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Sturm im Kreis Hersfeld-Rotenburg: Fast 40 Bäume umgestürzt - Baum fiel vor Zug

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Von: Nadine Meier-Maaz

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Das Bild zeigt im Vordergrund ein rotes Feuerwehrauto und dahinter Einsatzkräfte an einem auf der Straße liegenden Baum.
Kein Durchkommen: Sturm Ylenia hat auch die Feuerwehren im Landkreis Hersfeld-Rotenburg beschäftigt. Besonders gefragt waren die Einsatzkräfte unter anderem in der Gemeinde Nentershausen. Auf der Landesstraße 3249 zwischen Nentershausen und Bauhaus musste dieser Baum entfernt werden. © Feuerwehr Gemeinde Nentershausen

Sturm Ylenia hat den Kreis Hersfeld-Rotenburg nicht so schlimm getroffen wie andere Regionen. Mehrere Feuerwehreinsätze gab es dennoch. Zudem war der Bahnverkehr gestört.

Aktualisiert am 17.02.2022 um 19 Uhr: Inzwischen haben auch die Verantwortlichen beim Landkreis eine Bilanz des ersten Sturmtages gezogen - verbunden mit dem Dank an alle ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Einige Straßen sind weiterhin gesperrt, es gibt zudem eine weitere Orkanwarnung.

Hier die Pressemitteilung des Landratsamts im Wortlaut:

Nach einer unruhigen Nacht und Morgen konnte die Region am Donnerstagmittag erst einmal aufatmen: Sturmtief „Ylenia“ hat in der Zeit von Mittwochabend bis Donnerstagmittag, 13.30 Uhr, zwar für einige Aufregung im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gesorgt, größere Schäden blieben allerdings aus. Die Bilanz am Donnerstagmittag: Insgesamt 38 Mal rückten die Einsatzkräfte im Kreis wegen umgestürzter Bäume aus.

Zum Glück blieben schwerste Schäden aus, niemand ist verletzt worden. „Im Nordostteil des Kreises war das Sturmaufkommen am größten“, berichtet Maik Miltenberger, Leiter der Zentralen Leitstelle im Landratsamt. Hauptsächlich von umgestürzten Bäumen betroffen waren die Gemeinden Alheim, Nentershausen, Wildeck, Friedewald, Haunetal und Hohenroda. Die Einsatzkräfte rückten aber auch in Bad Hersfeld und Breitenbach am Herzberg aus. In Wildeck-Bosserode fiel ein Baum vor einen Reisezug, verletzt wurde zum Glück niemand. „Richtig los ging es gegen 4.50 Uhr am Morgen, da riefen wir beispielsweise in der Gemeinde Nentershausen auch das Unwettermodul aus“, so Miltenberger. Größere Verkehrs- und Zugausfälle gab es nicht.

Thorsten Bloß, Leiter des Fachdienstes Gefahrenabwehr, dankt allen Einsatzkräften der Feuerwehren und des Rettungsdienstes: „Es ist nicht selbstverständlich, in mitunter so gefährlichen Situationen das eigene Wohl für die Allgemeinheit zu riskieren.“ Bloß sei erleichtert, dass bei den Einsätzen niemand verletzt worden sei. Auch das Team der Leitstelle leistete souveräne Arbeit, dass mit drei statt wie gewohnt zwei Kollegen die Notrufe der Bürger entgegennahm. Rund 180 Mal klingelte hier das Telefon.

Thorsten Bloß sagt: „Unser Kreis ist von größeren Schäden verschont geblieben. Wir hatten Glück, dass uns das Sturmtief nur gestreift hat.“ Einige Straßenverbindungen sind noch gesperrt, etwa am Eisenberg (K34), der Stock (K50), der Schwarze Stock (L3336) oder das Nadelöhr (L3069). Die Verbindungsstraße zwischen Solms und Niederjossa ist wegen Hochwasser gesperrt.

