Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für den Landkreis Hersfeld-Rotenburg eine Warnung vor Orkanböen herausgegeben: Zwischen Freitagabend, 19 Uhr und Samstagmorgen, 4 Uhr, nimmt der Wind weiter zu und erreicht Böen zwischen 90 und 110 km/h, stellenweise sind auch Orkanböen um 120 km/h aus westlichen Richtungen nicht ausgeschlossen. Im Bergland treten voraussichtlich von Freitagabend bis Samstagmorgen Orkanböen zwischen 120 und 140 km/h auf, auf freien Gipfellagen sind extreme Orkanböen bis zu 170 km/h nicht ausgeschlossen. In der zweiten Nachthälfte zieht das Starkwindfeld weiter und der Wind lässt deutlich nach.
Aktualisiert am 17.02.2022 um 16.05 Uhr - Hersfeld-Rotenburg - Der Kreis Hersfeld-Rotenburg ist von Sturm Ylenia im Gegensatz zu anderen Regionen Deutschlands einigermaßen verschont geblieben. Die Freiwilligen Feuerwehren hatten zwischen Mittwochabend und Donnerstagmorgen dennoch gut zu tun.
Die Leitstelle beim Landkreis meldete über zehn umgestürzte Bäume, unter anderem in Friedewald, Nentershausen, Weißenhasel, Obergude, BadHersfeld und Ransbach.
Am Donnerstagmorgen wurde das Unwettermodul ausgerufen und zur allgemeinen Einsatzbereitschaft aufgerufen.
Besonders gefragt war die Feuerwehr in Nentershausen, wo etwa 30 bis 35 Einsatzkräfte seit kurz vor 6 Uhr im Dauereinsatz waren. Zwischen Nentershausen und Bauhaus sowie zwischen Nentershausen und Weißenhasel und Richtung Dens gab es mehrere Einsätze wegen umgestürzter Bäume, die die Straße blockierten beziehungsweise Verkehrsteilnehmer gefährdeten. Im Ortsteil Dens musste ein Spezialunternehmen anrücken, um bei der Fällung eines circa 30 Meter hohen Baums zu helfen, der eingerissen war und auf ein Haus zu stürzen drohte. Andernorts wurden Dachziegel abgedeckt. Um alle Einsätze zu koordinieren, wurde laut Gemeindebrandinspektor Christian Löffler extra ein Krisenstab eingerichtet.
In Bad Hersfeld am Frauenberg musste als Folge der Unwetterlage der Verbindungsweg zwischen Grüner Weg und Am Kupferstrauch gesperrt werden. Fußgänger können dort diese und nächste Woche nicht passieren, teilt die Stadt mit. Aufgrund der Sturmschäden und nasser Böden besteht akut die Gefahr von Baumsturz und Entwurzlungen. In der nächsten Woche soll dann eine Fachfirma der Verbindungsweg wieder freigemacht und die Gefährdungen beseitigen.
Behinderungen gab es auch im Bahnverkehr: Nachdem ein Baum einen Teil der Oberleitung beschädigt hatte war die Bahnstrecke Bad Hersfeld-Fulda zwischen 5.30 und 8.30 Uhr komplett gesperrt. Züge des Nah- und Fernverkehrs fielen in dieser Zeit aus, danach konnte der Betrieb auf einem der beiden Gleise wieder aufgenommen werden.
Die Reparatur der Oberleitung verzögerte sich allerdings, da das dafür notwendige Personal und deren Spezialfahrzeug - ein sogenannter Turmtriebwagen mit ausschwenkbarer Dacharbeitsbühne - zuvor andere Schadstellen beheben musste. Ein vor der Störstelle stehender Güterzug war kurz hinter dem Bahnhof Oberhaun angehalten worden, das Personal wurde aufgrund der langen Standzeit zwischenzeitlich ausgetauscht. Erst gegen 13.15 Uhr ging es für den Güterzug weiter.
Der NVV rät allen Fahrgästen, sich weiterhin vor ihrer Fahrt informieren.
