Hintergrund dafür, dass es das Thema auf die Tagesordnung geschafft hat, dürfte auch sein, dass in Bebra die Gerüchteküche brodelt. So bestätigte Knoche dann auch, dass „jede Woche eine neue Firma“ an die Stadt herantrete, die landwirtschaftliche Flächen in der Kernstadt und den Ortsteilen mit Solaranlagen bestücken wolle. Die Angebote der Investoren reichten von zehn bis 77 Hektar großen Solarparks – ohne, dass der so gewonnene Strom zwingend in das Stadtnetz eingespeist würde. Landwirte würden mit hohen Pachteinnahmen geködert, hieß es im Lokschuppen. Die Befürchtung, dass die Anlagen über Nacht auf den Bebraer Feldern sprießen, zerstreute der Rathauschef: „Wir haben immer noch Planungshoheit.“
Alternativen gibt es. Die Stadt will ein sogenanntes 100-Dächer-Solarprogramm auflegen, das private Haushalte mit insgesamt 20.000 Euro bei der Installation von Fotovoltaikanlagen unterstützt. Wer kein Eigentum besitze, aber etwa auf dem Balkon seiner Mietwohnung Solarenergie einfangen wolle, werde mit bis zu 200 Euro gefördert. Ab August soll das Programm mit einer Förderrichtlinie konkret werden.
Zudem will die Stadt 222 Obstbäume zur Verfügung stellen – die „Klimabäume“ sollen etwa von Gartenbesitzern gepflanzt werden, die Verwaltung hilft mit einer Video-Anleitung. Ab August soll die Suche nach einem Klimaschutzbeauftragten beginnen. Durch die Fördervorgaben sei die Stelle zunächst auf zwei Jahre befristet, ärgerte sich der Rathauschef. Spannend wird auch der Antrag, den alle Fraktionen des Parlaments für einen Grundsatzbeschluss im Juli vorbereiten. Die Stadtwerke sollen sich konsequent auf erneuerbare Energien ausrichten.
Die Ideen von Verwaltung und Politik wurden bei der Bürgerversammlung grundsätzlich wohlwollend aufgenommen. Landwirt Johannes Kayßer aus Imshausen äußerte aber Zweifel, ob die Projekte Klimabäume und 100-Dächer-Solarprogramm mehr als ein Alibi-Anstrich für Nachhaltigkeit werden. Stattdessen sollte Flächenentsiegelung für Firmen und Private verpflichtend werden. Auch ein genereller Rückbau von Schottergärten wurde gefordert. Bürgermeister Knoche warnte daraufhin: „In vorhandene Flächen einzugreifen, wird rechtlich kein Spaß. Das Solarprogramm ist ein Anfang und kein Alibi. Man muss es sich aber auch erst einmal leisten können.“