Gewaltschutztrainer Dieter Jung vermittelt Sicherheit für den Ernstfall

Dieter Jung hat mit 74 Jahren eine Weiterbildung zum Gewaltschutztrainer gemacht. Er vermittelt Sicherheit in Gefahrensituationen - zum Beispiel Behördenmitarbeitern.
Hersfeld-Rotenburg – In der Sportschule des Deutschen Karate Verbandes in Hennef hat Dieter Jung aus Ludwigsau jüngst das Zertifikat zum Gewaltschutztrainer erworben. Er ist damit einer der wenigen in Nordhessen, der sich Gewaltschutztrainer nennen darf. „Im Landkreis Hersfeld-Rotenburg gibt es sogar nur zwei mit dieser Zertifizierung“, sagt Dieter Jung (74).
Was ist Gewaltschutztraining überhaupt? Dabei handelt es sich nicht um einen Selbstverteidigungskurs, sondern es geht darum, ein sicheres Auftreten und die Fähigkeit zur Deeskalation zu lernen. Der erste Schritt sei, ein Gefühl für Gefahrensituationen zu entwickeln, erklärt Jung. Daher richte sich sein Training an jeden, denn jeder könne in eine Gefahrensituation geraten oder zur Zivilcourage aufgerufen werden.
Für einige Berufsgruppen seien seine Lehrgänge, auch mit psychologischen Inhalten, jedoch besonders empfehlenswert, da ihr Risiko höher sei, auf eine Gefahrensituation zu treffen. „Dazu zählen Beschäftigte in Bürgerbüros, im Jobcenter, bei Ordnungsämtern und auch beispielsweise im Landratsamt. Für Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Pflegepersonal bietet sich der Kurs ebenfalls an“, sagt der Gewaltschutztrainer. Denn hier seien Mitarbeiter immer häufiger Übergriffen ausgesetzt. Und oft seien sie mit Gewaltsituationen überfordert, weil Handlungsalternativen fehlen. In unterschiedlichsten Rollentrainings, die sich an realen beruflichen Situationen der Teilnehmer anlehnen, werden gemeinsam Handlungsstrategien erstellt und praktisch geübt.

„Danach hat man eine gute Grundlage, wie man sich in bedrohlichen Situationen verhalten sollte. Zudem gibt das Training Sicherheit für den Ernstfall.“ Neben den praktischen Übungen werden Verhaltensweisen erklärt, die zu einer Deeskalation des Konfliktes beitragen können. „Denn oftmals ist es sinnvoller, dem Konflikt aus dem Weg zu gehen, anstatt sich darauf einzulassen“, weiß Jung. Eine wichtige Grundlage sei dabei die LLL-Regel. „Wir sollten uns Licht, Leute und laut merken! Das bedeutet, in Gefahrensituationen sollten wir uns nicht im Dunkeln aufhalten, Leute direkt nach Hilfe fragen und Aufmerksamkeit schaffen mit der Stimme“, erklärt Jung.
Und wie kommt man auf die Idee, mit 74 Jahren noch eine Weiterbildung zum Gewaltschutztrainer zu machen? „Ich mache seit über 50 Jahren Karate. Das ist einfach mein Leben. Nun hatte ich überlegt, wie ich mich eben noch weiterbilden könne, und bin auf diesen Lehrgang gestoßen.“ Der heute 74-jährige begann bereits 1968 in Kassel mit dem Karate-Training. Als er 1973 aus beruflichen Gründen nach Bad Hersfeld kam, gründete er die Karateabteilung im Turnverein Hersfeld und löste damit einen Karate-Boom in Bad Hersfeld aus. Der erste Anfängerkurs startete mit 120 Teilnehmern. Von da an konnte sich die Karateabteilung über eine stetig wachsende Mitgliederzahl freuen.
Mit der Zertifizierung als Gewaltschutztrainer möchte der Karate-Profi jedoch nicht aufhören. „Es gibt natürlich noch Aufbaukurse“, erklärt Dieter Jung, dessen Nachname Programm ist – und ein gutes Beispiel ist, dass man für diesen Sport nie zu alt ist. (Carolin Eberth)
Zur Person
Dieter Jung (74) wohnt in Ludwigsau. Geboren und aufgewachsen ist er in Kassel, wo auch die Liebe zum Hobby Karate entstand. In seiner Jugend machte er eine Ausbildung zum Gestalter für visuelles Marketing. Später gründete er sein eigenes Unternehmen Kreativ Team Jung, mit dem er die Dekoration von Feierlichkeiten organisiert. In Bad Hersfeld hat er die Karate-Abteilung des TV Bad Hersfeld und die Action-Gruppe der Hersfelder Festspiele mitgegründet. Dieter Jung ist verheiratet und hat zwei Kinder. (ebe)