Umstrittene Steinbrucherweiterung in Bebra: Firma Beisheim passt Pläne an

Seit Monaten wird in Bebra über die Erweiterung eines Kalksteinbruchs diskutiert. Das Unternehmen hat nun die jährliche Abbaumenge reduziert. Dafür verdoppelt sich die Abbauzeit.
- Das Bebraer Unternehmen Beisheim will seinen Kalksteinbruch bei Gilfershausen und Braunhausen erweitern. In den umliegenden Ortsteilen - die Lärm, Dreck und Lkw-Verkehr befürchten - gibt es Widerstand.
- Seit Monaten wird das Thema - teilweise auch öffentlich - kontrovers diskutiert. Mitte Mai hatte das Bebraer Parlament eine Entscheidung zur Erweiterung vertagt.
- Die Firma Beisheim hat nun erneut die Pläne angepasst: Die Abbaumenge pro Jahr sinkt, die Abbauzeit verdoppelt sich. Die vieldiskutierte Frage nach der Steinbruchzufahrt ist dagegen wieder offen.
Mit den jüngsten Plänen sollen die größten Sorgenkinder der Kritiker - Dreck, Lärm und Verkehr - verringert werden. Anfang Juli soll die Bebraer Politik eine Entscheidung treffen. Die vieldiskutierte Frage nach der Zufahrt zum Steinbruch bei Gilfershausen ist allerdings wieder offen.
„Das ist jetzt die kleinste Lösung“, sagt Geschäftsführer Marcus Weber: ein regionaler Steinbruch für Bebra und Umgebung. „Eine andere gibt es nicht mehr.“ Weber steht im Schwarzenhaseler Beisheim-Steinbruch. Gerade haben die Maschinen im Hintergrund noch Steine in Schotter zerkleinert und eine Unterhaltung unmöglich gemacht. Die rund 24 Teilnehmer der Steinbruchbesichtigung – Stadtverordnete, Ortsvorsteher und -Beiräte sowie Magistratsmitglieder – sollen sich bei den Rotenburger Nachbarn einen Eindruck davon verschaffen, was eine Erweiterung bedeutet. Eingeladen hatten die Stadt Bebra und Bürgermeister Stefan Knoche. „Bei Fragen: einfach fragen. Wir haben hier keine Geheimnisse“, sagt Weber.
Diskussion um Steinbrucherweiterung: Bebras Politik informiert sich in Schwarzenhasel
Der Schwarzenhaseler Kalksteinbruch habe eine vergleichbare Entstehungsgeschichte und die Lagerstätte sei ähnlich ausgebildet wie der Bebraer Bruch, sagt Heinrich Wacker vom Planungsbüro Wacker und Eberhard – allerdings ist der Kalksteinbruch im Rotenburger Ortsteil nur halb so groß.
Seit 2009 wird in Schwarzenhasel, nur einige Hundert Meter Luftlinie vom Ort, Kalkstein abgebaut. Von den Arbeiten sei nur etwas zu hören, wenn der Wind ungünstig stehe, sagt Ortsvorsteher Norbert Dräger. „Eine Lärmbelästigung gibt es nicht.“ Eher zu bemerken sei die Deponie für den Erdaushub, die näher am Ort liegt. Das erhöhte Lkw-Aufkommen mache sich zwischen Schwarzenhasel und Lispenhausen aber bemerkbar, etwa durch Engstellen und den schlechten Zustand der Straße. Er habe keine Verbindung zur Firma Beisheim oder der Familie Weber, betont Dräger. Offenbar haben auch die Nachbarn mitbekommen, dass in Bebra – teils sehr öffentlichkeitswirksam – um die Steinbrucherweiterung gestritten wird.