Bis Donnerstagmittag hatte sich die Wetterlage im Landkreis Hersfeld-Rotenburg wieder etwas entspannt. Das soll sich laut Deutschem Wetterdienst aber bereits am Freitag wieder ändern. „Die Warnlage wird bis Samstagmorgen ausgeweitet. Wir gehen davon aus, dass der Sturm ab Freitagabend wieder losgeht, wahrscheinlich dann auch heftiger“, vermutet Bloß und bittet die Bevölkerung um Vorsicht: „Bleiben Sie wenn möglich zuhause. Meiden Sie aber in jedem Fall Wälder und achten Sie im Freien auf herumfliegende Gegenstände. Bitte fahren Sie womöglich auch kein Auto.“ Bloß weist auf die drohende Gefahr in der Nähe von Bäumen hin: „Die Bäume sind jetzt vorgeschädigt, weil sie bereits einen 12-Stunden-Sturm hinter sich haben. Selbst nicht so starker Wind kann die Bäume umstürzen lassen. Noch so ein Sturm und es haut sicherlich weit mehr Bäume als heute um.“

Weitere Warnung des Deutschen Wetterdienstes für Hersfeld-Rotenburg:

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine Warnung vor Orkanböen herausgegeben: Zwischen Freitagabend, 19 Uhr und Samstagmorgen, 4 Uhr, nimmt der Wind weiter zu und erreicht Böen zwischen 90 und 110 km/h, stellenweise sind auch Orkanböen um 120 km/h aus westlichen Richtungen nicht ausgeschlossen. Im Bergland treten voraussichtlich von Freitagabend bis Samstagmorgen Orkanböen zwischen 120 und 140 km/h auf, auf freien Gipfellagen sind extreme Orkanböen bis zu 170 km/h nicht ausgeschlossen. In der zweiten Nachthälfte zieht das Starkwindfeld weiter und der Wind lässt deutlich nach.

Aktualisiert am 17.02.2022 um 16.05 Uhr - Hersfeld-Rotenburg - Der Kreis Hersfeld-Rotenburg ist von Sturm Ylenia im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands einigermaßen verschont geblieben. Die Freiwilligen Feuerwehren hatten zwischen Mittwochabend und Donnerstagmorgen dennoch gut zu tun.

Die Leitstelle beim Landkreis meldete über zehn umgestürzte Bäume, unter anderem in Friedewald, Nentershausen, Weißenhasel, Obergude, BadHersfeld und Ransbach.

Am Donnerstagmorgen wurde das Unwettermodul ausgerufen und zur allgemeinen Einsatzbereitschaft aufgerufen.

Das Bild zeigt Einsatzkräfte der Feuerwehr Hohenroda-Ransbach, die im Dunkeln einen Baum von der Straße entfernen.
Baum auf Straße: Die Feuerwehren im Kreis Hersfeld-Rotenburg rückten zwischen Mittwochabend und Donnerstagmorgen zu über zehn Einsätzen aus, bei denen es galt, umgestürzte Bäume zu entfernen. So wie hier die Einsatzkräfte der Feuerwehr Hohenroda-Ransbach. © Feuerwehr Hohenroda-Ransbach.

Besonders gefragt war die Feuerwehr in Nentershausen, wo etwa 30 bis 35 Einsatzkräfte seit kurz vor 6 Uhr im Dauereinsatz waren. Zwischen Nentershausen und Bauhaus sowie zwischen Nentershausen und Weißenhasel und Richtung Dens gab es mehrere Einsätze wegen umgestürzter Bäume, die die Straße blockierten beziehungsweise Verkehrsteilnehmer gefährdeten. Im Ortsteil Dens musste ein Spezialunternehmen anrücken, um bei der Fällung eines circa 30 Meter hohen Baums zu helfen, der eingerissen war und auf ein Haus zu stürzen drohte. Andernorts wurden Dachziegel abgedeckt. Um alle Einsätze zu koordinieren, wurde laut Gemeindebrandinspektor Christian Löffler extra ein Krisenstab eingerichtet.

In Bad Hersfeld am Frauenberg musste als Folge der Unwetterlage der Verbindungsweg zwischen Grüner Weg und Am Kupferstrauch gesperrt werden. Fußgänger können dort diese und nächste Woche nicht passieren, teilt die Stadt mit. Aufgrund der Sturmschäden und nasser Böden besteht akut die Gefahr von Baumsturz und Entwurzlungen. In der nächsten Woche soll dann eine Fachfirma der Verbindungsweg wieder freigemacht und die Gefährdungen beseitigen.

Behinderungen gab es auch im Bahnverkehr: Nachdem ein Baum einen Teil der Oberleitung beschädigt hatte war die Bahnstrecke Bad Hersfeld-Fulda zwischen 5.30 und 8.30 Uhr komplett gesperrt. Züge des Nah- und Fernverkehrs fielen in dieser Zeit aus, danach konnte der Betrieb auf einem der beiden Gleise wieder aufgenommen werden.

