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Risiko für Wildunfälle steigt mit Umstellung auf Sommerzeit

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Von: Marius Gogolla

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Wildunfall
Ein totes Reh liegt nach der Kollision mit einem Auto am Straßenrand einer Landstraße. © Julian Stratenschulte/dpa/Symbolbild

Mit der Umstellung der Uhren auf Sommerzeit steigt in der Region wieder das Risiko von Wildunfällen.

Hersfeld-Rotenburg – In der vergangenen Nacht zum Sonntag wurden die Uhren auf die Sommerzeit um eine Stunde von 2 auf 3 Uhr vorgestellt. Das hat zur Folge, dass es morgens länger dunkel und abends länger hell ist. Dadurch steige das Risiko für Wildunfälle, wie der Landesjagdverband Hessen mitteilt.

Im Kreis Hersfeld-Rotenburg hat es laut Unfallstatistik der Polizei im Jahr 2021 682 Wildunfälle gegeben, bei einer Gesamtzahl von 2280 Unfällen im Kreis. Das ist ein Anteil von circa 30 Prozent aller Verkehrsunfälle. „Glücklicherweise kommen bei Wildunfällen selten Menschen zu Schaden“, sagt Dominik Möller, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Osthessen. „Der Sachschaden durch Wildunfälle ist jedoch erheblich.“ So entstand im Kreis durch Wildunfälle im Jahr 2021 eine Schadenssumme von insgesamt 3 219 000 Euro.

Besondere Gefahrenschwerpunkte stellten Übergangsbereiche zwischen Wald- und Feldzonen dar, weil dort mit Wildwechsel zu rechnen sei, so Möller.

Gerade nach der Zeitumstellung sei es wichtig, besonders vorsichtig zu fahren, da der Berufsverkehr in die Zeit der Morgendämmerung falle, so Thomas Giese, 1. Vorsitzender des Kreisjagdvereins Hersfeld. „Das Risiko für Wildunfälle steigt nach der Zeitumstellung rapide“, sagt Giese. „Deswegen sollte man gerade auf Straßen in Waldgebieten sehr achtsam sein und das Tempo reduzieren.“

Wolfgang Adam von der Jägervereinigung Rotenburg ergänzt: „Wenn man ein Wildtier auf der Straße sieht, sollte man auf jeden Fall das Fernlicht ausschalten und langsam fahren.“

Auch Hupen könne helfen, die Tiere von der Straße zu vertreiben. Die schwersten Unfälle würden passieren, wenn die Fahrerin oder der Fahrer ein Ausweichmanöver macht, so Adam.

Deutschlandweit ist laut einer Statistik des Deutschen Jagdverbands eine ansteigende Entwicklung bei Wildunfällen zu erkennen: In der vergangenen Saison 2021/22 sind fast 210 000 Rehe, 23 808 Wildschweine, 4315 Damhirsche und 2965 Rothirsche im Straßenverkehr zu Tode gekommen. Außerdem sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. Im Vergleich: 2020/21 waren es 198 730 Rehe, 20 070 Wildschweine, 4535 Damhirsche und 3166 Rothirsche. Ein starker Anstieg von etwa 16 Prozent im Vergleich zu 2020/21 ist demnach bei den Wildschweinen auszumachen. Bei jedem zweiten Wildunfall ist ein Reh involviert, so der Verband.

Unfallstelle absichern und Polizei informieren

Ist es zu einem Wildunfall gekommen, sollte der Fahrer zunächst am Straßenrand anhalten, die Warnblinkanlage einschalten, eine Warnweste anziehen und ein Warndreieck aufstellen. Danach sollte die Polizei unter der 110 angerufen werden, auch dann, wenn am Auto keine Schäden entstanden sind. Die Polizei kontaktiert dann einen Jäger. Dieser kümmert sich um das Wild. Keinesfalls darf das Tier mitgenommen werden, auch nicht, wenn es tot ist. mag

Diese Tipps gibt der Landesjagdverband zur Vermeidung von Wildunfällen

Mit der Zeitumstellung fällt die Zeit, in der sich die heimischen Wildtiere auf Nahrungssuche begeben, in den Berufsverkehr am Morgen, so der Landesjagverband Hessen. Zwischen 5 und 7 Uhr morgens sowie 21 und 23 Uhr abends nehme die Gefahr eines Wildunfalls stark zu.

Der Verband weist deshalb darauf hin, dass in den Monaten April und Mai besondere Vorsicht auf den Straßen geboten sei und gibt Tipps zur Vermeidung von Wildunfällen:

- Geschwindigkeit entlang unübersichtlichen Wald- und Feldrändern reduzieren.

- Besonders gefährlich sind neue Straßen durch Waldgebiete, da das Wild seine gewohnten Wege beibehält.

- Die größte Gefahr droht in der Morgen- und Abenddämmerung, bei Nacht und bei Nebel.

- Steht ein Tier am Straßenrand: bremsen, abblenden, hupen.

- Ein Tier kommt selten allein. Wechselt Wild die Straße, sollten Autofahrer stets mit Nachzüglern rechnen.

- Lässt sich ein Zusammenstoß nicht verhindern, sollten Fahrzeugführer eine Vollbremsung einleiten und das Lenkrad festhalten. Nicht ausweichen, sonst kann die Fahrt schnell im Gegenverkehr oder an einem Baum enden.

- Aufgrund der Infektionsgefahr niemals tote Tiere ohne Handschuhe anfassen. Abstand halten zu lebenden Tieren.

Übrigens: Wer überfahrenes Wild mitnimmt, macht sich der Wilderei strafbar.

Laut Regierungspräsidium Kassel treten in Hessen rund 21 000 Wildunfälle jährlich auf. Rund ein Viertel der Unfälle mit Rehen werden in den Monaten April und Mai gemeldet. Ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik zeigt, dass im Schnitt fast jeder dritte Verkehrsunfall auf Kreis-, Land- und Bundesstraßen in der Region Osthessen ein Wildunfall ist. So ereigneten sich 2021 insgesamt etwa 10 000 Verkehrsunfälle, darunter 2895 Zusammenstöße mit Tieren. Die meisten Wildunfälle im Kreis der vergangenen fünf Jahre ereigneten sich 2019: 691 waren es im kompletten Jahr, die wenigsten waren es 2020 mit 653. (Marius Gogolla)

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