Die Firma Beisheim hat ihre Pläne daher immer wieder angepasst. Der aktuellste Stand: Der Abbau ist nun in sieben bis zu drei Hektar großen Abschnitten geplant – bisher gab es drei Abschnitte mit jeweils sieben Hektar. Pro Jahr sollen nur noch 100.000 Tonnen (bisher jährlich etwa 250.000 Tonnen) abgebaut werden. Der Steinbruchbetrieb verdoppelt sich auf eine Laufzeit von 60 Jahren. Insgesamt stehen weiterhin etwa 7,6 Millionen Tonnen Kalkstein zur Verfügung.
Steinbruch-Entscheidung: Parlament soll Zustimmung ohne Vorzugsvariante geben
Mitte Mai hatte das Bebraer Parlament eine Entscheidung über den Steinbruch vertagt – Beisheim benötigt städtische Flächen auf dem Abbaugebiet und eine Wegenutzungsvereinbarung für den Abtransport des Schotters vom Steinbruch. Die Stadtverordneten sollen nun am 2. Juni im Lokschuppen den Weg frei machen. Beginn der Sitzung ist um 19 Uhr.
Wo genau die Zufahrt zum Steinbruch verläuft, ist wieder offen. Das Parlament soll eine generelle Zustimmung für die Wegenutzung geben, eine Vorzugsvariante findet sich im Beschlussvorschlag nicht mehr.

Bisher war das eine direkte Anbindung an die Bundesstraße 27 bei Asmushausen. Naturschutzaspekte wie Brut- und Setzzeiten könnten einen regelmäßigen Lkw-Verkehr dort aber stark einschränken. Im Suchraum für die Zufahrt gibt es derzeit nur eine weitere bekannte Variante: Die in den Ortsteilen ungeliebte, serpentienenförmige Zufahrt, die auf die Kreisstraße 53 zwischen Gilfershausen und Imshausen führt.
Bürgerinitiative gegen Erweiterung: Preis für betroffene Ortsteile ist zu hoch
An der Gesamtabbaumenge ändere sich nichts, der große Kuchen werde nur in kleine Teile zerstückelt, so die Rückmeldung der Bürgerinitiative gegen die Steinbrucherweiterung bei Gilfershausen zu den jüngsten Plänen. Durch die nun wieder wahrscheinliche Zu- und Abfahrt über die K 53 entstünden außerdem immense Belastungen für alle Ortschaften entlang der Kreisstraße durch Lärm, Schmutz und Abgase. „Für uns ist der Bruch nicht zu ertragen. Der Preis für die umliegenden Ortschaften ist einfach zu hoch.“
Die BI trägt ihr Programm nun im Namen: „Lange Hecke – Steinbruch Nein Danke“. Befürchtet wird, dass das Leben in den betroffenen Bebraer Stadtteilen auf Jahrzehnte beeinflusst und die Natur in Mitleidenschaft gezogen wird. Auch viele Anstrengungen auf ein attraktives Wohnen in den Ortsteilen würden unterwandert.
In einem umfangreichen Anschreiben an die Bebraer Parlamentarier haben die Steinbruch-Gegner – zu denen auch die Ortsvorsteher von Asmushausen, Braunhausen und Imshausen gehören – ihre Bedenken und Fragen zusammengetragen. „Bisher gibt es vor allem nur Absichtserklärungen der Firma Beisheim. Das ist aus Sicht des Unternehmens verständlich, aber die Stadt Bebra hätte umfassender informieren müssen“, so die Kritik.
Angst vor Uran im Kalksteinbruch? Schreiben sorgt für Irritation
Befürchtet wird mit Blick auf den Vertragsentwurf, der für die Wegerechtsvergabe vorliegt, dass dem Unternehmen sehr viel Spielraum gelassen wird und sich die Stadt frühzeitig im Verfahren vertraglich bindet. Statt der vorgesehenen Kubikmeter-Pauschale pro abgebautem Kalkstein unter den städtischen Flächen schlägt die BI zudem ein Maut-System für die Steinbruch-Lkw vor. So könne die derzeit geringe Vergütung der Stadt erhöht und zudem kontrolliert werden, ob die Transportmenge eingehalten wird. Einen Vorschlag zur Umsetzung gibt es nicht – die Maut sei als Anregung zu verstehen, sagt Sprecher Christoph Stockmayer.
Für Irritationen hatte der Stichpunkt „Risiken“ im Schreiben gesorgt: Aufgeführt wird auch die Verfüllung des Steinbruchs, die laut BI im Vorfeld vertraglich fixiert werden sollte, damit keine belasteten Stoffe zum Einsatz kommen. Neben Asbest wird auch radioaktives Material genannt. Also die Angst vor Uran im Kalksteinbruch? Die Frage nach der Verfüllung sei berechtigt, so Stockmayer. Der Begriff „radioaktiv“ sei mehr ein Test gewesen, „ob die Leser überhaupt soweit kommen“.