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Wochenendporträt: Jürgen Sprenger aus Bad Hersfeld ist Vollblutmusiker

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Von: Nadine Meier-Maaz

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Hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht: Trompeter Jürgen Sprenger aus Bad Hersfeld. Selbst der Zeiger an seiner Uhr hat die Form einer Trompete. US-Musiker Louis Armstrong zählt zu seinen Vorbildern. © Nadine Maaz

Trompeter Jürgen Sprenger aus Bad Hersfeld hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht und ist bereits mit Größen wie Hugo Strasser aufgetreten.

Was irgendwie abgedroschen klingt, trifft auf Jürgen Sprenger nun mal zu: Die Musik ist sein Leben. Vor über 50 Jahren hat der heute 61-Jährige angefangen, Trompete zu spielen. Dass er seine Leidenschaft mal zum Beruf machen würde, hatte er damals allerdings noch nicht geahnt. Auch nicht, dass ihm das Schicksal fast wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte ...

„An der Alten Klosterschule gab es damals ein großes Schulblasorchester“, erinnert sich der Hersfelder an seine Anfänge, als er eigentlich Trommel lernen wollte, aber dank seines Musiklehrers bei der Trompete landete. Seine Eltern kauften ihm das erste Instrument, dessen Quittung immer noch existiert, und „es kam gleich ein Ton raus“.

An der Modellschule Obersberg stieg er in die Oldtimer-Big-Band ein, ein Trompeten-Konzert war Teil des vierten Abi-Prüfungsfachs Musik. Trotzdem wählte Sprenger zunächst einen „seriöseren“ beziehungsweise sichereren Beruf als Steuerfachgehilfe. Nach der Ausbildung zog es ihn nach Hamburg, wo er weiterhin in verschiedenen Big Bands musizierte. Als er sich in Kassel später noch an einem Wirtschaftsstudium versuchte, landete er gleich in der Uni-Band – und 1984 entschied er sich schließlich doch noch, Trompete auf Lehramt zu studieren. „Da habe ich richtig viel gelernt und gemerkt: die Trompete ist meins!“, sagt Sprenger heute. Den besonderen Reiz des Instruments mache seine Vielseitigkeit aus. Es eigne sich für alle Musikrichtungen und komme im Orchester ebenso zum Einsatz wie bei Soloauftritten.

1990 machte er die Musik zum Beruf. Doch schon 2003 zwangen ihn gesundheitliche Probleme zu einer Pause. Sprenger verkaufte fast alle Instrumente – bis auf eines. „Ich litt an einer halbseitigen Gesichtslähmung und es war nicht klar, ob ich überhaupt jemals wieder würde spielen können“, erzählt Sprenger von dieser schweren Zeit.

Heute zählt der Trompeter wohl zu den bekanntesten Gesichtern der regionalen Musik-Szene. Ob Tanzmusik oder Musical, Sprenger ist für alle Genres offen. Sein Favorit ist der (alte) Jazz, für den man „man nach Noten spielen und improvisieren können muss“. Als sein hochkarätigstes Projekt bezeichnet er das „Blue Moon Orchestra“, das schon mit der Swing-Legende Hugo Strasser Konzerte gespielt hat. Im Januar 2020 wird die Gruppe mit Tatort-Kommissar Miroslav Nemec musizieren. Mit dem „Silver Lining Trio“ und der „Hot Four Jazzband“ steht Sprenger ebenfalls auf der Bühne. Eine feste Größe ist er bei den Jam-Sessions im Bad Hersfelder Buchcafé und beim Live-Jazz-Festival. Mit Uli Meiß und Helgo Hahn arbeitet er regelmäßig zusammen. Er hilft gerne aus, wenn jemand einen Trompeter benötigt und die Zeit es zulässt.

Musikreisen führten ihn nach Russland, Frankreich und Korea. Selbst in New Orleans (USA), dem Paradies für Jazz-Musiker, hat Sprenger schon gespielt. Im Sommer wird der 61-Jährige mit Fred Nash erneut am Rande der Festspiele auftreten.

Für die Musikschule ist er im ganzen Kreis unterwegs, er unterrichtet Grundschüler ebenso wie ältere Semester. Eine reine Männerdomäne sei die Trompete übrigens längst nicht mehr. „Musik hält jung“, findet Sprenger – allerdings sei gerade die Trompete in höherem Alter eine Herausforderung. „Man muss die Lippen und Bauchmuskeln trainieren. Eine Big Band ist fast Bodybuilding.“

Weltberühmt werde er wohl nicht mehr, stellt Sprenger lachend fest, doch auch nach einem halben Jahrhundert möchte er sich noch weiter entwickeln. Wer ihn einmal live erleben möchte, hat am Samstag, 30. März, die Gelegenheit im Buchcafé. Auch das mag zwar beliebig klingen, ist aber so: Applaus ist Teil des Lohns.

Zur Person

Jürgen Sprenger (61 Jahre) ist in Bad Hersfeld aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach fünf Jahren in Hamburg und danach 25 Jahren in Kassel, lebt er seit 2009 auch wieder in der Kreisstadt. Nach dem Abitur am Obersberg absolvierte Sprenger zunächst eine Ausbildung als Steuerfachgehilfe. Erst 1984 begann er Musik zu studieren. Seit 2005 unterrichtet er auch an der Musikschule des Landkreises. Der 61-Jährige spielt in verschiedenen Bands und ist an diversen Musik-Projekten beteiligt. Eine weitere Leidenschaft von Sprenger sind Katzen: „Ich bin durchaus als Katzen-Fan bekannt“, sagt er selbst. Der Hersfelder ist ledig und kinderlos. 

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