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Symposium mit Autor Ulrich Woelk zur Aktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“

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Von: Ute Janßen

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Im Loft des „wortreich“ tauschten sich die Lesepatinnen und Lesepaten aus Bad Hersfeld mit Vertretern aus anderen Städten über die Chancen und Grenzen städteweiter Leseaktionen aus.
Im Loft des „wortreich“ tauschten sich die Lesepatinnen und Lesepaten aus Bad Hersfeld mit Vertretern aus anderen Städten über die Chancen und Grenzen städteweiter Leseaktionen aus. © Ute Janßen

Bei einem Symposium im Wortreich in Bad Hersfeld tauschten sich Lesepatinnen und -paten und Vertreter anderer Städte mit Leseaktionen mit Autor Ulrich Woelk aus.

Bad Hersfeld – Es wird immer viele geben, die nicht lesen, aber auch viele, die lesen – diese Hoffnung formulierte der Autor Ulrich Woelk, dessen Buch „Der Sommer meiner Mutter“ im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion „Bad Hersfeld liest ein Buch“ steht. Bereits zum 20. Mal lesen die Hersfelder gemeinsam. Aus Anlass dieses Jubiläums stellte sich Woelk in einem Symposium den Fragen der Lesepatinnen und Lesepaten sowie von Gästen aus anderen Städten, in denen es ähnliche Aktionen wie in Bad Hersfeld gibt.

Autor Ulrich Woelk fasste zu Beginn des Symposiums seine Gedanken zur Veränderung des Schreibprozesses vor dem Hintergrund der technischen Entwicklungen anhand seiner eigenen Erfahrungen in den letzten 30 Jahren zusammen. „Von Duden zu Zuse“ hatte er seinen Beitrag – passend zu Bad Hersfeld – überschrieben. Duden, so Woelk, habe mit seiner Arbeit wesentlich dazu beigetragen, die schriftliche Verständigung in Deutschland zu erleichtern und Zuse habe durch die Digitalität wiederum eine Veränderung ausgelöst.

Er selbst habe seinen ersten Roman handschriftlich begonnen und sei erst später auf das Schreiben am PC umgestiegen. Für ihn habe sich nicht extrem viel verändert. Das Internet sei jedoch mittlerweile zu einem eigenen literarischen Raum mit völlig neuen Formaten wie beispielsweise Blogs (aus denen gelegentlich auch gedruckte Literatur werde) und Themen wie der zunehmenden Bedeutung des autofiktionalen Schreibens geworden.

Diskutierten mit dem Publikum über die Bedeutung von Literatur in unserer Gesellschaft: Christine Bossert, Hermann Diel, Ulrich Woelk und Dr. Thomas Handke (v.l.)
Diskutierten mit dem Publikum über die Bedeutung von Literatur in unserer Gesellschaft: Christine Bossert, Hermann Diel, Ulrich Woelk und Dr. Thomas Handke (v.l.). © Ute Janßen

In der sehr lebhaften Gesprächsrunde wurden verschiedene Themenbereiche angesprochen. So ging es beispielsweise um die Verbindung zwischen Theater und Literatur. Dafür stand mit Christine Bossert, der künstlerischen Betriebsdirektorin der Festspiele, eine kompetente Gesprächspartnerin auf dem von HR4-Journalist Hermann Diel moderierten Podium bereit. Sie betonte, dass Theater nicht zwangsläufig Leseförderung sein müsse, dass es dies aber definitiv sein könne.

Dieser Eindruck-wurde von Sandra Rudolph bestätigt, die deutlich machte, dass die Nachfrage nach Büchern zu Schauspielen in der Ruine definitiv steige. Besonders eindrücklich sei dies bei Michael Endes „Momo“ zu beobachten gewesen.

Dennoch, so Bossert, müsse Theater auch ohne zwingende Vorbildung der Besucherinnen und Besucher aller Generationen funktionieren. Ein möglichst niedrigschwelliges Angebot sei wichtig, auch weil Theater Freiheit geben könne, die es vor allem im Digitalen so nicht gäbe.

Auch Jugendliche lesen – aber anders

Die Frage nach der Bedeutung des gedruckten Buches gegenüber digitalen Medien war allen Beteiligten sehr wichtig. Nicht nur für den Vorsitzenden des Kulturausschusses Dr. Thomas Handke, der zuvor die Geschichte der Leseaktion erläutert hatte, war es wesentlich darüber nachzudenken, wie man möglichst viele Menschen – gerade auch junge Menschen – zum Lesen anregen könnte. Dazu gab es aus dem Auditorium einige Vorschläge, von denen sicherlich einige in der Zukunft aufgegriffen werden könnten. Unter anderem wurde vorgeschlagen, auch Lesevorschläge für jüngere Kinder in Kitas und Grundschulen zu machen.

Alle Anwesenden waren sich jedoch einig, dass es nicht notwendig sei, die Diskussion auf die Frage nach Defiziten zu verengen. Die Vorstellung, dass die Gegenwart immer schlechter sei als die vermeintlich goldene Vergangenheit und dass insbesondere die Jugend immer schlimmer werde, habe sich immer wieder als nicht zielführend erwiesen. Auch heute gäbe es viele Jugendliche, die entgegen gängiger Vorstellungen viel lesen – wenn auch oft anders als die Älteren.

Auch der Blick über den Tellerrand und der Austausch mit Aktiven aus anderen Städten wie beispielsweise Würzburg gestaltete sich ausgesprochen anregend. Nicht alles ist vergleichbar, aber es ist immer möglich, voneinander zu lernen. (Ute Janssen)

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