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Drei Schafe bei Ronshausen gerissen: Über 120 Kilo Fleisch gefressen

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Von: Christopher Ziermann

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Hier ist es passiert: Nebenerwerbslandwirt Frank Rohrbach hält Schafe bei Ronshausen. © Christopher Ziermann

Es ist schon wieder passiert: Auf einer Schafweide rund 700 Meter vom Ortsrand von Ronshausen entfernt sind zwei ausgewachsene Mutterschafe und ein Lamm gerissen worden.

Von einem der Mutterschafe ist nur noch das Gerippe übrig, auch beim anderen fehlt weit über die Hälfte des Fleisches, so Nebenerwerbslandwirt Frank Rohrbach, dem die Tiere gehören. 

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Nur noch das Gerippe ist übrig: Ein Mutterschaf wurde fast gänzlich aufgefressen. © Christopher Ziermann

„Die Muttertiere wiegen rund 80 Kilo“, sagt Rohrbach. Also wurden innerhalb von wenigen Tagen mindestens 120 Kilo Fleisch gefressen. Der 47-Jährige war sich sofort sicher: Das waren Wölfe, „und zwar ein ganzes Rudel“. Bei Schafsrissen wird häufig auf Hunde als mögliche Verursacher verwiesen – doch die fressen selten mehr als ein halbes Kilo am Tag, wohingegen Wölfe laut einer Broschüre des Hessischen Umweltministeriums bis zu elf Kilo Nahrung auf einmal aufnehmen können. Das Ministerium hatte erst am Freitag auf Anfrage unserer Zeitung erneut gesagt, es gehe davon aus, dass es bislang in Hessen nur einzelne Wölfe gebe, die sich noch nicht ortsfest niedergelassen hätten. Die Weide bei Ronshausen ist nur rund drei Kilometer Luftlinie von der Weide bei Iba entfernt, wo Anfang Mai zwei Schafe gerissen wurden. Dort konnte nicht geklärt werden, ob der Verursacher ein Hund oder ein Wolf war - wir berichteten. 

Rohrbach betreibt neben seiner Baumschule in Ronshausen auch Obstanbau, eine Brennerei und baut Weihnachtsbäume an – und hält über 50 Schafe auf einer Fläche von rund sieben Hektar. Unter der Woche arbeitet er in Stuttgart beim baden-württembergischen Landesforst. Dann schaut sein Vater nach dem Rechten. Der habe ihm schon am Dienstag berichtet, dass auf einer Parzelle, auf der zwölf Schafe weideten, mehrere ausgebrochen seien – sieben fehlten. Fünf davon tauchten wieder auf. Die übrigen zwei fand Rohrbach auf der Weide, als er am Freitag in die Heimat kam. 

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Der Zaun ist abgeknickt: Hier sind die Schafe ausgebrochen. © Christopher Ziermann

Der hinzugerufene ehrenamtliche Rissgutachter Dr. Wolfgang Fröhlich wollte angesichts des Bildes, das sich ihm vor Ort bot, keine Vermutungen darüber anstellen, wodurch die Schafe gestorben waren und welche Tiere danach an den Kadavern gefressen hatten. Infrage kämen für Letzteres auch zum Beispiel Wildschweine, Dachse oder streunende Hunde. 

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Das tote Lamm. © Christopher Ziermann
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Spuren eines Kampfes: Einige Meter entfernt vom Fundort des Lammes ist der Rasen platt gedrückt, es liegt Wolle auf der Wiese. © Christopher Ziermann

Weil die Kadaver drei Tage lang der Witterung ausgesetzt waren, könnte eine DNA-Analyse schwierig werden, sagte Fröhlich. Ob eine solche Analyse gemacht wird, entscheidet aber nicht er, sondern das Hessische Landeslabor. Am toten Lamm entdeckte er die Spuren eines Kehlbisses – dort ist die Chance für verwertbares Genmaterial am besten. Fröhlich nahm bereits vor Ort eine DNA-Probe. 

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Rissgutachter Dr. Wolfgang Fröhlich nahm gleich vor Ort eine DNA-Probe am Kehlbiss des Lammes. © Christopher Ziermann

Der Kadaver wird nun voraussichtlich diese Woche ans Landeslabor überstellt. Bereits am Samstagmorgen rief Rohrbach den Rissgutachter Fröhlich wieder zu sich nach Ronshausen: Nur fünf Meter vom bis aufs Gerippe abgefressenen Mutterschaf lag nun ein weiteres totes Schaf, ebenfalls zu großen Teilen bereits aufgefressen. 

Fröhlich sagt dazu auf Anfrage unserer Zeitung: „Für mich sah das so aus, dass auch dieser Kadaver schon älter war. Das Fleisch war schon trocken und es waren viele Fliegen da. Ich kann mir nicht erklären, warum wir es am Freitag nicht gesehen haben – vermutlich waren in der Nacht noch mal Tiere da und haben den Kadaver bewegt.“ Rohrbach ist sich hingegen absolut sicher, dass der Riss frisch war. „Wer etwas anderes behauptet, der will hier Dinge verschleiern“, sagt er. 

Eine Entschädigung für seine getöteten Schafe kann er nicht erwarten: Seine Weide ist nicht durchgängig von mindestens 120 Zentimeter hohen Zäunen oder von mindestens 90 Zentimeter hohen stromführenden Zäunen umgeben, wie es das Umweltministerium verlangt. Die Zäune will er nun auch nicht diesen Anforderungen anpassen. „Wer sagt mir denn, ob die Wölfe nicht jetzt schon an einer Stelle über den Zaun gekommen sind, wo er den Anforderungen entspricht? Die Wölfe wissen jetzt, dass es hier was zu holen gibt und würden die Zäune auch überspringen, wenn sie überall 120 Zentimeter hoch wären.

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