Verkaufsoffener Sonntag in Bad Hersfeld gekippt: Das sagen Stadt und Handel

Der Frust über den per Gerichtsentscheid gekippten verkaufsoffenen Sonntag in Bad Hersfeld ist bei Stadtverwaltung und Kaufleuten groß.
Bad Hersfeld – Die Gewerkschaft Verdi hat einen für den 23. April geplanten verkaufsoffenen Sonntag in Bad Hersfeld per Klage vor Gericht unterbinden lassen. Der Frust darüber ist bei Stadtverwaltung und Kaufleuten groß. „Wir haben absolut kein Verständnis für die Entscheidung des Kasseler Verwaltungsgerichts und müssen unseren Kunden nun erklären, dass es doch keine geöffneten Geschäfte geben wird“, sagten City-Galerie-Manager Jörg Markert und der Unternehmer Thomas Vockeroth.
Besonders enttäuschend sei, dass um Bad Hersfeld herum verkaufsoffene Sonntage stattfinden könnten, während hier von der Gewerkschaft Verdi geklagt wird. „Offenbar sind die Arbeitnehmerrechte in Bad Hersfeld schützenswerter als in anderen hessischen Städten“, zeigt sich Markert verwundert. Man bekomme auch mit Blick auf die Arbeitskämpfe bei Amazon das Gefühl, dass sich die Gewerkschaft regelrecht auf die Kreisstadt eingeschossen habe.
Auch die Belegschaft selbst sei über die Nachricht sehr enttäuscht. „Wenn wir Listen auslegen, in denen man sich für den Dienst eintragen kann, sind die bei verkaufsoffenen Sonntagen schnell voll. Unsere Mitarbeiter arbeiten gern an solchen Tagen. Zum einen trifft man auf entspannte Kunden und eine lebhafte, volle Innenstadt, auf der anderen Seite erhalten die Mitarbeiter Sonderzahlungen und Freizeitausgleich“, erläutert Markert. Von Verdi heißt es, dass man aufgrund des Arbeitnehmerschutzes grundsätzlich gegen verkaufsoffene Sonntage sei.
Aktionen aus der Vergangenheit zeigten, dass verkaufsoffene Sonntage vor allem für Familien eine beliebtes Unternehmung seien, die nicht nur mit Blick auf die Umsatz- und Besucherzahlen auch sehr gut angenommen würde. „Wenn wir in unseren Innenstädten Attraktivität schaffen wollen, brauchen wir solche Möglichkeiten, um Besucher in die Stadt zu ziehen“, sagt Thomas Vockeroth.
Auch für Bad Hersfelds Bürgermeisterin Anke Hofmann ist die Entscheidung unverständlich: „Es ist schon etwas frustrierend. Einerseits akquirieren wir erfolgreich Finanzmittel aus Innenstadt-Förderprogrammen, um Veranstaltungen in Bad Hersfeld weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite werden dann hiesige Partner auf diese Art und Weise ausgebremst“, teilte die Bürgermeisterin mit. Mit dieser Gerichtsentscheidung ist es nunmehr der dritte verkaufsoffene Sonntag, der in der Festspielstadt gekippt worden ist.
Die wahren Leidtragenden dieser Entscheidung seien in erster Linie die Einzelhändler. „Sie wollten die Veranstaltung Tourist in der eigenen Stadt und die dadurch belebte Innenstadt nutzen, um ihre Angebotsvielfalt zu präsentieren. Sie haben sich mit besonderen Aktionen und Dekorationen auf den verkaufsoffenen Sonntag vorbereitet“, erklärt Hofmann weiter.
Die Stadtverwaltung betont, dass die gerichtliche Entscheidung jedoch keinen Einfluss auf die Abschlussplanungen für das Veranstaltungswochenende am 22. und 23. April habe. Die „Museums- und Erlebnisnacht“ und auch die Aktion „Tourist in der eigenen Stadt“ werden stattfinden. (Daniel Göbel)