Mundstuhl in Ellis Saal: Sprüche unter die Gürtellinie gehören zum Konzept

Mit derben Späßen hat das Comedy-Duo Mundstuhl das Publikum in Ellis Saal in Weiterode begeistert.
„Guden – das ist hessisch für Hallo!“ Mit diesen Worten begrüßte das Duo Mundstuhl das Publikum in Weiterode. In hautengen Flamingokostümen betraten die beiden Kultkomiker die Bühne. „Unter den Kostümen tragen wir nichts drunter“, stellten sie gleich zu Beginn klar, „deswegen haben wir auch Röcke an. Wir wollen die Männer nicht neidisch machen.“ Dies war das erste und bei Weitem nicht das letzte Mal, dass das Publikum an diesem Abend in schallendes Gelächter ausbrach.
Mit ihrem neuen Programm „Flamongos“ zündete das hessische Duo ein farbenfrohes Witze-Feuerwerk mit einer Vielzahl an absurden und irre-komischen Figuren. Dazu zählten die mehrfachen Mütter Peggy und Sandy aus den neuen Bundesländern, die sich in brüllend-komischem sächsischen Dialekt über Peggys Sohn Justin unterhielten, der seit ein paar Monaten mit seinen Kumpels in Chemnitz „politisch aktiv“ sei. Außerdem sprachen die beiden Frauen über Peggys neuen Freund Christian Harten. „Das Wortspiel dauert ein bisschen“, bemerkten die Komiker, als sich erst zögerlich, dann aber umso schneller eine Welle des Applauses in den Reihen ausbreitete.
Neben ostdeutschen Müttern, aggressiven Grillmeistern und abgehalfterten Magiern durften natürlich auch die beiden Kultfiguren Dragan und Alder nicht fehlen, die Mundstuhl einst berühmt gemacht haben. Dabei mussten die beiden Comedy-Urgesteine sich manchmal sichtlich zusammenreißen, um nicht selber mit in das tosende Gelächter des Publikums einzufallen.
Vor ausverkauften Reihen wurde an diesem Abend in Ellis Saal in Weiterode in alle Richtungen ausgeteilt – dabei ging es vor allem unter die Gürtellinie. In ihren oft derben Sprüchen, die auch vor Minderheiten nicht halt machten, sehen Mundstuhl ihr Erfolgsrezept. „In Zeiten, in denen Political Correctness immer mehr zunimmt, brauchen die Leute einen Ort, an dem sie einfach mal politisch unkorrekt ablachen können – und wir sagen alles, was man nicht sagen sollte.“ Dabei schafften es die Komiker mit spielerischer Leichtigkeit, jeden zu beleidigen und ohne irgendjemanden zu verletzen – vielleicht auch, weil niemand zwei erwachsenen Männern in Flamingokostümen böse sein kann.
Die zwei gebürtigen Frankfurter, die mit bürgerlichem Namen Lars Niedereichenholz und Ande Werner heißen, freuten sich, nach zwei Jahren wieder in Ellis Saal spielen zu können. Bebra gehöre zu einem der Orte, an denen sie besonders gerne spielen, versicherten beide. Neben dem hessischen Lokalflair reize sie besonders die Größe des Veranstaltungsortes. „Wir spielen lieber in Clubs und kleineren Hallen, da hat man mehr Kontakt zu den Leuten“, erklärte Werner.
Gefragt nach einer Einschätzung des Abends antworteten Mundstuhl ohne zu Zögern: „Es war einfach voll der Hammer!“ Der Ruf nach einer Zugabe am Ende der fast zweistündigen Veranstaltung war reine Formalität. In einem letzten Lied gaben die altgedienten Comedygrößen den Anwesenden noch eine Weisheit mit an die Hand, die sie im letzten Mallorcaurlaub gelernt hätten: „Kokain und Strohrum sind keine gute Kombination.“
Von Marcel Müller