Online-Riese Amazon baut in Bad Hersfeld Personal ab

Der Online-Versandhändler Amazon betreibt in Bad Hersfeld (Kreis Hersfeld-Rotenburg) zwei Logistikzentren mit vielen Mitarbeitenden.
Bad Hersfeld – Stellenstreichungen im großen Stil hat der Online-Versandhändler Amazon Anfang des Jahres angekündigt. Weltweit sollen mehr als 18.000 Stellen gestrichen, zahlreiche Mitarbeiter gekündigt werden. Auch in Bad Hersfeld (Kreis Hersfeld-Rotenburg), wo Amazon an zwei Standorten präsent ist, sind bereits Stellen weggefallen. Zuletzt wurden nach Informationen unserer Zeitung im Januar fünf IT-Mitarbeiter entlassen. Laut Amazon handelt es sich dabei nicht um Kündigungen, sondern um einvernehmliche Aufhebungsverträge.
„Wir haben mit einer Handvoll Mitarbeitenden in Bad Hersfeld aufgrund von veränderten Geschäftsanforderungen Gespräche geführt. Wir haben ihnen eine andere Position in einem unserer beiden Logistikzentren angeboten, sind aber letztlich im gegenseitigen Einvernehmen zu einem Ausscheiden gekommen“, erklärt Amazon-Pressesprecher Thorsten Schwindhammer.
Bad Hersfeld: Bereits mehrere Stellen bei Amazon weggefallen
Dass diese Kündigungen extrem kurzfristig gewesen seien – die Betroffenen sollen am 19. Januar informiert worden und am 20. Januar zehn Minuten nach Schichtbeginn wieder nach Hause geschickt worden sein – bestreitet Schwindhammer.
Dass die betroffenen Mitarbeiter ganz kurzfristig informiert worden seien, kann auch Betriebsrat Andreas Gangl nicht bestätigen. „Uns wurde versichert, dass die Leute rechtzeitig informiert wurden“, sagt er.
Amazon in Bad Hersfeld (Kreis Hersfeld-Rotenburg): Zahlreiche Mitarbeiter befristet
Bei Amazon seien zahlreiche Mitarbeiter mit befristeten Verträgen beschäftigt, ergänzt Gangl. Es käme immer wieder vor, dass Verträge ausliefen und nicht verlängert würden. Das sei auch schon im Dezember geschehen. Normalerweise würden Mitarbeiter, deren Verträge nicht verlängert würden, rechtzeitig vorher informiert, betont auch der Pressesprecher. Die fünf im Januar freigesetzten Mitarbeiter waren aber nach Informationen unserer Zeitung bereits seit mehreren Jahren bei Amazon tätig.
Gangl berichtet zudem, dass in Bad Hersfeld schon seit Jahren Personal abgebaut werde. 2018 hätten zu Spitzenzeiten etwa 4500 Menschen bei Amazon gearbeitet, aktuell seien es 2800. „Tendenz sinkend“, sagt der Betriebsrat.
Schwindhammer erklärt dagegen, dass beide Standorte in Bad Hersfeld über eine stabile Stammbelegschaft von 2850 Personen verfügten, von denen mehr als 95 Prozent einen unbefristeten Arbeitsvertrag hätten.Im Weihnachtsgeschäft sei die Stammbelegschaft von etwa 300 saisonalen Aushilfen unterstützt worden, die größtenteils nach Weihnachten regulär wieder ausgeschieden seien.
Aktuell sucht das Unternehmen auf seiner Homepage nach mehreren neuen Mitarbeitern. (Christine Zacharias)
Transparenzhinweis
Amazon-Pressesprecher Thorsten Schwindhammer legt großen Wert auf die Feststellung, dass die fünf IT-Mitarbeiter nicht gekündigt worden seien, sondern Aufhebungsverträge erhalten hätten, die einvernehmlich geschlossen worden seien. Außerdem kritisiert Schwindhammer, dass die Trennung von den IT-Mitarbeitern mit dem Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit befristeten Verträgen vermischt worden sei. Er moniert zudem den Begriff Zeitverträge, weil das suggeriere, dass Amazon mit Zeitarbeitsfirmen zusammen arbeite. Das sei jedoch nicht der Fall. Alle Mitarbeiter seien direkt bei Amazon angestellt, einige von ihnen mit befristeten Verträgen. Die entsprechenden Passagen im Text haben wir jetzt verändert.