„Einen Amerikaner fahren“: Das war schon immer der Traum von Torsten Hubl aus Bebra. Seit vier Jahren besitzt er einen Chevrolet Two-Ten und führt „Christine“ mindestens zwei Mal in der Woche aus. Benannt wurde der auffällige Flitzer mit 140 PS nach seiner Vorbesitzerin aus den USA.
In unserer Serie stellen wir talentierte Schrauber aus Hersfeld-Rotenburg und ihre Oldtimer vor. Heute: Torsten Hubl aus Bebra mit seinem Straßenkreuzer Chevrolet Two-Ten.
Egal ob Torsten Hubl mit der 64-jährigen „Christine“, einem Chevrolet Two-Ten, in Bebra zum Einkaufen, zur Arbeit oder über die heimische Bundesstraße 27 fährt, „sofort werde ich auf mein Auto angesprochen“, sagt der Oldtimer-Liebhaber mit einem Schmunzeln.
Für Bebras Straßen scheint der fünf Meter lange Ami-Gigant, der eher auf US-Fernstraßen wie der legendären Route 66 zuhause ist, etwas zu groß geraten – nach einem passenden Parkplatz sucht der 38-Jährige daher häufig etwas länger. „Christine“ kommt ursprünglich aus San José, 100 Kilometer südlich von San Francisco, und gehörte bis vor sechs Jahren Christine Leonard, nach der Torsten Hubl seinen Chevrolet benannt hat. Von Kalifornien führte der Weg für den Straßenkreuzer nach Mönchengladbach, dort wurde er teilrestauriert.
Türen und Fenster auf: Im Sommer wird es warm im Chevrolet, denn das Auto hat keine Klimaanlage. Ein funktionierendes Radio fehlt ebenfalls, aber: „Die schönste Musik kommt aus dem Auspuff“, findet Torsten Hubl.
Die amerikanischen Automobildesigner waren 1956 von Flugzeugen begeistert, bei einigen Bauteilen des Chevrolets Two-Ten ist die Orientierung an einem Flieger deutlich zu erkennen, sagt Autoliebhaber Hubl. So erinnern die Heckleuchten des Chevrolets an Nachbrenner, die Kühlerfigur ist einem Düsenjet nachempfunden. Auch bei der Gestaltung des Armaturenbretts scheinen sich die Kreativen bei Chevrolet an einem Flugzeugcockpit orientiert zu haben.
Die Schrauber-Leidenschaft begann mit dem ersten Auto - und zu wenig PS
„Ich wollte unbedingt diesen Chevy Jahrgang 1956 haben“, sagt Torsten Hubl. Das war gar nicht so leicht: „Dieser Typ wurde nur ein Jahr lang und 298 000 Mal in Amerika gebaut. Also fing ich vor vier Jahren im Internet bei Ebay an zu stöbern und fand mein Traumauto.“ Zufälligerweise suchte dessen Eigentümer einen VW Karmann-Ghia – der Bebraner hatte einen im Angebot, also würden die Oldtimer getauscht.
Begonnen hat die Leidenschaft für alte Fahrzeuge mit Hubls erstem Auto; ein Opel Astra F von 1993. „Ich bekam den Opel mit 18 Jahren von meinem Vater geschenkt, er hatte jedoch nur 60 PS und das war mir einfach zu langsam“, erinnert sich der 38-Jährige.
Oldtimer-Serie: Der Straßenkreuzer Chevrolet Two-Ten in Bildern
Er las einige Handbücher und schraubte dann so lange, bis der Opel 130 PS vorweisen konnte. „Ich brachte mir alles selber bei und entdeckte auf diese Weise meine Leidenschaft, die der perfekte Ausgleich zur Arbeit ist“, sagt Hubl.
Viel Aufmerksamkeit für Christine: Restaurierung dauerte ein Jahr
Nachdem der gelernte Heizer und Maschinist drei weitere Oldtimer liebevoll restauriert hatte, fing er 2016 mit seiner Christine an: „Zuerst musste ich Ersatzteile aus den USA im Internet bestellen. Stoßstangen, Kühlergrill, Kupplung, Motor, Türgriffe, Armaturenteile und weitere Bauteile wurden problemlos nach Deutschland geliefert.“ Mit Unterstützung seines Vaters und eines Schrauber-Freundes hat er ein Jahr lang jede freie Sekunde mit der Restaurierung des Autos verbracht.
Versteckte Tanköffnung: Hinter dem linken Rücklicht befindet sich der Tankdeckel. Erst wer diesen gefunden hat, kann Benzin mit einem Bleizusatz tanken.
Jetzt genießt Hubl Fahrten ins Grüne, beispielsweise zum Edersee, und zu Oldtimertreffen. Christine wird nicht das letzte alte Auto sein, dass er zurechtmacht. „Mein nächstes könnte auch wieder ein Amerikaner werden. Die haben es mir einfach angetan.“
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