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„Wieder Spaß am Spielen bekommen“

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Spielen am Samstag ein Akustik-Konzert im Bebraer Lokschuppen: Die Band Grobschnitt, von links „Lupo“ (Leadgitarre) und „Willi Wildschwein“ (Sänger und Gitarrist) sowie Willis Sohn „Nuki“ (Gitarre, Gesang, Percussion).
Spielen am Samstag ein Akustik-Konzert im Bebraer Lokschuppen: Die Band Grobschnitt, von links „Lupo“ (Leadgitarre) und „Willi Wildschwein“ (Sänger und Gitarrist) sowie Willis Sohn „Nuki“ (Gitarre, Gesang, Percussion). © Rudi Brandt

Die Band „Grobschnitt“ war vor 50 Jahren Avantgarde und beeinflusste die Neue Deutsche Welle. Lange war es still um die Musiker, doch seit Ende vergangenen Jahres gibt es ein Revival inklusive Tour mit akustischem Programm.

Am Samstagabend, 11. März, gastiert Grobschnitt ab 19.30 Uhr im Bebraer Lokschuppen.

Wir sprachen vorab mit Gründungsmitglied „Lupo“ (Leadgitarre), der bürgerlich Gerd Otto Kühn heißt, über die Entwicklung der Band, über Erlebnisse aus Jahrzehnte langer Bühnenerfahrung und über Grobschnitts Rolle in der aktuellen Musikszene.

Was verbindet ihr mit der Region und speziell mit Bebra? Habt ihr hier schon Konzerte gespielt?

Unser erstes Konzert haben wir 1973 auf der Freilichtbühne im Schlosspark in Marburg gespielt. Das war unser erster Kontakt in die Region Mittelhessen. Ein Jahr später, das ist leider das einzige Datum, was mir fehlt, haben wir ganz in der Nähe gespielt.

An das Konzert selbst erinnere ich mich noch sehr gut. Wir hatten am gleichen Tag einen zweiten Auftritt nachts um drei Uhr in der Dortmunder Westfalenhalle bei einem Rockfestival. Wir mussten dann nach unserem Auftritt hier schnell die Klamotten zusammenpacken und weiter nach Dortmund fahren.

Ich finde in meinen Dokumentationen aber leider nicht mehr, wo wir genau bei euch gespielt haben. Ab 1977 haben wir dann auch regelmäßig Auftritte in der Region gespielt, in Bad Hersfeld, in Alsfeld, in Fritzlar.

Gute Erinnerungen haben wir auch an das Open-Flair-Festival in Eschwege. Wir hoffen, dass zum Konzert in Bebra auch Besucher aus Thüringen kommen. Wir haben es tatsächlich nie geschafft, Konzerte in den neuen Bundesländern zu spielen.

Der Lokschuppen wird am Samstagabend auch für uns eine Premiere sein, weil wir dort bisher noch nicht gespielt haben.

Was war bei all den Konzerten, die ihr bisher gespielt habt, die verrückteste Bühnenerfahrung?

Wir waren damals die erste und einzige Band, die mit Feuerwerk auf der Bühne gearbeitet hat. Je größer die Hallen wurden, desto größer wurde auch die Pyrotechnik. Da gab es immer riesigen Stress mit der Feuerwehr.

Irgendwann hatte Grobschnitt den Ruf, bevor überhaupt die Band den Lkw geöffnet hat, stand die Feuerwehr mit Mannschaftswagen schon parat. Wir mussten dann vorführen, was wir vorhaben. Wir haben ihnen aber tatsächlich so gut wie nichts gezeigt.

Unsere Crew musste dann das Personal und die Feuerwehrleute während der Show ablenken. Letztlich ist bei mehr als 1300 absolvierten Konzerten nie etwas passiert.

Was hat es aktuell mit eurem Akustik-Projekt auf sich?

Während der Arbeiten an einer Gesamtwerk-Box im Jahr 2015 musste ich mir unzählige Bonustracks anhören und aussuchen, welche wir dafür verwenden wollen. Irgendwann wurde mir das zu langweilig und ich habe angefangen, dazu mit der Gitarre zu spielen.

So habe ich wieder Spaß am Gitarrespielen bekommen und unser Sänger und Gitarrist Willi Wildschwein, hat auch wieder Lust bekommen. Wir haben wieder regelmäßig zusammen geprobt. Dann haben wir die Grobschnitt-Klassiker mit der Akustikgitarre neu arrangiert.

Das war nicht einfach, denn Grobschnitt war immer eine klassische orchestrale Band. 2019 haben wir dann zwei Testkonzerte gespielt, die sehr gut ankamen. Dann kam Corona. Wir wollten eigentlich ein Akustik-Livealbum veröffentlichen. Deshalb haben wir dann doch ein Studioalbum veröffentlicht.

Letztes Jahr kam dann das Akustikalbum. Das erste rein akustische Grobschnitt-Album.

Welche Bedeutung haben die Texte für euch, seht ihr euch auch als politisches Sprachrohr?

Wir sind auch vor allem durch unsere Texte bekannt geworden. Wir haben schon Themen aufgegriffen, die viele Mitte der 70er- und 80er-Jahre überhaupt nicht gesehen haben.

Wir haben etwa 1982 den Song „Wir wollen leben“ veröffentlicht. Der Text handelt von der Startbahn West. Auch in den 70er-Jahren haben wir im Song „Vater Schmidts Wandertag“ das Thema Umweltschutz verarbeitet und die Frage gestellt, was wäre, wenn es irgendwann nur noch Kunststoffwälder gibt.

Der Song wird auch der Opener am Samstagabend sein. Solche gesellschaftlichen Themen haben wir immer schon in unseren Songs verarbeitet.

(Daniel Göbel)

Zur Person

Gerd Otto „Lupo“ Kühn (73) ist Gründungsmitglied der Band Grobschnitt. Gemeinsam mit dem späteren Grobschnitt-Schlagzeuger Eroc besuchte er die Realschule und spielte in den Vorgänger-Bands The Crew und The Universals aus Hagen (Westfalen). Als Leadgitarrist und Sänger war er von der Gründung 1971 bis zur Auflösung 1989 bei Grobschnitt und organisierte auch die Tourneen. Nach der Neuformierung von Grobschnitt kümmerte sich Lupo gemeinsam mit Eroc und Willi Wildschwein um die Neuauflage alter Aufnahmen und trat bei Reunion-Konzerten auf. Kühn ist verheiratet, Vater eines Sohns und lebt in Schalksmühle (Nordrhein-Westfalen). (dag)

Tickets

Tickets für das Konzert mit Grobschnitt am Samstag, 11. März, 19.30 Uhr, Lokschuppen Bebra, gibt es ab 40 Euro online unter bebra-lokschuppen.de und an der Abendkasse. (dag)

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