Baugeräteführer: Hersfeld-Rotenburg soll Ausbildungshochburg in Hessen werden

Hessens angehende Baugeräteführer könnte es bald für einen guten Teil ihrer dreijährigen Ausbildung nach Hersfeld-Rotenburg verschlagen.
Bebra/Bad Hersfeld – So zumindest der Vorstoß des Bildungszentrums Bau Osthessen (BBO) in Bebra und der Kreishandwerkerschaft. Derzeit wird in Hersfeld-Rotenburg neben dem Lernen in den Betrieben und der Berufsschule über sechs Wochen auch berufsübergreifende Praxis im Bildungszentrum vermittelt – etwa Betonbau und Maurerarbeiten. Für weitere Teile der Ausbildung geht es dann für wochenlange Blöcke ins thüringische Meiningen.
Das soll sich bereits ab dem Sommer ändern – wenn es mit der Zertifizierung klappt. Dann könnte auch dieser Teil der Ausbildung, rund 16 Wochen allein im ersten Lehrjahr, im Kreis stattfinden. Diese Konzentration wäre hessenweit neu und könnte angehende Baugeräteführer aus dem gesamten Bundesland während ihrer Ausbildung in den Kreis führen, heißt es. Geplant werde mit einer zwölf- bis sechzehnköpfigen Gruppe, denkbar sei eine Jahrgangsstärke von bis zu zwei Ausbildungsgruppen.
„Altbackenes Bild von Hacke und Schippe ist hinfällig“
Der Impuls für den Vorstoß komme aus den Betrieben: Dort blieben die Geräte teilweise stehen, weil keiner da sei, um sie zu fahren. Baugeräteführer steuern vom Bagger über den Kran bis zum Asphaltfertiger „alles, was bewegt und sich bewegt“. Entsprechend attraktiv seien die Jobs: Die Ausbildungszahlen seien in den vergangenen drei Jahren erheblich gestiegen. „Das altbackene Bild von Hacke und Schippe ist einfach hinfällig“, sagt Obermeister Mark Baumgardt vom BBO. Profitieren könnten bereits die neuen Auszubildenden ab Sommer: Dann soll vorerst die Zusage für das erste Lehrjahr stehen.
BBO und Kreishandwerkerschaft wollen die Zertifizierung so vorantreiben, dass der 2023er-Jahrgang die komplette Ausbildung im Kreis durchlaufen kann. Für den Auftakt nötig sei derzeit noch die Zustimmung der Sozialkassen der Bauwirtschaft (Soka-Bau) und der Kammerbezirke. Dabei müsse nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Personalstärke stimmen. Die Verantwortlichen sind aber zuversichtlich, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben – gesucht werde noch ein Bau- und Landmaschinenmechanikermeister, die Einstellungsgespräche laufen. Außerdem muss ausreichend Lehrfläche zur Verfügung stehen. Dafür sollen die Räumlichkeiten der Kreishandwerkerschaft in Bad Hersfeld genutzt werden, zudem soll das Bildungszentrum in Bebra wachsen.

Geplant ist das in der unmittelbaren Nachbarschaft, und zwar um bis zu 1,7 Hektar im Industriegebiet, das unweit der Lehrbaustelle der BBO an der Kerschensteinerstraße entwickelt wird. Entstehen sollen dabei vor allem Flächen für die Arbeit mit den Geräten, aber auch ein Werkstattbau. Wo genau der Standort Bebra wächst, hängt davon ab, wo die neue Wache der Kernstadtwehr heimisch wird, die aufgrund der Rettungszeiten bei der Platzwahl Vorrang hat, heißt es aus dem Bebraer Bauamt. (Clemens Herwig)