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Kritik an der Feuerwehr-Teststrecke für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg

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Von: Mario Reymond, Lena Langhoff, Christopher Ziermann

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Auf der Teststrecke gilt es auch ein Labyrinth aus vergitterten, engen Wegen zu bewältigen – normalerweise ist es während der Prüfung dunkel und vernebelt. Unser Foto zeigt Redakteur Mario Reymond bei einem Selbstversuch.
Auf der Teststrecke gilt es auch ein Labyrinth aus vergitterten, engen Wegen zu bewältigen – normalerweise ist es während der Prüfung dunkel und vernebelt. Unser Foto zeigt Redakteur Mario Reymond bei einem Selbstversuch. © Lena Langhoff

Die Teststrecke des Landkreises für Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr ist in die Jahre gekommen. Die Forderung nach einer zeitnahen Sanierung wird lauter.

Hersfeld-Rotenburg – Kritik regte sich etwa jüngst in der Jahreshauptversammlung der Rotenburger Feuerwehren. Auch der Landkreis selbst sieht Handlungsbedarf, die Anlage zu erneuern. Im Brandschutzamt gibt es dazu bereits Erwägungen. Aktuell erfüllt die Teststrecke jedoch noch alle offiziellen Anforderungen.

Die Kritik an der Anlage in der Kreisstadt Bad Hersfeld, die alle der derzeit rund 800 Atemschutzgeräteträger im Kreis jährlich durchlaufen müssen, wird bei Anfragen unserer Zeitung nur von einem Teil der Feuerwehren im Landkreis in diesem Ausmaß geteilt.

Keine Updates mehr für die veraltete Software

„Die Atemschutzgeräteträger sind unser wichtigstes Gut und werden bei vielen Einsätzen benötigt“, sagt Dirk Riemenschneider, stellvertretender Stadtbrandinspektor Rotenburgs. Die Anlage sei altersbedingt störanfälliger und könne die Testergebnisse verfälschen. „Wenn die Geräte nicht korrekt mitzählen, verbraucht man mehr Luft und Kraft als eigentlich nötig“, bemängelt Riemenschneider.

Soft- und Hardware seien veraltet, es gebe keine Updates mehr dafür, so Riemenschneider. In benachbarten Landkreisen gebe es bereits neue Anlagen für den Test. „Es ist unbefriedigend, wenn die Geräte bei der Prüfung ausfallen und man wegen der Technik zur Nachprüfung muss.“ Die Feuerwehr bekomme ein Problem an der Basis, wenn die Atemschutzgeräteträger daher unzufrieden seien und nicht weitermachen wollten.

Auch Bebras Stadtbrandinspektor Mike Heckroth spricht sich klar für eine zeitnahe Erneuerung aus. Probleme und Staus an bestimmten Geräten seien bekannt. „Gute Technik ist eine Wertschätzung für unsere Atemschutzgeräteträger, die sehr viel Einsatz zeigen und viel leisten müssen.“

Anlage wird regelmäßig geprüft

Einige Feuerwehren berichten zwar auch von vereinzelten Problemen, teilen die Kritik aber nicht in dem Ausmaß. Wenig betroffen sind die Feuerwehrleute in Heringen, da viele von ihnen bei der Werksfeuerwehr von K+S sind und dort die neue Teststrecke durchlaufen. Trotzdem sieht Stadtbrandinspektor Duncan Stern bei der Anlage in Bad Hersfeld ebenfalls Handlungsbedarf.

Günter Scheer (Friedewald) und Christian Seelig (Bad Hersfeld) verweisen hingegen darauf, dass die Anlage die bei Überprüfungen geforderten Sollwerte erbringe und somit ihren Zweck erfülle.

Die Anlage werde turnusmäßig überprüft, heißt es auf Anfrage beim Landratsamt. Bei Geräten im Arbeitsraum wie dem Laufband sowie bei gewisser Technik würden das externe Firmen übernehmen, bei anderen Geräten der Fachdienst Gefahrenabwehr. Standardmäßig werde die Anlage meist jährlich geprüft. Der Fachdienst kontrolliere und warte die Anlage, zum Beispiel vor Lehrgängen, aber regelmäßig, wobei kleinere Mankos kurzfristig abgestellt würden.

Sanierung der Teststrecke kostet eine halbe Million

Die Atemschutzstrecke des Landkreises Hersfeld-Rotenburg im Keller der Bad Hersfelder Feuerwehr an der Knottengasse wurde vor 15 Jahren in Betrieb genommen.

Mittlerweile überlegen die Fachleute um Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger, wie es in Zeiten knapper Kassen möglich ist, einen besseren Standard bei der Ausbildung von Atemschutzgeräteträgern hinzubekommen. Denn beispielsweise bei Wohnhausbränden führt beim Feuerwehreinsatz kein Weg an Atemschutzgeräteträgern vorbei.

Und weil derartige Einsätze gefährlich sind, müssen die Einsatzkräfte körperlich fit und optimal auf derartige Einsätze vorbereitet sein. Um beste Trainingsmöglichkeiten zu haben, wird auch die neueste Technik benötigt. Aber die kostet Geld. Für die komplette Sanierung der in die Jahre gekommenen Anlage an der Knottengasse rechnet Kauffunger mit Kosten von knapp 500 000 Euro. Ein kompletter Neubau auf der grünen Wiese wäre mit 2,5 Millionen Euro weitaus teurer. Dann jedoch wäre der Landkreis selbst Eigentümer und nicht mehr Mieter bei der Kreisstadt Bad Hersfeld.

Aktuell werde im Brandschutzamt in alle Richtungen ergebnisoffen diskutiert. Sollte es in der Kreisverwaltung zu einem Ergebnis kommen, müsste dieser dann ohnehin noch politisch abgesegnet werden. Und zwar von den Mitgliedern des Kreistags.

Zettel mit Ergebnissen werden im Auto ins Brandschutzamt gebracht

Freuen über technische Veränderungen und Neuerungen würden sich neben Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger und Kreisbrandmeister Martin Orf ganz sicher auch die mehr als 3200 ehrenamtlichen Feuerwehrkräfte, die es im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt. Und darunter ganz besonders die etwa 800 Frauen und Männer, die ihren Dienst als Atemschutzgeräteträger versehen.

Kritisiert wird von Atemschutzgeräteträgern beispielsweise, dass die verwendeten „Fitnessgeräte“ in die Jahre gekommen seien und nicht exakt die tatsächlich geleisteten Werte liefern würden.

Das wiederum quittiert Kreisbrandmeister Orf, selbst Atemschutzgeräteträger, mit einem Kopfschütteln. „Die Übungen müssen exakt ausgeführt werden, dann wird auch alles ganz genau gezählt“, sagt er. Tatsächlich nicht mehr zeitgemäß sei die Technik hinsichtlich der Auswertung der einzelnen Testergebnisse. „Es ist nicht möglich, die erfassten Daten per Rechner von der Atemschutzstrecke hinüber zum Brandschutzamt an der Friedloser Straße zu senden. Da müssen wir tatsächlich die Ergebniszettel ins Auto packen, hinüberfahren und dann in einen Rechner eingeben“, verdeutlicht Kreisbrandinspektor Kauffunger. (Mario Reymond/Lena Langhoff/Christopher Ziermann)

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