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Baumbach: Ehepaar Viereck hat in Äthiopien beim Bau einer Schule geholfen

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Von: Christopher Ziermann

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Freuten sich über den Besuch aus Alheim: die Kinder der Schule des äthiopischen Dorfes Hadha. Links im Bild ist Andrea Viereck zu sehen.
Freuten sich über den Besuch aus Alheim: die Kinder der Schule des äthiopischen Dorfes Hadha. Links im Bild ist Andrea Viereck zu sehen. © Konrad Viereck/nh

Baumbach/Äthiopien. Andrea und Konrad Viereck aus Baumbach waren für vier Wochen in Äthiopien, um beim Bau einer Schule zu helfen. Nun erzählt Andrea Viereck von der Reise.

Einen Dachstuhl für den Rohbau der Schule und Möbel wollten Andrea und Konrad Viereck in dem äthiopischen Dorf Hadha bauen. Doch mit dem Dachstuhl wurde es nichts. Der Rohbau war – anders als geplant – nämlich noch gar nicht fertig. Das war nur eines von vielen kleinen und großen Hindernissen, die das Ehepaar umschiffte, wo es nur ging.

„Wir haben erwartet, dass wir handwerklich mehr tun können. Das war aber nicht so einfach, weil wir die fehlende Logistik unterschätzt haben“, sagt Andrea Viereck. Um die Inneneinrichtung der Schule konnten sich Zimmermeister Konrad Viereck und seine Frau, die bei B.Braun im Marketing arbeitet, aber trotzdem kümmern.

Allerdings: Für den Bau von Regalen etwa musste der Zimmerer erst einmal aus Holz einen Winkel bauen – maßgeblich war eine Bodenfliese. Eine Wasserwaage musste gekauft werden – und zwar eine, die auch wirklich präzise misst. Dabei probierten Vierecks auf Einkaufstour in der nächsten großen Stadt, Adama, vier Modelle, bis sie ein einigermaßen akzeptables Modell fanden. Mit Keilen und Holzstücken stellte Viereck eine Schraubzwinge zum Verleimen der Holzbretter selbst her.

Er baute Stühle, Tische und Regale: Zimmerermeister Konrad Viereck.
Er baute Stühle, Tische und Regale: Zimmerermeister Konrad Viereck. © Andrea Viereck/nh

Neben dem Handwerklichem stand die Weitergabe von Wissen im Vordergrund

Doch abseits vom Handwerklichen rückte etwas anderes mehr in den Vordergrund, als das Ehepaar vorher gedacht hatte: das Weitergeben von Wissen. „Es gab schon einiges an rudimentären Solareinrichtungen im Dorf. Die Bewohner haben uns zum Beispiel jede Menge Solarlampen gebracht, von denen sie dachten, die seien kaputt – der Grund dafür war meist Fehlbedienung“, sagt Andrea Viereck. Viele der Elektrogeräte seien feucht oder schmutzig gewesen. „Das kann man den Menschen dort nicht vorwerfen. Sie sind super Farmer, die meisten können aber weder lesen noch schreiben. Woher sollen sie wissen, wie man mit elektrischen Geräten umgeht?“

Deswegen sei es genau die richtige Entscheidung gewesen, gerade in eine Schule zu „investieren“. Und wo immer es ging, brachten Vierecks auch den Erwachsenen etwas bei. Ein oder zwei Dorfbewohner sollen als „Hausmeister“ geschult und Ansprechpartner werden. In ihrer ersten Woche in Hadha hatten Vierecks übrigens in der Schule nur mit Erwachsenen Kontakt. Es waren Ernteferien. „Das hat die äthiopische Regierung eingeführt, damit die Kinder bei der Ernte helfen können – um so die Akzeptanz bei den Eltern für die Schule zu erhöhen“, erklärt Andrea Viereck.

Hier liegt die Schule in Äthiopien

Besonders intensiv war der Austausch der Baumbacher mit dem Projektleiter vor Ort. Der gehört zu einer äthiopischen Nichtregierungsorganisation und stammt selbst aus dem Dorf – „er ist aber von Haus aus kein Techniker“, sagt Andrea Viereck. Deswegen entwickelten sie gemeinsam Ideen, wie Wind- und Sonnenenergie in Hadha genutzt werden können und die Wasserversorgung und die Infrastruktur verbessert werden kann. Auch über Ackerbau, Aufforstung und Gartenbau wurde gesprochen.

Hier wird noch fleißig gebaut: So sah das Schulgebäude am Abreisetag der Vierecks aus. Dies ist nicht das Gebäude, auf das Konrad Viereck den Dachstuhl setzen sollte.
Hier wird noch fleißig gebaut: So sah das Schulgebäude am Abreisetag der Vierecks aus. Dies ist nicht das Gebäude, auf das Konrad Viereck den Dachstuhl setzen sollte. © Andrea Viereck/nh

„Die vielen Ideen kann man zwar nicht sehen, sie waren aber trotzdem ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit“, sagt Andrea Viereck. Eine große Herausforderung sei für sie und ihren Mann gewesen, das Ergebnis nicht „mit der sonst gewohnten Effizienz“ zu vergleichen. Immer wieder seien Improvisation, Kreativität und vor allem Geduld gefragt gewesen. Einmal bestellten sie extra an einem Freitag Bretter für Regale in einem Sägewerk, um sie dann am Montag abholen zu können. Doch als Vierecks am Montag kamen, teilten ihnen die verwunderten Sägewerks-Mitarbeiter mit, bei ihnen gelte das Prinzip „Erst Zahlung, dann Leistung“. Der Mitarbeiter, mit dem sie es anders herum ausgemacht hatten, war nicht aufzufinden – und so mussten Vierecks noch zwei Tage auf die Bretter warten.

Dennoch steht für das Ehepaar außer Frage: Die Reise hat sich gelohnt. „Der Austausch mit den Menschen war für uns spannend und inspirierend“, sagt Andrea Viereck.

Über den Schulbau und die Eigenarten Äthiopiens hat Andrea Viereck auf ihrem Internet-Blog www.teeundtinte.de berichtet.

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