Amerikaner besuchte Lebensplätze jüdischer Vorfahren in Bad Hersfeld und Niederaula

Der Amerikaner Robert Daniel hat sich gemeinsam mit seiner Frau Beth und Dr. Heinrich Nuhn aus Rotenburg auf die Spuren seiner jüdischen Vorfahren in Niederaula und Bad Hersfeld begeben.
Bad Hersfeld – Robert Daniel aus New Jersey ist nicht das erste Mal in Bad Hersfeld und Umgebung. Denn er ist Nachkomme einer jüdischen Familie, die bis zu ihrer Vertreibung durch die Nationalsozialisten in der Region um Bad Hersfeld lebte.
So war Robert Daniel bereits im Jahre 1980 mit seinem Vater Edgar schon einmal in Bad Hersfeld. In der Stadt, in der Edgar Daniel 1909 das Licht der Welt erblickte und aus der er – mit weiteren Familienmitgliedern – im Sommer 1938 vor den Nazis nach New York flüchtete.
Auf Einladung des Rotenburger Historikers Dr. Heinrich Nuhn war Daniel in der vergangenen Woche mit seiner Ehefrau Beth angereist, um die Orte zu besuchen, in denen einst seine Vorfahren ihre Spuren hinterlassen hatten. So führte der Weg die beiden zunächst an die heutige Konrad-Duden-Schule (KDS), die Bildungsstätte von Edgar Daniel, die seinerzeit noch Alte Klosterschule hieß. Die ehemalige KDS-Schulleiterin Susanne Hofmann führte das Ehepaar Daniel durch die Gebäude und machte Ausführungen zu der Historie.
Jüdische Vorfahren lebten auch in Niederaula
Weiter ging es in das Gebäude an der Dudenstraße 27. Dort lebten die Daniels, nachdem sie um 1900 von Niederaula nach Bad Hersfeld gezogen waren. Drei Stolpersteine für Gustav, Edgar und Eva Johanna Daniel erinnern daran.
Folgerichtig stand auch Niederaula auf dem Reiseplan von Robert und Beth Daniel. Dort war im vergangenen Jahr ein Stolperstein für Daniels Großtante Hannchen verlegt worden. In Niederaula stellten sich die Daniels den Fragen einer Schulklasse, bevor es dann einen von der Stolperstein-Initiative Niederaula zubereiteten Imbiss gab.

Tags darauf führte die Reise die Daniels noch ins jüdische Museum nach Rotenburg. Dort überreichten die beiden einen achtarmigen Chanukka-Leuchter an Dr. Nuhn. Diesen Leuchter hatte Edgar Daniel im Jahre 1938 bei seiner Flucht aus Bad Hersfeld mit in die USA genommen. Chanukka-Leuchter werden zu Beginn des jährlichen jüdischen Lichterfests (Chanukka) angezündet und erstrahlen acht Tage lang – zur Erinnerung an die Wiedereinweihung des Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor der Zeitrechnung. In diesem Jahr wird das Chanukkafest vom 8. bis 15. Dezember gefeiert.
Eine Erinnerungsstube an die einstigen jüdischen Mitbewohner möchte Dr. Nuhn auch in Bad Hersfeld realisieren. Wenn möglich im ehemaligen Schulgebäude der jüdischen Gemeinde an der Dudenstraße/Ecke Vogelgesang. Erste Erinnerungsstücke hätte er dafür bereits. So befindet sich im Gebäude an der Dudenstraße 27 ein alter Vertigo, den Dr. Nuhn der jüdischen Familie Daniel zuschreibt.
Und dem Museum der Kreisstadt hat er kürzlich eine Nähmaschine als Leihgabe zur Verfügung gestellt, die laut Firmenaufdruck dem einst in Hersfeld tätigen jüdischen Händler Tannenbaum gehört haben soll. Diese Nähmaschine hatte Dr. Nuhn im Internet entdeckt und erworben. (Mario Reymond)