher noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen.“ Seriöse Firmen gerieten so weiter unter Druck.
Vor diesem Hintergrund fordert der IG Bau Bezirksverband Niedersachsen-Süd deutlich mehr Kontrollen des Zolls auf Baustellen. Zudem müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden. Es brauche ein Sündenregister für Schwarzarbeit und eine öffentliche Kartei mit Betrieben, die illegale Beschäftigung und Lohnprellerei als Geschäftsmodell betreiben.
150 Zöllner sind in Südniedersachsen der Schwarzarbeit auf der Spur
Das Hauptzollamt in Braunschweig hat einschließlich seiner untergeordneten Dienststellen, den Zollämtern in Göttingen, Braunschweig-Broitzem, Goslar, Helmstedt, Hildesheim und Wolfsburg, rund 650 Beschäftigte. Im Bereich der Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) sind 150 Zöllnerinnen und Zöllner im Einsatz, und zwar an den drei Zollämtern Braunschweig, Hildesheim und Göttingen. Allein in Göttingen sind 50 Beschäftigte mit Schwarzarbeitskontrollen betraut. (Axel Gödecke)