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Der Festival-Donnerstag: Die Hippies sind zurück am Herzberg

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Von: Wilhelm Ditzel

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Kiran und Tonique sind eigens von den Kanaren angereist, um mal den legendären Festival-Spirit zu genießen und am Sonntag die Bluespills zu sehen.
Kiran und Tonique sind eigens von den Kanaren angereist, um mal den legendären Festival-Spirit zu genießen und am Sonntag die Bluespills zu sehen. © Willie Ditzel

Am Donnerstag hat mit Guru Guru, den Bluespills und anderen Künstlern offiziell das Herzberg-Festival in der Gemeinde Breitenbach/H. begonnen.

Breitenbach/H. – Sie sind wieder zurück, die Hippies und ihr „Spirit“, der seit 1968 den Geist des Herzberg-Festivals prägt und in die Welt hinausträgt. Und doch hat sich auch hier Vieles verändert – durchaus zum Positiven.

Noch nie war das Festival am Eröffnungstag schon so gut besucht, wie in diesem Jahr. „Endlich, endlich geht es wieder los, höchste Zeit“, sagt Victoria aus Marburg und kann, wie tausende andere Festivalbesucher ihre Freude nicht zurückhalten, tanzt mit ihrem Hula Hoop Reifen über das Gelände.

Später am Abend, beim Auftritt des Schweizers Faber und seiner Band, dem ersten großen mit Spannung erwarteten Konzert des Festivals, spürte man förmlich die Entladung der Traurigkeit, seit 2019 kein Konzert mehr im großen Stil mit anderen gefeiert zu haben: Ein Meer aus Blumen.

Unzählige rote Rosen bedecken die Bühne, im Hintergrund ist eine Leinwand gespannt, die den Himmel zeigt. Obwohl Clubs und Konzerthallen schon eine Weile wieder geöffnet sind, es war, als wäre es das erste Konzert seit dem coronabedingten Livemusik-Entzug.

Kamen wegen Faber, der zum ersten Mal auf dem „Berch“ gastierte, vor allem viele junge Menschen wie die Fangruppe „Kinder aus Bullerbü“ aus Berlin, so waren es beim Auftritt von Guru Guru am Nachmittag die Althippies, die auf ihre Kosten kamen. Mani Neumeier (81) und seine Band spielten bereits auf dem ersten Herzberg-Festival 1968.

Legende: Mani Neumeier von Guru Guru.
Legende: Mani Neumeier von Guru Guru. © Willie Ditzel

Wegen einzelner Bands zum Festival zu reisen hat an Bedeutung gewonnen. Früher ging man zum „Berch“ wegen der Atmosphäre, die Musik spielte eine untergeordnete Rolle. Das hat sich geändert. Kiran und Tonique, zwei junge Hippies, leben auf den Kanaren und haben ihren Sommertrip auf dem Kontinent so eingerichtet, dass sie am Sonntag „endlich die Bluespills“ sehen können.

Zufriedene Händler: Anneliese Lokau und ihr Mann Arne in ihrem Shop mit Batik-Sachen in Bioqualität.
Zufriedene Händler: Anneliese Lokau und ihr Mann Arne in ihrem Shop mit Batik-Sachen in Bioqualität. © Willie Ditzel

„Kaum waren die Festivaltore geöffnet, war unser Zelt voll“, sagt Anneliese Lokau, die mit ihrem Mann Arne in Hamburg ein kleines Lädchen namens „tie’n’dye“ betreiben und selbst produzierte Batik-Ware in Bio-Qualität anbieten. Sie gehören zum Stamm der Merchandise-Händler auf dem Festival. „Der Nachholbedarf ist unglaublich“, sagt Arne und strahlt mit seiner Frau um die Wette.

Der Schweizer Faber auf dem „Berch“ mit Rosen.
Der Schweizer Faber auf dem „Berch“ mit Rosen. © Willie Ditzel

Noch eines fällt gleich bei einem ersten Gang über das Gelände und dem Wiedersehen mit „alten Bekannten“ auf: Es wurde viel gezeugt im Hippieland während der zurückliegenden drei Jahre. Immer häufiger hört man den Ruf „Opa!“ oder die stolze Vorstellung „Mein Enkel, der neue Chef im Ring“.

„Für Jaron ist es der erste Festivalbesuch, für mich der sechste“, freut sich auch Lajos aus Lüneburg, der für seinen Sohn gerade ein Herzberg-T-Shirt gekauft hat und ihn jetzt im Kinderwagen über das Gelände schiebt. Bei Flo aus München bleiben sie stehen und schauen ihren kunterbunten Seifenblasen zu.

Was sie mit über 10 000 anderen Hippies eint: Sie wissen, dass sie weder den Krieg in der Ukraine noch Corona stoppen können. Aber sie sind dankbar und zufrieden, wieder Zeit miteinander verbringen zu können.

(Willie Ditzel)

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