1. Startseite
  2. Lokales
  3. Rotenburg / Bebra
  4. Bebra

Mission Desinfektion: Bebraer Elektrofirma Willich präsentiert Reinigungsroboter

Erstellt:

Von: Clemens Herwig

Kommentare

Kann auch mit dem Handy gesteuert werden: Projektleiter Martin Lyding (links) und Techniker Marco Helwig mit dem Desinfektionsroboter DMD 4000. Für unser Foto versprüht das Gerät keinen reinigenden Nebel, sondern destilliertes Wasser.
Kann auch mit dem Handy gesteuert werden: Projektleiter Martin Lyding (links) und Techniker Marco Helwig mit dem Desinfektionsroboter DMD 4000. Für unser Foto versprüht das Gerät keinen reinigenden Nebel, sondern destilliertes Wasser. © Clemens Herwig

Die Bebraer Elektrofirma Willich präsentiert einen Reinigungsroboter, der große Flächen eigenständig desinfizieren kann.

Bebra – Techniker Marco Helwig drückt auf das Handy-Display und der DMD 4000 erwacht zum Leben. Lautstark verkündet der kastenförmige Roboter „Starte Mission“ und rollt los, um seiner Programmierung zu folgen: Die Desinfektion eines Büroraums im Schulungs- und Ausbildungszentrum von Willich Elektrotechnik.

Das Erbe der Pandemie sind nicht nur Maskenpflicht und Abstandsregeln, sondern auch neue Ideen: Das Familienunternehmen aus Bebra bringt gemeinsam mit Partnern aus Dänemark einen Roboter auf den Markt, der dem gesteigerten Bedarf nach Desinfektion vor allem in großen gewerblich genutzten und öffentlichen Gebäuden nachkommen soll – überall dort, wo eine Reinigung allein nicht ausreicht.

Das batteriebetriebene Gerät platziert sich dafür an einer strategisch günstigen Stelle, startet einen Countdown und pustet mit dessen Ablauf aus drei Düsen einen reinigenden Trockennebel in den Raum – und zwar so lange, bis der sich auf sämtliche Oberflächen wie Tischen, Tastaturen und Türgriffen verteilt.

Geplant wird das Projekt seit Juli 2021, besiegelt wurde es bei den sogenannten Robotertagen im Schulungszentrum in Bebra im November. Willich ist exklusiver Vertriebspartner des Unternehmens Autonomous Units aus Odense – Projektleiter Martin Lydig nennt die Großstadt auf der drittgrößten Insel des Landes „das Mekka der Robotik in Dänemark“.

Der Verkauf ist deutschlandweit geplant, die Bebraner sehen eine Marktlücke, weil der Roboter mit einer 15-Liter-Tankfüllung nicht nur bis zu 4000 Kubikmeter selbstständig desinfiziert, sondern im Gegensatz zu stationären Geräten, die oft auf UV-Licht setzen, auch von Raum zu Raum ziehen kann.

Die genaue Zusammensetzung des Desinfektionsnebels ist ein Geheimnis, das die Bebraner nicht verraten dürfen – er baue aber auf der Labor- und Krankenhausdesinfektion auf, verwende Wasserstoffperoxid und beseitige auf dem sechsten und höchsten Reinigungsgrad 99,9 Prozent der Bakterien und anderen schädlichen Mikroorganismen, heißt es.

Der DMD 4000 wird in Bebra zusammengebaut und programmiert, dabei wird er mit einem Grundriss des Gebäudes „gefüttert“, damit er sich zurechtfindet. Das Gerät ist auf Selbstständigkeit ausgelegt: Einmal programmiert, tastet es auf dem Weg von der Ladestation zu seinem Einsatzort die Umgebung in einem Radius von drei Metern ab und soll so Hindernisse umkurven können.

Notfalls fordert der Roboter Hilfe an, wenn es gar nicht mehr weitergeht – etwa, wenn er vor einer verschlossenen Tür steht. Das autonome Desinfektionsgerät arbeitet auf Wunsch nach einem Zeitplan, kann aber auch direkt angesteuert werden. Solange der Untergrund eben und die Türen breit genug für den 60-Zentimer-Kasten sind, erledigt er seinen Job – und hinterlässt vorübergehend eine nach Essig riechende Duftmarke.

Rund 60 000 Euro soll der Roboter kosten, auch eine Miete ist möglich. Projektleiter Lyding ist sicher, dass der Bedarf nach Desinfektion auch nach der Pandemie besteht. Das Familienunternehmen Willich Elektrotechnik wurde 1985 in Bebra-Breitenbach gegründet, mittlerweile ist der Hauptsitz an der Kerschensteiner Straße. Willich beschäftigt 120 Mitarbeiter. (Clemens Herwig)

Auch interessant

Kommentare