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98 neue Aktive sind der Feuerwehr Bebra in einem Jahr beigetreten

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Von: Wilfried Apel, Christopher Ziermann

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Mit verschiedenen Aktivitäten wurde am Mittwochabend in Bebra noch mal Werbung für das Engagement  bei der Feuerwehr gemacht.
Mit verschiedenen Aktivitäten wurde am Mittwochabend, 15. März, in Bebra noch mal Werbung für das Engagement bei der Feuerwehr gemacht. © Wilfried Apel

Es ist noch nicht ganz geschafft: 98 neue Aktive sind den Bebraer Feuerwehren im Zuge der Feuerwehr-Wette bislang beigetreten. Die 100er-Marke, die auch Neuzugänge bei Kindern und Jugendlichen einschließt, ist also fast erreicht.

Bebra – Mit der augenzwinkernden Aktion wollen die Biberstädter dem ernsten Problem eines sonst künftig drohenden Personalmangels begegnen. Nun fehlen noch zwei Eintritte, die bis zum kommenden Wochenende geschafft sein sollen.

Die Stadt und die Feuerwehr Bebra wollen innerhalb eines Jahres 100 neue Aktive akquirieren. Gelingt das nicht, soll das Stadtfest flachfallen – und stattdessen das Kartoffelfest der Nachbarstadt Rotenburg mit 1.500 Euro und 50 Litern Freibier unterstützt werden.

Rotenburgs Bürgermeister Christian Grunwald würde sich über die Hilfe für das Kartoffelfest zwar freuen, „aber noch mehr, wenn Bebra die 100 voll bekommt. Eine schlagkräftige Feuerwehr unserer Nachbarn ist wichtiger als eine gewonnene Wette.“ Mittlerweile haben die Bebraner rund 300 Einsatzkräfte.

Die Rotenburger Feuerwehr ihrerseits ist personell übrigens gut aufgestellt – mit 171 Aktiven, also deutlich weniger als in Bebra. Das ist kein Widerspruch, wie Stadtbrandinspektor Jörg Fleischhut erklärt: „Wir haben weniger Ortsteile als Bebra und die sind eng beieinander, während die Dörfer in Bebra sternförmig um die Kernstadt herum liegen.“ Mit Dankerode/Seifertshausen, Atzelrode/Mündershausen und Schwarzenhasel/Erkshausen sind die Einsatzabteilungen der benachbarten Dörfer zu gemeinsamen Löschbezirken zusammengelegt.

Auch die Bad Hersfelder Feuerwehr ist mit 250 Aktiven laut Feuerwehr-Pressesprecher Jonas Seitz im Soll, wirbt aber dennoch regelmäßig um neue Mitglieder, um nicht irgendwann in die Bredouille zu kommen. Die Stadtteilwehr Hohe Luft-Petersberg macht unter dem Motto „Feuerrotes Sofa“ eine Videokampagne, bei der Neugründung am Johannesberg hatte man ebenso wie die Stadtteilwehr Fuldatal (Asbach, Kohlhausen, Beiershausen, Eichhof) mit der direkten Ansprache über Schreiben an alle Haushalte Erfolg.

In Bebra brannte es personell vor der Wette zwar noch nicht lichterloh, es gab aber doch schon Auswirkungen: In der Tagesalarmbereitschaft in der Kernstadt fehlten Einsatzkräfte. Das Problem ist nun behoben, erklärt Stadtbrandinspektor Mike Heckroth.

Endspurt-Party am Mittwoch, 15. März, am Feuerwehrhaus in Bebra

Zu den ersten, mit Einsatzfahrzeugen und Mannschaftstransportwagen in Bebra am Feuerwehrhaus Eingetroffenen zählen die Solzer. „Was Genaues wissen wir nicht“, erklärt Heiko Schäfer. „Bei uns sollen vier Aspiranten in der Pipeline sein. Die haben allerdings noch nicht unterschrieben, aber wir freuen uns auch, wenn sie nur Mitglied werden.“ Gleich neben den beiden stehen Katja und Mira Heckroth aus Gilfershausen. Die Mädels haben rot-gelbe, flammenartige Perücken in der Hand. Was das wohl bedeutet?

