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Loriot drückte die Schulbank auf Northeimer Gymnasium Corvinianum

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Von: Axel Gödecke

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Loriot in seiner Jugend.

Northeim. Wer kennt sie nicht die dicklichen Figuren mit der Knollennase. Loriot hat sie vor Jahrzehnten erfunden und unter anderem mit ihnen Weltruhm erlangt. Doch nicht nur mit seinen Karikaturen wurde Vicco von Bülow berühmt, auch seine TV-Sketchsendungen – die er von seinem berühmten Sofa aus moderierte – und seine Kinofilme waren durchschlagende Erfolge.

Doch was nur wenige wissen: Auch Northeim spielte im Leben des Künstlers eine Rolle. Am Gymnasium Corvinianum legte er 1946 sein Abitur ab.

Es war die Zeit kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Land brauchte zum Wiederaufbau junge Akademiker. Deshalb bot man Kriegsheimkehrern, die mit 17 und ausgestattet mit Notabitur in den Krieg geschickt worden waren, die Gelegenheit, das Voll-abitur nachzuholen. Und zwar in Kurzzeitform, innerhalb von nur sechs Monaten statt eines kompletten Schuljahres.

Klasse im Spritzenhaus

Drei solcher Übergangskurse mit insgesamt 157 Abiturienten hat es auch in Northeim gegeben. Die fanden räumlich getrennt von den Normalabiturienten und auch nicht im damaligen Schulhaus des Corvi, der heutigen Martin-Luther-Schule, statt. Das Corvigebäude, das in Kriegszeiten zum Lazarett umfunktioniert worden war, diente 1946 immer noch als Krankenhaus. Loriot und seine Mitabiturienten trafen sich deshalb täglich im Obergeschoss der alten Feuerwache, dem heutigen Theater der Nacht.

Einer, der mit Vicco von Bülow in Northeim die Schulbank drückte, war Hermann Lier aus Hattorf. Er erinnerte sich in einem Gespräch, das die Northeimer Neuesten Nachrichten anlässlich des 85. Geburtstages von Loriot am 12. November vorigen Jahres mit ihm geführt hatten, noch gut an das halbe Jahr, das er mit dem späteren Star in der ersten Etage des Spritzenhauses verbrachte: „Loriot saß immer in der ersten Reihe und konnte schon damals ganz toll zeichnen.“ Einmal habe er während des Unterrichts zum Beispiel den Deutschlehrer Kramer skizziert mit einer Schnelligkeit und Ähnlichkeit, die verblüffend gewesen sei.

Von Bülow, der damals Verbindungen nach Südniedersachsen hatte, weil seine Stiefmutter aus Vienenburg stammte, war nach seiner Rückkehr aus dem Krieg für kurze Zeit im Solling als Holzfäller tätig und wohnte noch in Dassel, als er sich für das Übergangsabitur anmeldete. Das wurde seinerzeit in der Region nur in Northeim angeboten. Loriot kam nach eigenen Angaben jeden Morgen mit der Bahn und fuhr nachmittags zurück. Dabei musste er in Salzderhelden umsteigen

Insgesamt hat die Klasse aus 50 Leuten bestanden, darunter auch eine Reihe von Frauen. „Loriot war damals viel älter als die meisten von uns“, fährt der Hattorfer fort. Kein Wunder, hatte doch von Bülow das Gymnasium in Stuttgart schon 1941 mit dem Notabitur verlassen, um an die Front zu gehen.

Die Mettwurst schmeckte

Sein damaliger Klassenkamerad Hermann Lier: „Gefreut hat sich von Bülow einmal auch über ein Mettwurstbrot, das ich ihm gegeben hatte. Ich kam ja vom Lande, und bei uns gab es die leckere Wurst, an die Loriot sich vielleicht heute noch erinnert.“

(Hinweis: Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Bericht, der bereits 2009 erschienen ist. Aus aktuellem Anlass haben wir ihn noch einmal nach vorn gezogen.)

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