Biathlon-Stadtmeisterschaften in Bad Hersfeld – ganz ohne Schnee

Die Biathlon-Deutschlandtour hat am Samstag Station in Bad Hersfeld gemacht. Veranstalter ist die Agentur „in Motion“ von Martin Bremer aus dem pfälzischen Remagen. Gastgeber war der städtische Fachbereich Stadtmarketing.
Bad Hersfeld – „Zieh, zieh, ziiieh“, tönt es am Samstagmittag vor dem Modecentrum Sauer. Und Bernd Böhle zieht. Hängt sich mächtig rein. „Noch 100 Meter bis zum Ziel – dann bist du durch“, ruft Moderator Martin Bremer in sein Mikrofon.
Was ist denn da los? Ganz einfach: Die Biathlon-Deutschlandtour macht Station in Bad Hersfeld. Das funktioniert auch bei milden Temperaturen um die zehn Grad – und ganz ohne Schnee. Mitten in der Innenstadt. Bernd Böhle, der Fußball-Schiedsrichter und sportaffine Kommunalpolitiker hat mit seinem Team das Finale des Mannschaftswettbewerbs erreicht.
Die Teilnehmer müssen auf einem sogenannten Thorax-Trainer, einem Langlauf-Trainingsgerät zunächst 400 Meter (Frauen 300) absolvieren. Auch einige Biathlon-Profis nutzen diese Möglichkeit im Sommer zum Training, wie man hört.
Dann geht es an den Schießstand. Die Ziele sind doppelt so groß wie die, auf die im Weltcup geschossen wird. Außerdem „schießen“ die Gewehre nur mit Infrarotstrahlen, nicht mit Projektilen. Also völlig ungefährlich.
„Das geht ganz schön in die Arme und schlaucht mit der Zeit. Das merkt man dann auch beim Schießen, wenn die Zielscheiben zu wackeln scheinen – obwohl ich das ja eigentlich kann“, berichtet Böhle schmunzelnd – und noch etwas außer Atem. Für ihn und das Team der Stadtpolitiker „Not fast bust furious“ mit Anna Kleine und Martin Weiß reicht es am Ende zu Platz drei. Hinter den starken Frauen der Agentur Speed (Heide Aust, Alina Stephan, Anne Wulkau) das nur dem eigenen Männerteam um Klaus Hartwig, Philipp Kremer und Simon Schwarz den Vortritt lassen muss.
„Es hat Riesenspaß gemacht, und wir waren ganz gelassen und haben uns nicht unter Druck gesetzt. Vielleicht lief es deshalb im Team auch so gut“, meint Hartwig. Und ist sich mit seinen Jungs einig: „Nächstes Jahr sind wir wieder dabei – ganz klar.“ Hartwig sichert sich auch den Titel der Einzelkonkurrenz mit großem Vorsprung in 1:52 Minuten und mit fünf Volltreffern an der Schießscheibe.
Martin Bremer organisiert seit 2015 deutschlandweit Biathlon-Events. Er war selbst ein erfolgreicher Leistungssportler: 1996 gewann er den Frankfurt-Marathon in 2:13,35 Stunden. „Biathlon als Jedermann-Event in die Innenstädte zu bringen, finde ich spannend. Es ist die wohl populärste Wintersportart in Deutschland. Selbst ausprobiert haben es hingegen nur die wenigsten. Wir geben den Menschen die Möglichkeit, es beim Stadtbummel ganz spontan einmal zu versuchen“, erläutert er seine Geschäftsidee. Mit dem Event in Hersfeld zeigt er sich zufrieden – „wenngleich es ein paar Teilnehmer mehr hätten sein dürfen.“
Hersfelds neue Bürgermeisterin Anke Hofmann, deren Ehemann sowie beide Töchter an den Start gingen, probierte sich auch selbst einmal am Schießstand aus. „Es ist wirklich ein tolles Event zu Jahresbeginn. Ich hätte mir zwar noch etwas mehr Interesse gewünscht, aber so ist es schon okay“, sagt Hofmann. Knapp 60 Teilnehmer versuchten sich am Samstag im „Trocken-Biathlon“. Die komplette Ergebnisliste gibt es im Internet unter www.biathlon-tour.de. (Sascha Herrmann)