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Selbstversuch im Klettern: Alpenverein Bad Hersfeld trainiert in der Geistalschule

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Von: Laura Hellwig

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Auf den Partner muss Verlass sein: Leonora klettert empor, gesichert wird sie von Trainer Frank Schmidt.
Auf den Partner muss Verlass sein: Leonora klettert empor, gesichert wird sie von Trainer Frank Schmidt. © Laura Hellwig

Auf welche Techniken es an der Kletterwand ankommt, hat unsere Volontärin Laura Hellwig beim Alpenverein Bad Hersfeld in einem Selbstversuch getestet.

Bad Hersfeld – Was braucht man, um hoch hinaus zu kommen? Aus der Sicht einer unerfahrenen Kletterin wie mir ist das vor allem Kraft in den Händen, Armen und Beinen. Beim Probetraining beim Deutschen Alpenvereins (DAV) in Bad Hersfeld fällt mir aber auf, dass Kraft nicht alles ist. Es braucht auch Technik, Konzentration und Magnesium – sowohl gegen die schwitzigen Hände als auch den Muskelkater danach.

Das Klettertraining des DAV findet in der Sporthalle der Gesamtschule Geistal statt. Hier treffen sich die Erwachsenen-, die Jugend- und die Kindergruppe wöchentlich. Die derzeitige Jugendgruppe zählt 13 Kinder im Alter zwischen zwölf und 16 Jahren. Die meisten von ihnen haben schon mehrjährige Klettererfahrung.

Freies Klettern: Theo ist an der neuen Boulderwand ganz oben angekommen.
Freies Klettern: Theo ist an der neuen Boulderwand ganz oben angekommen. © Laura Hellwig

Los geht es mit Schlittenfahren – eine Partner-Übung zum Aufwärmen. Zwei halten sich an einem Strick fest, einer steht auf einer rutschigen Teppich-Matte und der andere zieht. Für den nötigen Ansporn wird das Ganze als Wettrennen unter den Zweierteams veranstaltet. So geht es zwei Mal hin und her, der Puls ist oben. Endlich rüber an die Kletterwand.

Als nächstes steht Bouldern (engl. Boulder – Felsbrock) auf dem Programm. Damit ist das freie Klettern an der Wand gemeint, bei der man in der Regel keine Sicherung benötigt. Für das Klettern gibts extra Schuhe. „Nicht auf dem Hallenboden“ ruft ein Mädchen, als ich gerade die Klettverschlüsse zu mache. „Das macht schwarze Streifen auf dem Boden.“ Während ich noch das passende Gegenstück in der großen Kiste voller Schuhe suche, erklären Jugendreferentin Stephanie Schmitt und ihr Trainerkollege Frank Schmidt die Technik beim Bouldern.

Bad Hersfelder Alpenverein: Fußarbeit wird beim Bouldern oft vernachlässigt

„Oft wird die Fußarbeit vernachlässigt und der Fokus nur auf die Arme gelegt“, sagt Schmidt. Deshalb soll diesmal speziell auf die Fußstellung geachtet werden, wenn von links nach rechts an der Wand entlang geklettert wird. Also: Vorher überlegen, wo der Fuß hin soll, dann möglichst mit dem Fußballen auf einem der bunten Griffe Halt finden und dann die Fußstellung nicht mehr verändern – erst beim nächsten Schritt.

Selbstversuch: Volontärin Laura Hellwig an der Kletterwand.
Selbstversuch: Volontärin Laura Hellwig an der Kletterwand. © Laura Hellwig

Doch während man da noch nach dem nächsten geeigneten Griff sucht, überlegt, welcher Schritt taktisch sinnvoll ist und gleichzeitig das Gleichgewicht hält, werden die Hände bereits schwitzig. Hier sind die anderen deutlich besser ausgestattet: Wie eine Bauchtasche haben sie einen sogenannten Chalk-Bag (dt.: Kreide-Tasche) umgeschnallt. Darin ist weißes Magnesium-Pulver gegen nasse Handflächen.

Siebtklässlerin Leonora erzählt, dass sie auch schon am Fels geklettert sei. „Das war aber schwieriger“, sagt sie. In der Natur sei man – anders als in der Turnhalle – mit anderen, unberechenbaren Bedingungen konfrontiert, erklärt sie. Nach den ersten Schritten parallel zur Wand verlässt mich schon langsam die Kraft in den Händen. „Mach die Schritte nicht zu groß“, ruft der Trainer. Ich finde keinen Griff mehr, an dem ich mich festhalten kann und muss auf die Matte springen. Bei den anderen sieht das deutlich leichter aus.

Klettern bis unters Hallendach

Nach der Technik-Übung toben sich einige an der neuen Boulder-Wand aus, die erst kürzlich von Landkreis, Stadt und Alpenverein eingeweiht wurde. Hannah zeigt, wie sie sich kopfüber an den bunten Griffen hochzieht und sich dabei mit den Füßen festhält. Das wollen die anderen natürlich direkt nachmachen, was gar nicht so leicht ist. „So, dann zieht mal eure Gurte an“, ruft Stephanie Schmitt. Auch für mich suchen sie einen aus dem Schrank. Jetzt wird es also ernst, denke ich. „Bis zu zwei Tonnen kann der Knoten halten“, erklärt Schmidt, während er mich an den Sicherheitsseilen festbindet.

Vom Partner gesichert, soll es jetzt auf sogenannten Spezialrouten bis hoch unters Hallendach gehen. Meine Route an der Wand markieren die gelben Griffe, erklärt Frank Schmidt. Die haben Wölbungen, in die man gut hineingreifen kann – also geeignet für Anfänger. Aber trotzdem ist es anstrengend. Beim zweiten Anstieg verkrampfen sich meine Hände und ich komme weder vor noch zurück. Schmidt sichert mich und ich lasse mich, im Gurt sitzend, abseilen. Bis nach ganz oben schaffe ich es nicht.

Aufwärmen: Bei der Übung Schlittenfahren geht der Puls direkt nach oben. Bei dem Wettrennen ziehen sich die Jugendlichen gegenseitig durch die Halle.
Aufwärmen: Bei der Übung Schlittenfahren geht der Puls direkt nach oben. Bei dem Wettrennen ziehen sich die Jugendlichen gegenseitig durch die Halle. © Laura Hellwig

Mein Eindruck vom Training der Jugendlichen ist, dass alle konzentriert bei der Sache sind, der Umgang miteinander respekt- und rücksichtsvoll ist. „Konzentration ist beim Klettern das Wichtigste“, bestätigt die 16-Jährige Hannah meinen Eindruck. Und auch, dass man sich auf seinen Partner oder seine Partnerin am Boden verlassen können muss. Dennoch gibt es vor dem Aufstieg an der Kletterwand immer den Partner-Check. Dabei prüfen Kletterer und Sicherer, ob alle Knoten richtig sitzen, alle Karabiner geschlossen sind. „Partner-Check, sonst Partner weg“ sagt Hannah lachend. (Laura Hellwig)

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