1. Startseite
  2. Lokales
  3. Rotenburg / Bebra

Haunetaler Christiane Hofmann und Ernst Leiter machen Platz für Nachwuchs

Erstellt:

Von: Kim Hornickel

Kommentare

Gute Laune beim Haunetaler Männerballett: Ernst Leiter (Dritter von links) war jahrzehntelang Mitglied und ist für jeden Spaß zu haben, wie er sagt.
Gute Laune beim Haunetaler Männerballett: Ernst Leiter (Dritter von links) war jahrzehntelang Mitglied und ist für jeden Spaß zu haben, wie er sagt. © privat/nh

Sie waren jahrzehntelang beim Karneval in Haunetal auf und hinter der Bühne im Einsatz. Jetzt ist für Christiane Hofmann und Ernst Leiter Schluss mit dem Männerballett. Die beiden machen Platz für den Nachwuchs. Aber die Männerballett-Trainerin und der „Haunetaler Spitzbube“ erinnern sich gern an einige Eklats und so manch fatales Kostümdebakel zurück und haben unserer Redakteurin Kim Hornickel davon berichtet.

Haunetal – Sie kennen sich beide mit dem Männerballett aus: Warum ist es so schwer, Männern das Tanzen beizubringen?

Leiter: Da sind Bewegungslegasteniker dabei, die gucken immer nach dem Nebenmann und können das nicht alleine.

Hofmann: Das macht ja auch den Charme des Männerballetts aus. Wenn meine Schwester Claudia den Jungs erklären muss, wo rechts und links ist, da wird es schon schwierig. Diejenigen, die Taktgefühl in der Gruppe haben, kriegen dann immer einen Föhn, dass wir alles zehn Mal wiederholen müssen. Aber das Publikum denkt sich bei Patzern sowieso: Das muss so sein.

Ist ein Auftritt auch mal richtig schiefgegangen?

Hofmann: Wir hatten mal einen Eklat. Da sollten wir auf der Weiberfastnacht in Dittlofrod (Eiterfeld) auftreten und als wir dort angekommen sind, hatte sich die ganze Gruppe zerstritten. Die wollten nicht, dass Männer am Programm teilnehmen. Das war ein bisschen eine blöde Situation für uns. Ein anderes Mal waren wir mit unserem Auftritt „Winterolympiade“ in Burghaun und plötzlich war die Show den Damen im Saal zu wenig. Die hätten die Männer am liebsten ausgezogen. Die sind damals auch auf die Bühne gekommen und haben unseren Männern an den Klamotten gezogen. Das war ein wenig grenzwertig.

Das heißt, auch Karnevalisten ziehen Grenzen beim Faschingsspaß. Wo ist Schluss mit lustig?

Hofmann: Also beim Dankeschön-Frühschoppen trifft man sich bei uns um 11.11 Uhr und dabei entsteht auch immer Blödsinn. Da wird dann mal die Sparkasse dekoriert oder die Raiffeisenbank. Dann wird irgendwo mal eine Konfetti-Kanone geschossen und das mag ich persönlich gar nicht. Da ist Schluss mit lustig. Denn sobald man die Haustür aufmacht, legt die Kanone los. Das heißt, man hat Konfetti überall, bis zum Abwinken. Ich bin sonst für jeden Blödsinn zu haben, aber das mag ich nicht.

Herr Leiter, Sie standen bisher 40 Jahre auf der Karnevalsbühne, an welche Kulissen können Sie sich noch gut erinnern?

Leiter: Ich saß schon in Badewannen, auf Schlitten. Und ich bin auch schon in einem großen Wagen als ägyptischer König auf die Bühne geschoben worden. Wir haben auch mal Skispringen gemacht. Dabei hatten wir mit einer Angelschnur ein System gebaut, bei dem die Skier immer vorne hochgegangen sind, wenn ich von einem Stuhl aufgestanden bin. Aber die Angelschnur hat keiner im Publikum gesehen. Da haben mache aber überrascht geguckt.

Wie kommen Sie als Trainerin auf solche Ideen, Frau Hofmann?

Hofmann: Wir sitzen irgendwo zusammen, oder wir haben etwas im Fernsehen gesehen oder bei anderen Veranstaltungen und schon haben ich und meine Schwester Claudia ruckzuck irgendetwas zusammengestellt. Manchmal muss man die Herren dann erst überzeugen. Manche sind da etwas kritisch. Bei Ernst ist das anders, der sagt: Ja, das machen wir. Nach 26 Jahren weiß man natürlich auch, wie jeder in der Gruppe tickt. Dann denkt sich meine Schwester die Choreografie aus und ich besorge die Kostüme.

