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Alheimer Ausschüsse haben Bedenken bei Rettung des Umweltzentrums in Licherode

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Von: Carolin Eberth

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Wird die Gemeinde Alheim dem UBZ in Licherode einen „Rettungsring“ zuwerfen? Darüber diskutierten die Alheimer Ausschüsse am Dienstagabend kontrovers.
Wird die Gemeinde Alheim dem UBZ in Licherode einen „Rettungsring“ zuwerfen? Darüber diskutierten die Alheimer Ausschüsse am Dienstagabend kontrovers. © carolin eberth

Die Stadt Melsungen hat bereits beschlossen, der gGmbH beizutreten. Der Bürgermeister von Rotenburg hat ebenfalls durchblicken lassen, dass die Fuldastadt das Gleiche anstrebt. Die Alheimer hingegen tun sich bei der Entscheidung, ob sie dem Umweltbildungszentrum Hilfe leisten und als Gesellschafter einsteigen möchten, jedoch deutlich schwerer

Licherode – Um das Umweltbildungszentrum in Licherode – das sich seit Januar 2023 in einem Insolvenzverfahren befindet – vor dem drohenden Untergang zu bewahren, wurde jüngst ein neues Konzept entwickelt, um dessen Zukunft weiterhin zu sichern: Die Formierung einer Koalition aus Kommunen und privaten Trägern. Diese Koalition würde eine gGmbH (gemeinnützige GmbH) gründen – so bleibt das direkte Risiko auf das angedachte Stammkapital von insgesamt 25 000 Euro beschränkt. Sollten sich wie geplant fünf Gesellschafter finden, würde das für jeden einen Beitrag von 5000 Euro bedeuten (wir berichteten).

Gesellschafter der gGmbH könnten nach ersten Überlegungen des UBZ die Gemeinde Alheim, die Stadt Rotenburg, der Landkreis Hersfeld-Rotenburg, die Stadt Melsungen und der Werra-Meißner-Kreis werden. Vergangene Woche hat sich bereits der Magistrat der Stadt Melsungen einstimmig dafür ausgesprochen, dieser gGmbH beizutreten, die sehr kurzfristig, bis spätestens 28. Februar, gegründet werden und den Betrieb übernehmen müsste, um auch die 16 Mitarbeiter zu retten. Die Entscheidung über den Beitritt müssen aber die Parlamente treffen. „In der kommenden Sitzung der Gemeindevertretung wird auch Alheim Farbe bekennen müssen“, meint Dr. Andreas Brethauer (SPD), Erster Beigeordneter der Gemeinde Alheim, der aktuell die Amtsgeschäfte führt.

Doch bereits bei den Redebeiträgen der Ausschusssitzung am Dienstagabend in Baumbach wurde schnell klar, dass drei der vier Fraktionen in Alheim nur wenig von dem Konzept halten und diesem mit großen Bedenken entgegensehen. „An der Situation von 2018, als das UBZ schon mal kurz vor der Insolvenz stand, hat sich meiner Meinung nach nichts geändert. Ein Neustart nur mit einem neuen Gewand macht keinen Sinn“, sagte Dieter Schönborn (CDU). „Das was uns hier vorliegt, das ist kein Konzept. Das würde keine acht Wochen dauern, dann liegt uns das gleiche Problem wieder auf dem Tisch“, meinte Jörg Becker (FDP). „Das ist der zweite vor dem ersten Schritt. Zuerst müssen wir gucken, woran es gelegen hat, dass das UBZ rote Zahlen geschrieben hat. Vielleicht würde dem Umweltbildungszentrum auch eine kreative Pause guttun“, so Gerhard Wagner (Grüne).

„Erst mal muss ein Rettungsring geworfen werden“

Mehrere Redner befürchteten, dass auf die Gemeinde höhere Geldbeträge zukommen würden als nur die 5000 Euro. „Ja, darüber hinaus können in Zukunft durchaus noch Investitionen der Gesellschafter für den laufenden Betrieb und nötige Sanierungen nötig sein. Ein neues und tragfähiges Konzept wird kaum von heute auf morgen umgesetzt werden können“, erklärt Dr. Brethauer.

Dazu sagt Christian Grunwald (CDU), Bürgermeister von Rotenburg auf Nachfrage unserer Zeitung: „Als Gesellschafter verpflichtet man sich zunächst einmal nicht zu mehr als nur zur Einlage von 5000 Euro. Das halte ich bei der großen Bedeutung des UBZ für die Region für mehr als vertretbar.“ Auch das Konzept hält er für den richtigen Schritt – es müsse aber natürlich nach der Gründung der gGmbH weiter mit Leben gefüllt werden.

Für die Überwachung sei dann der Aufsichtsrat zuständig, in den alle Gesellschafter Mitglieder entsenden. Es sei wohl zunächst nötig, Defizite auszugleichen. „Aber die Entscheidung, ob man diese Defizite mittragen will, welche Veränderungen man anregen kann oder ob man dann sagt, das Konzept ist nicht tragfähig – die trifft man noch nicht jetzt.“ Grunwald bemüht ein plastisches Bild. „Man kann es so sagen: Erst mal muss ein Rettungsring geworfen werden, sonst ertrinkt das UBZ. Wie viel Schwimmunterricht man dann geben will und ob man den bezahlt, die Gedanken kann man sich danach machen.“

Ähnlich argumentierten in der Ausschusssitzung die SPD-Vertreter. „Wenn die gGmbh nicht gegründet wird, wird das UBZ beerdigt und alle bereits geschlossenen Verträge für 2023 würden aufgelöst werden“, sagte Jörg Freitag (SPD) auf Wagners Vorschlag zur „kreativen Pause“.

Offene Fragen sollen geklärt werden

Als Gesellschafterin bestünde für Alheim auch die Möglichkeit, sich am Prozess der Neuaufstellung und Konzeptionierung des UBZ aktiv zu beteiligen, erklärte Thomas Möller (SPD), Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, der auch der Fördervereinsvorsitzende des UBZ ist. „Das kann auch so laufen, dass wir am Ende raus sind und gar nicht mitbestimmen können beim UBZ, wenn sich andere Gesellschafter finden und Alheim nicht mit einsteigt“, gab Dr. Brethauer zu bedenken.

Die Frage ist nun, ob sich vor der Gemeindevertretersitzung nächsten Dienstag doch noch eine Mehrheit für den Beitritt zur gGmbh findet. Brethauer kündigte gestern gegenüber unserer Zeitung an, man werde versuchen, noch vor der Sitzung ein Gespräch der Ausschussmitglieder mit der Insolvenzverwalterin und UBZ-Geschäftsführer Stefan Ross herbeizuführen, um offene Fragen zu klären.

„Ist das UBZ erst mal geschlossen, sind Mitarbeiter, Aufträge und bestehende Förderungen von circa 100 000 Euro im Jahr erst mal verloren. Auch einen politischen Konsens für eine Neueröffnung sehe ich für die Zukunft nicht“, so Brethauer. Geschäftsführer Ross sagt: „Wir haben viele Buchungen, ein neues tragfähiges Konzept, nur mit sicheren Zahlen. Die Dinge aus der Vergangenheit sind Geschichte, nun wollen wir nach vorne schauen.“
(Von Carolin Eberth)

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