Auch Hessen Mobil warnt derweil vor Ast- und Baumbruch durch Sturmböen und ruft die Verkehrsteilnehmer im Landkreis Hersfeld-Rotenburg zu größter Vorsicht auch in den kommenden Tagen auf. Es bestehe die Gefahr von Ast- und Baumbruch entlang der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen. Gerade in waldreichen Gebieten könnten Äste abbrechen und Bäume umstürzen, heißt es. Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für Autofahrerinnen und Autofahrer, Radfahrerinnen und Radfahrer sowie Fußgängerinnen und Fußgänger.
Seit den frühen Morgenstunden sind die Mitarbeiter der Straßenmeistereien im Landkreis Hersfeld-Rotenburg im Einsatz, kontrollieren das gesamte Streckennetz auf seinen verkehrssicheren Zustand und räumen – dort wo es nötig ist – in Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren Bäume und Äste weg.
Im benachbarten Eiterfeld (Kreis Fulda) kam am Donnerstag gegen 4.45 Uhr der Fahrer eins Mercedes-Sprinters auf der L 3171 von Fürsteneck kommend in Richtung Oberweisenborn in einer Linkskurve bei Wölf bei starken Böen nach rechts von der Fahrbahn ab. Er durchfuhr einen Flutgraben und stieß gegen einen Wasserdurchlass. Anschließend blieb er mit einem Totalschaden auf dem angrenzenden Feld stehen. Der Fahrer blieb laut Polizei aber unverletzt. Der Sachschaden am Fahrzeug beläuft sich auf rund 25.000 Euro. Das Fahrzeug war nicht mehr fahrbereit und musste abgeschleppt werden.
Die ersten Meldungen bei der osthessischen Polizei waren gegen 2.30 Uhr eingegangen. Fahrzeugführer meldeten Starkregen und Aquaplaning auf der A 4 Höhe Hönebach. In einigen Fällen kam es auch zu Verkehrsunfällen. In Lispenhausen ließen die Windböen laut Polizei gegen 6 Uhr einen Baum auf einen geparkten Lkw fallen. Verletzt wurde in allen gemeldeten Fällen aber niemand, so die erste positive Bilanz der Polizei.
Von einzelnen, aber mehreren fehlenden Schüler berichtete Karsten Backhaus, Schulleiter der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld. Die MSO gehört zu den größten Schulen im Kreis. Das Kultusministerium hatte am Mittwoch darauf hingewiesen, dass bei extremen Witterungsverhältnissen grundsätzlich die Erziehungsberechtigten entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder zumutbar und sicher ist. Volljährige Schülerinnen und Schüler entscheiden dies selbst. Im Fall des Fernbleibens müsse die Schule auf den üblichen Kommunikationswegen informiert werden. Die Eltern sollten sich daher ständig über die aktuellen Straßen- und Witterungsverhältnisse informieren und dann abwägend entscheiden, hieß es.
Tatsächlich beziehungsweise wie zu erwarten habe es an der MSO am Donnerstag dann auch Schüler gegeben, die nicht zum Unterricht erschienen seien, so Backhaus, der dafür allerdings nur zum Teil Verständnis hatte. Natürlich gehe Sicherheit und Gesundheit immer vor, wenn jemand nur wenige Kilometer von der Schule entfernt wohne und es in diesem Bereich keine größeren Schäden und Böen gegeben habe, müsse man sich jedoch fragen, ob das verhältnismäßig und nötig sei. Er verwies außerdem auf die Regel, dass sich die Schüler dann online um die verpassten Aufgaben kümmern müssen. „Die Schule fällt in solchen Fällen nicht mehr aus, der Präsenzunterricht wird dann durch Distanzunterricht ersetzt“, so Backhaus. Die Lehrer seien im Übrigen alle da gewesen.
Ähnlich war es an der Jakob-Grimm-Schule in Rotenburg. Auch dort hätten sich einige Schüler abgemeldet, hieß es auf Nachfrage unserer Zeitung. (nm)