Thomas Hartig verantwortet Stabsstelle „Strategie und Projekte“ im Rathaus Bebra

Thomas Hartig verantwortet in der Stadtverwaltung Bebra seit einem halben Jahr die neu geschaffene Position „Stabsstelle Strategie und Projekte“.
Bebra – Hartig ist damit der Koordinator zwischen den verschiedenen Fachbereichen. Die neu geschaffene Stelle kam auf Betreiben von Bürgermeister Stefan Knoche zustande und ist in dieser Form wohl bislang einzigartig im Kreis. Im Interview spricht Thomas Hartig über seine Aufgaben und Herausforderungen.
Herr Hartig, Sie arbeiten seit September 2022 in der „Stabsstelle Strategie und Projekte“ im Rathaus Bebra. Was ist das Besondere an diesem Arbeitsgebiet, was macht die Tätigkeit in dieser Stabsstelle aus?
Im Endeffekt ist es tatsächlich das Besondere, die Möglichkeit und die Kapazität zu haben, sich gewisse Prozesse anzuschauen und zu prüfen, wo ich diese unterstützen kann. Außerdem kann ich schauen, in welche Richtung die Prozesse zielen. Nicht kurzfristig von Woche zu Woche Aufgaben abzuarbeiten, sondern immer wieder in Themen reinzugehen, bis zu einer gewissen fachlichen Tiefe gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen, die in diesem Fachthema stecken, das Thema aufzuarbeiten und dann aber auch wieder rauszugehen und am nächsten Tag vielleicht eine Veranstaltung zu machen, die ein komplett anderes Thema beinhaltet.
Was heißt das konkret?
An einem Tag geht es um Fotovoltaikanlagen und am nächsten Tag um den Präventionsrat. Und das ist das Spannende an der Stabsstelle, das macht das Besondere an dieser Funktion aus, dass man sich im Querschnitt bewegt. Das habe ich übrigens schon als Mitarbeiter an der Uni Kassel herausgefunden, dass ich gern in der Interdisziplinarität unterwegs bin. Durch die Aufgaben, die die Kommunen schultern müssen, auch durch die Sonderaufgaben und Sonderprojekte, die nichts mit der klassischen Rolle der Verwaltung zu tun haben, ist es gut, jemanden zu haben, der sich dieser Prozesse und Aufgaben annehmen und die Fachabteilungen unterstützen kann.
Kann man Sie als rechte Hand des Bürgermeisters bezeichnen?
Die Frage bekomme ich aus meinem privaten Umfeld tatsächlich hin und wieder gestellt. Ich würde sagen Jein. Wir sind beide Linkshänder. Rechte Hand wäre von daher schlecht (lacht). Und rechte Hand würde ja auch bedeuten, dass ich nur für die Zuarbeit des Bürgermeisters zuständig wäre. Und das ist definitiv nicht der Fall. Ich verstehe mich als Dienstleister und als Unterstützer für alle Fachbereiche und schlussendlich auch für die Stadtgesellschaft.
Inwieweit können Sie die Geschicke Bebras mitbestimmen? Welchen Einfluss üben Sie hinsichtlich der Stadtentwicklung aus?
Der Charme, den ich jetzt in Bebra kennengelernt habe, nach meinem Wechsel von einer großen Verwaltung mit dreitausend Kollegen in Kassel in diese relativ kleine mit 160 Mitarbeitern hier, ist der, dass man natürlich näher an den Gestaltungsmöglichkeiten dran ist. Das macht auch den Unterschied aus.
Wie geht das genau?
Da ich keinem Fachbereich direkt unterstellt bin, habe ich die Möglichkeit, in alle Belange reinzugucken, dann auch mitzugestalten und die Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Deshalb würde ich die Aussage unterschreiben, dass hier in Bebra der Grad der Mitgestaltung deutlich höher ist als an meiner vorherigen Arbeitsstelle in Kassel beziehungsweise in einer anderen Verwaltung, in der man lediglich für einen Teilbereich verantwortlich ist. So organisiere und moderiere ich beispielsweise die regelmäßig stattfindenden Amtsleiterrunden. Auch die Nähe zu der Stadtpolitik und den Menschen, die hier leben, eröffnet größere Möglichkeiten, Impulse aufzunehmen und Prozesse aktiv mitzugestalten.
Wie gut kennen Sie sich inzwischen in Bebra aus?
