SPD im Kreis sieht in Nancy Faeser geeignete Spitzenkandidatin für die Landtagswahl

Nancy Faeser will offenbar auch dann Bundesinnenministerin bleiben, wenn sie für die SPD im Herbst zur Landtagswahl kandidiert. So reagieren heimische Sozialdemokraten auf die Personalie.
Hersfeld-Rotenburg – Nancy Faeser will offenbar auch dann Bundesinnenministerin bleiben, wenn sie für die SPD im Herbst zur Landtagswahl kandidiert. Darauf habe sie sich mit Bundeskanzler Olaf Scholz verständigt, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ in ihrer Ausgabe von Dienstag. Die hessischen Genossen hüllen sich dennoch weiter in Schweigen. Faeser ist auch hessische SPD-Vorsitzende. Am kommenden Freitag soll sie sich beim Hessen-Gipfel der SPD in Friedewald zu ihren Plänen erklären.
Auch die Sozialdemokraten im Kreis Hersfeld-Rotenburg wollen noch nicht über die Personalie Faeser spekulieren. Durch ihre parteipolitische Arbeit und Ämtern in den vergangenen Jahren halten sie aber viele für eine geeignete Kandidatin.
Daniel Iliev, Bürgermeister in Heringen, erklärt gegenüber unserer Zeitung, dass letztlich der Landesparteitag über Spitzenkandidaten entscheidet. „Wir reden hier über ungelegte Eier.“ Dennoch hält Iliev Faeser durchaus für eine geeignete Kandidatin, sie habe in verschiedenen Rollen in den vergangenen Jahren gute Arbeit geleistet. „Sie spricht eine klare Sprache und ist als Person authentisch. Ob eine Kandidatur mit dem Verbleiben im Amt der Bundesinnenministerin vereinbar wäre, das ist ihre persönliche Angelegenheit. Ich würde eine Kandidatur von Nancy Faeser aber sehr begrüßen“, so Iliev.
Dem pflichtet auch Timo Heusner, Bürgermeister in Philippsthal, bei: „Sie hat in den vergangenen Jahren viele Ämter innerhalb der Partei bekleidet und wäre somit sicher eine gute SPD-Kandidatin für die hessische Landtagswahl.“ Landrat Torsten Warnecke wollte sich auf Anfrage hingegen noch nicht zu einer möglichen Kandidatur Faesers äußern.
Zur „Personalie Faeser“ will sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth auf Anfrage „offiziell noch nicht äußern, auch wenn die Spatzen schon das eine oder andere von den Dächern pfeifen“. Roth will den Gipfel der SPD am Wochenende in Friedewald abwarten. Dort war Nancy Faeser schon oft ein gern gesehener Gast – ebenso wie bei den Bad Hersfelder Festspielen, die sie zuletzt im Sommer als Bundesinnenministerin besucht hatte, um sich dort die Premiere von „Notre Dame“ anzuschauen. Michael Roth selbst war von einigen Medien auch als möglicher SPD-Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten in Hessen gehandelt worden. Gegenüber unserer Zeitung hatte allerdings immer deutlich gemacht, dass er seine politische Zukunft eher in Berlin und nicht in Wiesbaden sieht.
Die Landtagsabgeordneten Karina Fissmann und Tanja Hartdegen wollten sich auf Anfrage noch nicht zur Personalie Nancy Faeser äußern. „Der Bericht der Süddeutschen Zeitung beruht auf Spekulationen, ich habe keine Ahnung, wo das herkommt“, betonte Fissmann. Ebenfalls noch kein Statement möchte Manfred Fehr als Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion abgeben. „Wir warten mal ab, ob die Gerüchte stimmen, aber ich beteilige mich nicht am Chor der Vielstimmigkeit.“
„Nancy Faeser hat über Jahre im hessischen Landtag gute Arbeit geleistet, ehe sie nach Berlin gegangen ist, um Bundesinnenministerin zu werden. Ich halte sie auf jeden Fall für eine geeignete Kandidatin. Sollte sie sich zur Wahl stellen und durchsetzen, stehe ich hinter ihr“, sagte Ralf Hilmes, Bürgermeister in Nentershausen.
Bad Hersfelds neue Bürgermeisterin Anke Hofmann ist zwar keine Sozialdemokratin, sondern als parteilose Kandidatin angetreten. Sie kennt aber die Doppelbelastung, denn sie war während des Wahlkampfs zugleich noch Leiterin der Fachbereichs Immobilien und Finanzen in Bad Hersfeld. Sie sagte in einer ersten Reaktion auf die mögliche Kandidatur von Nancy Faeser: „Ich finde es immer gut, wenn sich Frauen für solche Ämter zur Verfügung stellen“.
Hofmann selbst ist die erste Frau im Amt der Bürgermeisterin in der Kreisstadt. Sie sieht auch kein Problem darin, dass sich Faeser „eine Hintertür“ nach Berlin offenlässt, sollte sie nicht gewählt werden. „Das machen andere doch auch so.“ (Daniel Göbel/Kai A. Struthoff)