Von Mecklar nach Nordbayern
Fulda-Main-Leitung: Tennet stellt mögliche Korridore der Nord-Süd-Trasse vor
Zehn Millionen Euro pro Kilometer könnte die neue Höchstspannungsleitung von Mecklar nach Nordbayern kosten. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.
Mecklar – Es dauert zwar noch voraussichtlich sieben Jahre bis zum Baubeginn der Fulda-Main-Leitung, die Vorbereitungen für die 380-Kilovolt-Wechselstromleitung von Mecklar nach Nordbayern laufen allerdings schon jetzt auf Hochtouren. Netzbetreiber Tennet hat nun die Entwürfe für mögliche Korridore veröffentlicht.
Mit einer Gesamtlänge von rund 130 Kilometern soll die Versorgungs- und Transportleitung die zweite Verbindung auf Höchstspannungsebene zwischen Hessen und Bayern werden. Tennet spricht von einem „hessisch-bayerischen Lückenschluss“. Ziel sei ein zukunftssicherer Stromtransport von Windenergie aus Norddeutschland in die süddeutschen Metropol- und Wirtschaftsregionen, so das Unternehmen. Der Bau der Nord-Süd-Trasse soll 2027 starten. Tennet plant, die Leitung im Jahr 2031 in Betrieb zu nehmen.
Freileitungen und Erdkabel
Fest steht bislang, dass die Fulda-Main-Leitung vom Umspannwerk in Mecklar über Dipperz (Landkreis Fulda) bis nach Bergrheinfeld bei Schweinfurt (Bayern) führen soll. Über welchen Weg die Umspannwerke miteinander verbunden werden, ist noch unklar. Ein potenzieller Korridor (siehe Grafik) orientiert sich beispielsweise an der bereits bestehenden 380-KV-Leitung, würde also östlich an Bad Hersfeld, Eiterfeld und Hünfeld vorbeiführen. Andere folgen Bahngleisen oder auch der A 7. „Wir wollen die bau- und betriebsbedingten Auswirkungen auf Mensch und Natur so gering wie möglich halten“, sagt Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht. Der Netzbetreiber, der unter anderem auch an Suedlink beteiligt ist, überlegt, sowohl auf Freileitungen als auch auf Erdkabel zu setzen – eine Leitung mit überirdischen und unterirdischen Kabeln gibt es im Netz des Bayreuther Unternehmens bislang noch nicht.
Erdkabel erheblich teurer
Was das Vorhaben kosten wird, sei jetzt noch nicht seriös abschätzbar, sagt Lieberknecht – auch deshalb, weil die Gesamtkosten vom endgültigen Trassenverlauf abhängen und davon, ob tatsächlich Abschnitte unterirdisch verlegt werden. Laut Lieberknecht kostet ein Kilometer Freileitung rund zwei Millionen Euro, ein Kilometer Erdkabel zehn Millionen Euro.
Zum Projektauftakt im Sommer hatte Tennet erst den Untersuchungsraum für die neue Leitung vorgestellt. Der nun veröffentlichte Korridornetzentwurf wird die Basis sein für die ab 2021 anstehende Bundesfachplanung. Am Ende dieser rund zweijährigen Planungsphase legt die Bundesnetzagentur als Genehmigungsbehörde dann einen rund einen Kilometer breiten Korridor fest. Anschließend folgt das sogenannte Planfeststellungsverfahren, in dem die konkrete Leitungsführung geplant wird. (Sebastian Schaffner)
Netzbetreiber bietet digitale Sprechstunde für Bürger an
Tennet-Sprecher Markus Lieberknecht betont, dass das Unternehmen bei der Planung der Fulda-Main-Leitung „auf einen umfassenden Dialog mit Kommunen, Mandatsträgern, Bürgern sowie Vertretern von Bürgerinitiativen, Verbänden und Behörden“ setze. Zwischen Montag, 30. November, und Montag, 14. Dezember, bietet der Netzbetreiber deshalb für Vertreter der Kommunen, Bürgerinitiativen, Verbänden und Behörden insgesamt fünf Korridorsprechstunden an. Für alle Bürger in Hessen plant der Netzbetreiber zudem eine offene Sprechstunde für Donnerstag, 3. Dezember – allerdings wegen der Corona-Pandemie als Videokonferenz. Anmeldung und mehr Infos im Internet unter: tennet.eu/fulda-main-leitung-sprechstunden. Interessierte, die keine Möglichkeit haben, an der digitalen Sprechstunde teilzunehmen, erreichen das Team um Cindy Schemmel, Referentin für Bürgerbeteiligung, auch telefonisch: 0921/507402424, per E-Mail: fuldamain@tennet.eu und postalisch: Tennet TSO GmbH, Bernecker Straße 70, 95448 Bayreuth. (ses)