Ehemann, Vater und Stadtbrandinspektor Mike Heckroth ist guter Hoffnung: „Vielleicht klappt’s ja schon heute Abend mit der Wette. Die Aktion ist auf jeden Fall ein großer Erfolg: 95 neue Aktive in den Einsatzabteilungen und in den Kinder- und Jugendfeuerwehren, das ist doch toll. Allein in der Kernstadt haben wir mit 47 Frauen und Männer, Jungen und Mädchen, so viel Nachwuchs gewonnen, dass wir zusätzliche Spinde aufstellen mussten.“

Nach rund einer Viertelstunde informellen Beisammenseins strömen alle Blauröcke zu den mitten auf dem Mehrzweckplatz positionierten, in helles Licht getauchten Einsatzfahrzeugen, vor denen ein langes Tau liegt, an dem die Zahlen 96, 97, 98, 99 und 100 angebracht sind. Ganz in der Nähe lodert in einer Schale ein gerade entfachtes Feuer, aufmerksam beobachtet von den schon etwas älteren Feuerwehrmännern Martin Funk und Matthias Kaiser. „Wir sind wahnsinnig glücklich, dass sich so viele Menschen aktiv bei der Feuerwehr betätigen wollen“, erklären die beiden Urgesteine. „Das ist eine unglaubliche Chance, aber auch eine große Herausforderung für die Verantwortlichen.“

Bei der offiziellen Begrüßung zum „Endspurt“ hebt Stadtentwicklungschef Pruschwitz, der zusammen mit Bürgermeister Stefan Knoch ein neuer Aktiver geworden ist, ein weiteres Mal hervor, dass die Bebraner mit der Wette um ihr Stadtfest kämpfen. Nach einem Dankeschön dafür, dass die Aktion so toll aufgenommen worden ist, richtet er die Blicke auf das inzwischen gespannte lange Tau.

Auf der linken Seite stehen Feuerwehrmänner, auf der rechten mit schwarzen Anoraks bekleidete Feuerwehrfrauen, die mit ihren gelb-roten Perücken Leben bedrohendes Feuer symbolisieren. In der Mitte lodert die Feuerschale, vor der sich die Zahlen 96, 97 und 98 in Richtung Hab und Gut und Menschen rettende Feuerwehrleute bewegt haben.

Drei neue junge Feuerwehrleute

Des Rätsels Lösung: Noah Simon (18) und die Geschwister Julien (11) und Helene (10) Schweitzer sind drei von fünf noch fehlenden Neuen, aber zwei fehlen eben noch. Aber es sind ja noch ein paar Tage Zeit bis zum „Angrillen“ am sich alles entscheidenden Samstag, 25. März, 11 bis 16 Uhr.

Die Mutter von Helene und Julien, Silke Schweitzer, überlegt bereits – wie sie sich im Gespräch mit der HNA entlocken lässt, ob sie dem Beispiel ihres Mannes Hajo und ihrer Kinder vielleicht doch folgen sollte. Hajo Schweitzer, der seit Juli dabei ist, gibt freimütig zu, dass er von falschen Voraussetzungen ausgegangen ist: „Die erforderlichen Lehrgänge lassen sich familientauglich absolvieren.“

Und Noah Simon resümiert: „Ich habe schon mal bei Übungen reingeschnuppert und voller Respekt kann ich nur sagen: Da ist ein eingespieltes Team am Werk, und wenn ich mal so weit bin, will ich auf jeden Fall Atemschutzgeräteträger werden, damit ich im Fall des Falles dabei mithelfen kann, Leben zu retten.“

(Christopher Ziermann und Wilfried Apel)

Kreisbrandinspektor lobt Kampagne

Kreisbrandinspektor Marco Kauffunger lobt die Initiative der Bebraner gegenüber unserer Zeitung. „Die Wette ist eine tolle Idee, um neue Mitglieder zu werben, da sie auf viel öffentliches Interesse stößt.“ Grundsätzlich sei die Mitglieder-Tendenz im Kreis besser als angenommen. Von 2021 bis 2022 gab es bei Kindergruppen einen Zuwachs um 68 auf 610 Mitglieder, die Jugendwehren haben 915 Aktive (plus 75) und die Einsatzabteilungen 3163 (plus 66). (czi)

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