Amtsgericht Bad Hersfeld: Immer weniger Paare lassen sich scheiden

Hersfeld/Rotenburg. Das Amtsgericht Bad Hersfeld hat im vergangenen Jahr 223 Ehescheidungsverfahren abgeschlossen – im Vorjahr standen noch 270 Ehepartner wegen einer Scheidung vor Gericht.
Damit liegt der Landkreis Hersfeld-Rotenburg im bundesweiten Trend: Die Scheidungszahlen in Deutschland sinken seit Jahren.
2016 gingen laut Statistischem Bundesamt 162 397 Ehen in Deutschland in die Brüche. Das sind etwa 9,3 Prozent weniger als noch im Jahr 2012. Eine Grundregel lautet dabei: Je mehr Kinder, desto höher ist die Hemmschwelle, die Scheidung einzureichen. Paare mit mindestens einem gemeinsamen Kind lassen sich nur etwa halb so häufig scheiden wie Ehepartner ohne Kinder.
Kinder hielten in der Tat häufig von einer Trennung ab, bestätigt auch Scheidungsberaterin Maren Colton von der Pro-Familia-Beratungsstelle in Bad Hersfeld. Oft gehe das allerdings auf Kosten eines gesunden Familienlebens. „Ich bin daher eine Verfechterin von einer sauberen Trennung, bei der man sich anschließend noch in die Augen schauen kann“, sagt Colton.
Auch die finanzielle Abhängigkeit eines der Partner verhindere oft die Scheidung, so die Erfahrung der Berater in Bad Hersfeld. Pro Familia führt pro Jahr etwa 50 Scheidungsgespräche.
Wenn Ehen in einer Trennung enden, passiert das in der Regel in den ersten zehn Jahren der Beziehung. In den meisten Fällen wird die Scheidung dabei von der Ehefrau eingereicht. Etwa jede sechste Ehe geht allerdings auch noch nach 25 Jahren zu Ende, nach der Silberhochzeit – wenn mit den Kindern die letzte Gemeinsamkeit auszieht. Die Ehepartner würden dann häufig feststellen: „Von uns ist nichts mehr da“, sagt Maren Colton. Dennoch: Eine durchschnittliche Ehe in Deutschland hält 15 Jahre.
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