Die Reparatur der Oberleitung verzögerte sich allerdings, da das dafür notwendige Personal und deren Spezialfahrzeug - ein sogenannter Turmtriebwagen mit ausschwenkbarer Dacharbeitsbühne - zuvor andere Schadstellen beheben musste. Ein vor der Störstelle stehender Güterzug war kurz hinter dem Bahnhof Oberhaun angehalten worden, das Personal wurde aufgrund der langen Standzeit zwischenzeitlich ausgetauscht. Erst gegen 13.15 Uhr ging es für den Güterzug weiter.

Der NVV rät allen Fahrgästen, sich weiterhin vor ihrer Fahrt informieren.

Das Bild zeigt einen Zug, der bei Oberhaun warten muss.
Zwangspause: Dieser Güterzug auf der Strecke Bad Hersfeld-Fulda muss seit 5.30 Uhr bei Oberhaun warten, weil durch den Sturm die Oberleitung beschädigt wurde, die nun erst mal repariert werden musste. Die Reparaturtrupps der Bahn sind nach dem Sturm in der Nacht vielerorts eingespannt. © Patrick Rehn

Auch Hessen Mobil warnt derweil vor Ast- und Baumbruch durch Sturmböen und ruft die Verkehrsteilnehmer im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zu größter Vorsicht auch in den kommenden Tagen auf. Es bestehe die Gefahr von Ast- und Baumbruch entlang der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Gerade in waldreichen Gebieten könnten Äste abbrechen und Bäume umstürzen, heißt es. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Autofahrerinnen und Autofahrer, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgänger.

Seit den frühen  Morgenstunden sind die Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Einsatz, kontrollieren das gesamte Streckennetz auf seinen verkehrssicheren Zustand und räumen – dort wo es nötig ist – in Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren Bäume und Äste weg.

Im benachbarten Eiterfeld (Kreis Fulda) kam am Donnerstag gegen 4.45 Uhr der Fahrer eins Mercedes-Sprinters auf der L 3171 von Fürsteneck kommend in Richtung Oberweisenborn in einer Linkskurve bei Wölf bei starken Böen nach rechts von der Fahrbahn ab. Er durchfuhr einen Flutgraben und stieß gegen einen Wasserdurchlass. Anschließend blieb er mit einem Totalschaden auf dem angrenzenden Feld stehen. Der Fahrer blieb laut Polizei aber unverletzt. Der Sachschaden am Fahrzeug beläuft sich auf rund 25.000 Euro. Das Fahrzeug war nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden.

Die ersten Meldungen bei der osthessischen Polizei waren gegen 2.30 Uhr eingegangen. Fahrzeugführer meldeten Starkregen und Aquaplaning auf der A 4 Höhe Hönebach. In einigen Fällen kam es auch zu Verkehrsunfällen. In Lispenhausen ließen die Windböen laut Polizei gegen 6 Uhr einen Baum auf einen geparkten Lkw fallen. Verletzt wurde in allen gemeldeten Fällen aber niemand, so die erste positive Bilanz der Polizei.

Von einzelnen, aber mehreren fehlenden Schüler berichtete Karsten Backhaus, Schulleiter der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld. Die MSO gehört zu den größten Schulen im Kreis. Das Kultusministerium hatte am Mittwoch darauf hingewiesen, dass bei extremen Witterungsverhältnissen grundsätzlich die Erziehungsberechtigten entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar und sicher ist. Volljährige Schülerinnen und Schüler entscheiden dies selbst. Im Fall des Fernbleibens müsse die Schule auf den üblichen Kommunikationswegen informiert werden. Die Eltern sollten sich daher ständig über die aktuellen Straßen- und Witterungsverhältnisse informieren und dann abwägend entscheiden, hieß es.

Tatsächlich beziehungsweise wie zu erwarten habe es an der MSO am Donnerstag dann auch Schüler gegeben, die nicht zum Unterricht erschienen seien, so Backhaus, der dafür allerdings nur zum Teil Verständnis hatte. Natürlich gehe Sicherheit und Gesundheit immer vor, wenn jemand nur wenige Kilometer von der Schule entfernt wohne und es in diesem Bereich keine größeren Schäden und Böen gegeben habe, müsse man sich jedoch fragen, ob das verhältnismäßig und nötig sei. Er verwies außerdem auf die Regel, dass sich die Schüler dann online um die verpassten Aufgaben kümmern müssen. „Die Schule fällt in solchen Fällen nicht mehr aus, der Präsenzunterricht wird dann durch Distanzunterricht ersetzt“, so Backhaus. Die Lehrer seien im Übrigen alle da gewesen.

Ähnlich war es an der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg. Auch dort hätten sich einige Schüler abgemeldet, hieß es auf Nachfrage unserer Zeitung. (nm)

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