1. Startseite
  2. Lokales
  3. Rotenburg / Bebra
  4. Bad Hersfeld

Café Harmony in Bad Hersfeld schließt nach zehn Jahren

Erstellt:

Von: Christine Zacharias

Kommentare

Hat aufgegeben: Andreas Sokolowski, Inhaber des Café Harmony in Bad Hersfeld.
Hat aufgegeben: Andreas Sokolowski, Inhaber des Café Harmony in Bad Hersfeld. © Christiene Zacharias

Die Stunden für das Café Harmony am Bad Hersfelder Linggplatz sind gezählt. Am heutigen Sonntag, 16. April, wird es zum letzten Mal geöffnet sein.

Bad Hersfeld - Dann schließt die Familie Sokolowski ihr Herzensprojekt, mit dem sie vor zehn Jahren an den Start ging, um in Bad Hersfeld ein neues kulinarisches Angebot zu machen. Das Café hat sich schnell zu einem beliebten Treffpunkt für Bad Hersfelder und Festspielschauspieler, für Touristen und Kurgäste, für Rentner und Familien entwickelt.

„Wir haben bewusst etwas Besonderes gesucht, das es so hier noch nicht gab“, erläutert Kornelia Sokolowski ihre Motivation. Sie hatte früher bereits einmal ein Café, im Stadthaus am anderen Ende der Fußgängerzone. Danach arbeitete sie in der Kinderbetreuung. „Mein Mann hatte immer den Traum, nochmal ein Café aufzumachen“, erzählt Sokolowski. Und Sohn Andreas, der Ökotrophologie (Ernährungswissenschaften) studiert hatte, wollte gerne seine Vorstellungen von gesundem, regionalen Essen ohne Fertigprodukte und Zusatzstoffe praktisch umsetzen. Das traditionelle Café am Linggplatz schien da genau das geeignete Objekt zu sein.

Mit sehr viel Begeisterung und Energie gingen die Sokolowskis an den Start und konnten ihre Gäste schnell überzeugen. Die Torten haben Kornelia Sokolowski und ihre Freundin Ilona Ruch alle selbst gebacken, jeden Tag frisch. Dazu gab es kleine, herzhafte Speisen und bald auch ein Frühstücksbuffet. Vieles von dem, was im Harmony serviert wurde, war vegetarisch oder vegan, auch die Bedürfnisse von Allergikern wurden berücksichtigt. Dazu gab es selbst gemachte Limonaden, Kaffee- und Teespezialitäten von einer Rösterei aus Österreich, deren Konzept gut zu den Vorstellungen von Andreas Sokolowski passte.

Dieses Angebot wurde nicht nur von Einheimischen geschätzt, sondern vor allem auch von den Festspieldarstellern, von denen viele Wert auf gesunde und vegane Ernährung legen.

Dass sie dieses gut laufende Geschäft nun aufgeben müssen, macht alle drei Sokolowskis wehmütig. Die Gründe dafür sind vielfältig. Wie andere gastronomische Betriebe auch, hatten sie große Schwierigkeiten, Personal für den Service und die Küche zu finden. Umso dankbarer sind die Sokolowskis, dass sie mit Ilona Ruch, Larissa Laukert-Müller, Anja Hagelgans, Silan Demir, Julia Ciuk, Sabine Hoppert und Olesia Guselnikowa während der gesamten zehn Jahre zuverlässige Mitarbeiterinnen hatten, die immer da gewesen seien, wenn sie gebraucht wurden. Verstärkung fürs Team war aber nur schwer zu finden. „Am Wochenende will niemand arbeiten“, hat Kornelia Sokolowski festgestellt. Auch abends nach 18 Uhr nicht. Dann hatte das Harmony aber, mit Ausnahme der Festspielzeit, ohnehin geschlossen – eine Auflage des Vermieters, die gerade an warmen Sommerabenden für die Gäste nur schwer nachzuvollziehen war.

Probleme bereitete zudem ein erheblicher Sanierungsstau. Vor allem die Toiletten im Keller seien eigentlich untragbar gewesen. Auch die Fenster müssten dringend ausgetauscht werden, meint er. Dazu sei der Vermieter jedoch nicht bereit.

Zusammen mit den enorm gestiegenen Kosten für Lebensmittel und Energie seien das Gründe gewesen, das Café aufzugeben und den nun auslaufenden Mietvertrag nicht zu verlängern, sagt Sokolowski.

Was er nun machen will, weiß Andreas Sokolowski noch nicht genau. Auf jeden Fall nicht mehr in der Gastronomie arbeiten, so viel kann er sagen. Kornelia und Edmund Sokolowski kehren mit Mini-Jobs in ihre alten Beschäftigungen zurück, obwohl sie schon im Rentenalter sind. „Einfach so zuhause rumsitzen, das ist nichts für uns“, betont Kornelia Sokolowski. Sie wird wieder in der Kinderbetreuung arbeiten, ihr Mann als Bauleiter in der Elektrobranche.

Vermissen werden sie jedoch die vielen treuen Gäste, die Gespräche, für die sie sich gerne Zeit genommen haben und das gemeinsame Lachen. (Christine Zacharias)

Auch interessant

Kommentare