Bad Hersfeld verdoppelt die Preise für Marktstände

Weil die bisherigen Preise nicht kostendeckend waren, hat die Stadt Bad Hersfeld die Gebühren für Marktstände angehoben - auf das Doppelte.
Bad Hersfeld – Für viele Kommunen wird es zunehmend schwieriger, Händler für Märkte zu finden. Das Problem sei in erster Linie der fehlende Nachwuchs, erklären die Händler Jürgen Nehme und Dieter Büchsenschütz. Umso verwunderter nehme man aktuell zur Kenntnis, dass die Kreisstadt die Standgebühren für sämtliche Märkte deutlich angehoben habe. In anderen Kommunen seien die Preise deutlich niedriger, einige verzichteten sogar ganz darauf, um Händler zu gewinnen.
Nehme bietet an seinem Stand mehr als 200 Sorten Bonbons an. So auch wieder kürzlich auf dem Ostermarkt. Als ihm die Konditionen bekannt wurden, sei er aus allen Wolken gefallen. „So ist der bisherige Frontmeterpreis von 5,75 Euro auf nunmehr zehn Euro pro Meter angehoben worden. Das entspricht einer Preiserhöhung von fast 74 Prozent“, klagt der Markthändler. „Und das in einer Zeit, in der die Marktbeschicker ohnehin mit stagnierenden Umsätzen und anderweitigen Kostensteigerungen zu kämpfen haben.“
Die Preiserhöhung habe ihn schon getroffen, sagt Nehme. Dies habe zur Folge, dass auch er die Preise für seine Waren anheben müsse, um insgesamt etwa zehn Prozent. Damit kosten die Bonbon-Tütchen nun 2,20 Euro statt wie bisher zwei Euro. „Ich habe in Bad Hersfeld einen großen und treuen Kundenstamm. Deshalb ist es für uns auch keine Alternative, den Märkten fernzubleiben. Stattdessen mussten wir aber die Preise etwas anziehen“, erläutert Nehme.
Stadtsprecher Meik Ebert bestätigte die Gebührenerhöhung auf Anfrage unserer Zeitung. „Die Gebührensätze sind in der Regel so zu bemessen, dass die Kosten der Einrichtung gedeckt bleiben“, erklärt Ebert. Eine Kalkulation habe aber ergeben, dass in Bad Hersfeld nur etwa ein Viertel des jährlichen Gesamtaufwands durch die Standgebühren abgedeckt sei. So wurden die Gebühren zum Jahresbeginn angepasst, nachdem sie von allen politischen Gremien in der Stadt einstimmig beschlossen worden waren.
Darüber hinaus sei die spezielle Situation in Bad Hersfeld zu beachten. „Hier muss die Gastronomie die Außenbestuhlung an den Markttagen zurückbauen, Parkflächen können nicht bewirtschaftet werden“, so Ebert. In anderen Kommunen bestünden hingegen solche Probleme nicht. „Bei uns finden der Wochenmarkt und die Krammärkte eben auf einem Premiumplatz statt.“ Daher seien die Preise nun im Schnitt um 100 Prozent angestiegen. „Die Händler haben in den vergangenen zehn Jahren durch stabile Preise profitiert. Leider wurde es versäumt, die Gebühren mit der Zeit anzupassen, weshalb die Erhöhung nun etwas deutlicher ins Gewicht fällt“, so der Stadtsprecher.
Auch Dieter Büchsenschütz war von den neuen Preisen zum Ostermarkt überrascht. Der Unterwäsche-Händler vom Edersee war dieses Jahr zum ersten Mal dort vertreten. „Wir erleben auf nahezu allen Märkten, dass es immer schwieriger wird, überhaupt noch Händler zu finden. Da kommt die Preiserhöhung in Bad Hersfeld doch kontraproduktiv rüber“, so Büchsenschütz.
Trotzdem wolle er auf Märkten in der Kreisstadt vertreten seien. „Wir wollen uns hier einen Kundenstamm aufbauen, das braucht Zeit.“ Die erhöhten Standgebühren an die Kundschaft weiterzugeben, könne er sich nicht leisten. „Wir wollen ja schließlich Waren verkaufen. Und nur für Bad Hersfeld die Preise zu ändern, das geht nicht“, sagt Büchsenschütz.
Er erlebe auf den gut 180 Märkten, auf denen er jedes Jahr deutschlandweit vertreten ist, dass die Standgebühren recht unterschiedlich seien. „Es gibt durchaus auch Kommunen, die höhere Preise verlangen. Da gehen die Märkte aber auch über mehrere Tage, was sich dann wiederum für die Händler lohnt.“ (Daniel Göbel)
Die neuen Standpreise im Überblick
Wochenmarkt: Für Inhaber einer Dauererlaubnis drei Euro (bisher 1,50 Euro), für Inhaber einer Tageserlaubnis vier Euro (bisher zwei Euro.
Oster- und Pfingstmarkt: Zehn Euro (bisher fünf Euro).
Lulluskrammarkt: 22 Euro (bisher elf Euro).
Zum Vergleich: Wie hoch sind die Gebühren in ähnlich großen Städten?
Langen: Wochenmarkt: vier Euro, Jahr-/Krammarkt sieben Euro.
Friedberg: Wochenmarkt: 1,50 Euro, Jahr-/Krammarkt: sieben bis zehn Euro, je nach Sortiment.
Korbach: Wochenmarkt: ein Euro, Mindestbetrag sechs Euro. Jahr-/Krammarkt: 3,70 bis 8 Euro, je nach Sortiment, Mindeststandgeld 50 Euro. (dag)