Muttertagskonzert im Lokschuppen Bebra: Von bäwerschem Geist und Musik erfüllt

Wenn am Sonntagabend einer nach dem Geist und der Seele von Bebra gesucht hätte, hätte er das eine wie das andere beim Muttertagskonzert des Eisenbahn-Blasorchesters und des mit Sängern aus Iba und Erfurt verstärkten Eisenbahn-Chors Germania im bis auf den letzten Platz besetzten Lokschuppen gefunden.
Bebra – Von David Gollmer, Kurt Grenzebach, Igor Karassik und Josef Koster mit Liebe und Sorgfalt vorbereitet, von Günther Kinscher mit Charme und Können souverän moderiert, von den Protagonisten mit voller Konzentration dargebracht, von den über 500 Zuhörern in der Herzkammer der alten Eisenbahnerstadt immer wieder mit von Herzen kommendem Beifall überschüttet, war das Konzert eine musikalische Sternstunde für alle, die es miterleben durften. Dabei dauerte die Gesamtveranstaltung mit Verschnaufpause drei Stunden lang – angefangen beim zackigen Green-Berets-Marsch und dem gemeinsam gesungenen Hessenland-Lied bis hin zu den Wildecker-Herzbuben-Walzermelodien und sage und schreibe drei Zugaben.
„Bebra, du meine Stadt“, das von Chorleiter Koster getextete Loblied, und das „Lied der Eisenbahner“, das deren früher doch sehr harte Arbeit in den Himmel hebt, gaben die Richtung vor. Untermalt wurde das Ganze mit Videos von an- und vorbeifahrenden, in glorreicher Zeit in Bebra beheimateten Dampfrössern, die auf der Rückwand der Lokschuppen-Bühne zu sehen waren. Schließlich sollte das Konzert ja auch ein Beitrag zum 175-jährigen Bestehen des Bahnhofs sein, was es im besten Sinne war und wozu so viele mit ganzem Können beitrugen. Herbert Prenzel etwa, der mit seiner Trompete „Die Post im Walde“ abgehen ließ. Wolfgang Schwalm, der an alte Wildecker-Herzbuben-Zeiten erinnerte und instrumental und vokal alles gab. Martina Freitag, die unter anderem auch Günther Kinscher begleitete. Dieser brillierte als radebrechend Deutsch sprechender, erstaunlich gut singender Kapitän des im Mittelmeer gesunkenen italienischen Kreuzfahrtschiffes „Costa Concordia“: „Ich war nicht da!“
Mit seiner Einlage leitete der Germane Kinscher geschickt über von Polka-Klängen und sich auf der Höhe der Zeit bewegenden Gesangsvorträgen („You Raise Me up“, „Ihr von morgen“) zu Seemannsliedern.
„Willkommen an Bord“ hieß die von Igors Blasorchester vorgegebene und Käpt’n Kosters Shanty-Sängern ausgefüllte Marschliedfolge, der herrlich maritime Stücke folgten: „Seemann, deine Heimat ist das Meer“, „Capitano“, „Santiano“, „Lieder, so schön wie der Norden“.
Hartmut Stunz am Akkordeon und Pfarrer Christoph Brunhorn an der Gitarre vervollkommneten das Ganze, ehe es noch einmal richtig böhmisch, bei einem Tango-Potpourri aber auch argentinisch-berlinisch zuging: „O Donna Clara, ich hab dich tanzen gesehen“.
Blasmusik der Extra-Klasse, ehe die Musiker das Publikum nach verschiedensten Ehrungen und Danksagungen bei den Zugaben auf die „Vogelwiese“ lockten und zärtlich Abschied nahmen mit „Leise kommt die Nacht“. (Wilfried Apel)