Kunden verunsichert: Edeka-Markt schließt nach 41 Jahren

Rotenburg. Im Rotenburger Stadtquartier Hochmahle kennt man die Sandts seit 41 Jahren, dort betreiben sie den Edeka-Markt - Ende April ist Schluss. Wie es weitergeht ist offen.
Bei den Kunden herrscht große Unsicherheit: Wo sollen sie ihre Einkäufe erledigen, sollte es keinen Markt mehr in dem großen Viertel geben? „Das wäre eine Katastrophe“, sagt Anneliese Scheel. Sie kauft seit über 30 Jahren im Markt ein und findet es gut, dass das Geschäft „nicht so endlos groß“, sondern übersichtlich ist. Genau diesen Umstand genießt auch Heinrich Wickenhöfer. „Eine Schließung wäre höchst bedauerlich.“
Marie-Luise Feldt, ebenso Stammkundin, befürchtet, dass besonders ältere Menschen Probleme bekommen werden, sich mit Lebensmitteln zu versorgen. „Nicht jeder kann mit dem Fahrrad fahren oder sich ein Taxi leisten. Für die Menschen auf der Hochmahle muss man sich dann etwas einfallen lassen.“ Sie weist auch auf die soziale Komponente hin: „Man kennt sich hier und kann auch mal ein Schwätzchen halten“.
An die älteren Menschen denkt auch Denise Rietze, die am Marktplatz wohnt, aber ihre Einkäufe auch auf der Hochmahle erledigt, wenn sie ihr Kind dort in die Kita gebracht hat. „Die alten Menschen sind ja nicht so mobil wie wir.“ Das findet auch Kathrin Jark, die das Geschäft von Kindheit an kennt.
Udo und Inge Sandt hoffen für ihre Kunden und auch für ihre 16 langjährigen Mitarbeiter, dass sich eine Lösung findet. „Wir werden ständig angesprochen“, sagt Inge Sandt. Unglücklich ist das Ehepaar natürlich auch über eine Entwicklung, die den Gerüchten geschuldet ist: Manche Kunden wendeten sich schon jetzt ab und suchten sich - soweit sie können - neue Lebensmittelmärkte.
„Viele denken offenbar, dass wir bereits geschlossen haben. Aber bei uns läuft alles normal weiter bis zum 30. April.“ Erst im Herbst mussten die Sandts einen schlimmen Schicksalsschlag hinnehmen, als ihr Sohn starb. Er arbeitete ebenfalls im Geschäft mit.
Der Geschäftsführer der Edeka-Hessenring in Melsungen war gestern für ein Gespräch mit der HNA nicht erreichbar.
„Der Lebensmittelmakrt auf der Hochmahle ist von außerordentlicher Bedeutung für das große Stadtviertel, aber auch für die Menschen im Stadtteil Mündershausen“, sagt Rotenburgs Bürgermeister Christian Grunwald. Es gehe darum, die Nahversorgung auch künftig zu sichern. „Wir sind derzeit im Gespräch mit der Edeka, aber auch offen für andere Lebensmittelkonzerne“, erklärte der Bürgermeister, der selbst ein Kind der Hochmahle ist und den Markt kennt. Die Stadt habe auch den Einzelhandelsverband Nordhessen eingeschaltet, um einen Nachfolger zu finden. Vorstellbar sei sogar, dass sich die Stadt wirtschaftsfördernd engagiere. „Wir arbeiten auf allen Kanälen“, sagt Grunwald.