Erste Risse, große Pläne und Wohnungsnot: Einstimmige Beschlüsse bei Stadtverordnetenversammlung

Mal wieder hat das Bad Hersfelder Stadtparlament in nur knapp einer Stunde, ohne große Diskussionen und stets einstimmig seine Agenda abgearbeitet. Seit der Wahl von Bürgermeisterin Anke Hofmann bemühen sich alle Fraktionen um ein konstruktives und sachliches Miteinander.
Das ist auch gut so, denn es ist viel liegen geblieben, was nun aufzuarbeiten ist. Für die politischen Beobachter ist diese „Friede, Freude, Eierkuchen-Stimmung“ freilich etwas langweilig.
Trotz dieser demonstrativen Einigkeit zeigen sich hinter der schönen Fassade allerdings auch schon die ersten Risse: Von Ernüchterung ist in SPD-Kreisen die Rede, es sei bislang noch nichts richtig Greifbares erkennbar. Die CDU beklagt sich indes über sozialdemokratische Quertreibereien. Und die kleinen Parteien ringen darum, der Stadtpolitik auch ihre Duftnote zu verleihen.
Das alles ist aber ganz normal und auch verständlich. Denn wofür haben wir sonst ein Mehrparteiensystem? Politik, auch auf kommunaler Ebene, lebt von unterschiedlichen Zielen und Meinungen, sowie von guten Reden im Parlament.
Vielleicht wird ja der „Innenstadt-Gipfel“ am kommenden Donnerstag in der Stadthalle etwas lebendiger, denn unsere Stadt braucht viele gute Ideen, die dann allerdings gern gemeinsam umgesetzt werden können.
Am 15. Mai sollen die Proben für die Bad Hersfelder Festspiele beginnen, am 30. Juni ist die erste Premiere. Doch außer der Hauptdarstellerin des King Lear, Charlotte Schwab, kennen wir bislang keine Namen. Angeblich noch vor Ostern sollen ein bis zwei weitere Schauspieler bekannt gegeben werden – wenn bis dahin die Tinte unter den Verträgen trocken ist. Für den „Club der toten Dichter“ wurde angeblich ein „bekannter TV-Star“ verpflichtet, um dem Stück auch in der dritten Spielzeit einen neuen Kick zu verleihen.
Auch ein Eichhof-Stück soll es definitiv geben – darauf hat der Magistrat erneut gepocht, obwohl Intendant Hinkel davon nicht ganz so begeistert scheint. Gespielt werden soll nach Vorstellungen des Magistrats ein Schwank, die Produktion wird vermutlich eingekauft werden.
Gleichzeitig wird auch am Festakt gebastelt. Der soll möglicherweise unmittelbar vor dem Premierenstück stattfinden, um eine entsprechende Zuschauer-Kulisse zu gewährleisten. Zuletzt waren viele der geladenen Gäste dem Festakt ferngeblieben und sind erst später gekommen. Fraglich ist allerdings, wie es dann mit dem Roten Teppich funktionieren kann, der ja immer zwischen Festakt und Premiere stattfand.
Das Schaulaufen der „Mehr oder Weniger-Promis“ war für viele Fans ohne Premierenticket eine beliebte Möglichkeit, ein bisschen Glanz und Glamour abzubekommen. Auch die Live-Schaltungen zu den Hauptnachrichtensendungen, die in ganz Deutschland von den Bad Hersfelder Festspielen künden, wären dann vielleicht so nicht mehr möglich.
Beim Catering für die Festspiele indes setzt man wieder auf das Organisationstalent Markus Heides und seines bewährten Stadtmarketingteams. Weil es zunehmend schwerer wird, einen Caterer für die ganze acht-wöchige Spielzeit zu verpflichten, sollen sich wieder gleich mehrere Gastronomen diese Aufgabe teilen und auf mehrere Schultern verteilen. Das sorgt für Abwechslung – auch auf den Tellern.
Unterdessen schlagen sich die Festspiel-Verantwortlichen mit einem ganz anderen Problem herum: Es gibt einfach keine Wohnungen und Quartiere für die Schauspieler. „So schlimm war es noch nie“, sagte mir eine Festspiel-Sprecherin. Der freie Wohnraum ist überall belegt – oft mit Geflüchteten aus der Ukraine.
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, Festspieler bei sich aufnehmen können, dann melden Sie sich bitte! Wir lassen hier doch keine Künstler im Regen stehen – außer zuweilen auf der Bühne in der Stiftsruine!
(Kai A. Struthoff)