Ich habe für mich festgestellt, seit ich hier die Stelle angetreten bin, dass ich viele Dinge noch gar nicht so kenne, obwohl ich ja seit 2018 hier lebe. Vor fünf Jahren bin ich nach Gilfershausen gezogen, der Liebe wegen, von Kassel weg. Ich war aber noch bis vergangenes Jahr in Kassel beschäftigt. Es war eine Vollzeitstelle und der Pendelweg mit Fahrrad und Zug von Haustür bis Bürostuhl betrug eineinhalb Stunden. Da erlebt man aus zeitlichen Gründen gar nicht viel von seiner Stadt. Vor allem nicht, wenn man gar nicht aus der Gegend stammt und noch nicht alles kennt. Ich würde sagen, ich lerne Bebra jetzt erst so richtig kennen. Das macht mir aber großen Spaß. Und durch die Tätigkeit gehe ich auch mit offenen Augen durch die Straßen und durch die Stadtteile und man erkennt manchmal auch Dinge, die einem Einheimischen vielleicht schon gar nicht mehr auffallen würden.
Welche Kontakte mit Personen in der Stadt und im Umfeld sind Ihnen besonders wichtig?
Im Endeffekt ist es mir wichtig, dass ich, neben den Kolleginnen und Kollegen im Rathaus, auch eine zusätzliche Anlaufstelle für sämtliche Akteure der Stadt sein kann. Diese Idee ist derzeit im Werden begriffen. Außerdem denke ich an unsere Ortsvorsteherinnen und Ortsvorstehen. Ich habe meine Stelle und mich im vergangenen Jahr bei der Ortsvorsteher-Dienstbesprechung vorgestellt. Natürlich werde ich mich in den einzelnen Stadtteilen auch noch mal vorstellen, um die Leute vor Ort kennenzulernen und um Ideen von dort mitzunehmen und Impulse aufzunehmen. Ich möchte mir ein Netzwerk aufbauen.
Zur Person
Thomas Hartig (35), geboren in Ulm, ist im oberschwäbischen Laupheim aufgewachsen. Nach Abitur und dem Bachelor-Abschluss in Wirtschaftsrecht an der Hochschule Schmalkalden sowie dem Master-Abschluss an der Universität Kassel war er im Competence Centre for Climate Change Mitigation and Adaptation (CliMa) an der Uni tätig. Zwischen 2015 und 2019 fungierte er als wisschenschaftlicher Mitarbeiter im Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung und danach als Sachbearbeiter im Umwelt- und Gartenamt der Stadt Kassel. 2018 zog er „der Liebe wegen“ nach Gilfershausen. Hier lebt er mit seiner Frau und drei kleinen Kindern. Seit September 2022 arbeitet Thomas Hartig in der Stadt Bebra.
Wie schätzen Sie das Potenzial Bebras als Wohnort und als Wirtschaftsstandort ein?
Das Potenzial ist aus meiner Sicht sehr groß, natürlich ohne zu wissen, was in Zukunft auf uns zukommt. Ich leite meine Prognose aber auch aus dem ab, was in den vergangenen Jahren hier in Bebra passiert ist, und das war eine Menge. Die Stadt braucht sich im Vergleich zu den anderen Kommunen im Landkreis wirklich nicht zu verstecken. Wir haben in Bebra eine starke Stadtentwicklung und Stadtsanierung hinter uns.
Ist dieses Projekt inzwischen abgeschlossen?
Nein, das läuft noch immer, zum Beispiel durch das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt. Das Familienzentrum wird das Leuchtturmprojekt sein, welches wir umsetzen werden. In den vergangenen Jahren ist hier viel passiert. Das ist für mich auch die gute Grundlage, auf der man aufbauen kann, für die zukünftige Entwicklung Bebras und für die Attraktivität der Stadt. Gleichwohl wird es mit der Beendigung der großen Stadtsanierungsprojekte natürlich auch eine Wegmarke des Umbruchs sein. Es wird die Kunst sein, nach diesem Zyklus neue Ziele für die Stadt Bebra abzustecken. Deswegen bereiten wir aktuell auch eine Zukunftskonferenz vor.
Und wie ist es mit Kultur und Tourismus in Bebra bestellt?
Kulturell gesehen hat Bebra mit dem Lokschuppen eine Location hinzugewonnen, die über die Stadtgrenzen hinaus Anziehungskraft besitzt. Dies gilt natürlich auch für unseren Bahnhof, der in diesem Jahr seinen 175. Geburtstag feiert. Ich sehe aber auch viele weitere touristische Potenziale. Der Breitenbacher See ist ein Thema, der Radtourismus, die Verkehrswende, Klimaaspekte und Naherholung, das sind Dinge, die man im Auge behalten und aufwerten sollte. So birgt auch die Sanierung des Rathausmarktes Chancen. Der Wochenmarkt könnte durch einen Feierabendmarkt oder Ähnliches ergänzt werden, um die regionale Wertschöpfung und lokale Produzenten zu fördern. (Thomas Klemm)