Gibt es auch mal Unmut in der Gruppe? Wie ist es mit Neuzugängen?

Hofmann: Manchmal haben wir Leute dazugeholt, da dachten wir, es passt, aber das war dann doch nicht so. Denn in einer gemischten Gruppe, wir haben alle Altersklassen, da passt dann doch nicht jeder Charakter dazu. Aber Hauptsache ist, dass man Spaß daran hat und regelmäßig zur Probe kommen kann. Zwei Mal vorbeikommen, reicht nicht. Es ist schwierig, wenn jeder eine andere Schicht arbeitet und beim Üben dann nicht dabei sein kann, das nervt dann. Am Ende zählt aber das Ergebnis. Was am Ende beim Auftritt herauskommt, soll ja auch gescheit aussehen. Eine gewisse Qualität war immer unser Anspruch.

Wie lief eigentlich ihr erster Auftritt als Karnevalsanfänger damals ab?

Hofmann: Als wir vor über 26 Jahren das Männerballett übernommen haben, meine Schwester und ich, da haben uns überlegt: Wir machen einfach das, was auch die Mädels machen. Und das Jahr darauf haben wir den Tanz der Showtanzgruppe der Damen zur Hälfte übernommen und zwei bis drei Mal in der Woche geübt. Die Männer hatten Spaß beim Cancan-Tanzen. Nun haben sie nicht alle Tanzformationen von den Frauen übernommen, das wäre für die Herren zu schwer gewesen. Der Rest war aber exakt gleich.

Leiter: Das war so ziemlich das Beste, was wir je gemacht haben. Mit dem Tanz hatten wir uns sogar bei „Hessen lacht zur Fassenacht“ (Show im hr) beworben. Wir sind aber nicht angenommen worden, weil wir keine Karnevalshochburg sind. Wir hätten mehr Leute sein müssen, wurde uns gesagt.

Sie haben jedes Jahr so viel Zeit in den Karneval gesteckt, wie geht das parallel zum Vollzeitjob?

Leiter: Heute bin ich Rentner, aber damals musste ich Schicht arbeiten, die habe ich manchmal unterbrochen oder habe aufgehört und bin zum Üben fürs Männerballett gegangen.

Fühlte sich auch mal jemand von Ihnen auf die Füße getreten?

Leiter: Ich bin noch niemandem auf die Füße getreten, außer beim Tanzen. Ich hatte zeitweise aber mindestens drei Fan-Klubs, die schon auf mich gewartet haben, wenn ich bei anderen Karneval Klubs aufgetreten bin.

Hofmann: Ich habe, bis die Coronapause kam, auch die Büttenreden für den Hofnarr geschrieben und bin selbst mit einer Freundin als „plappernde Nachbarinnen“ aufgetreten. Da hatten wir einmal einen kleinen Eklat mit der Adelsfamilie aus Wehrda. Dabei hatte ich die Familie zitiert, allerdings nur das, was sie selbst gesagt haben und was in der Zeitung stand. Als sie meine Rede gehört haben, waren sie aber sehr echauffiert und wollten mir dann Teile streichen. Ich habe mich darüber nur kaputtgelacht, einen Anwalt befragt und es so gelassen. Aus Spaß hatte ich damals dann noch meine Advocat Rechtsschutzversicherung als Plakat mit auf die Bühne genommen. Ich habe damit kein Problem.

Waren Ihnen im Nachhinein schon einmal eine Kostümwahl peinlich?

Hofmann: Wir hatten auch Kostüme, die waren im Nachhinein gar nicht so schön. Bei einem Tanz hatten die Männer zum Beispiel gelbe Gummistiefel und dazu Baströckchen und Muschel-BHs an. Die waren eine Katastrophe. Der Ansicht waren wir zumindest, aber dort, wo wir aufgetreten sind, da fanden es die Leute richtig gut.

Und was machen Sie als Faschingsnarren a.D. nun mit Ihrer freien Zeit?

Leiter: Ich habe auch nach 40 Jahren Karneval noch andere Beschäftigungen. Ich mache Honig. Mein Schwager und ich sind seit letztem Jahr unter die Imker gegangen. Jetzt müssen wir aber erst einmal schauen, dass die Bienen über den Winter kommen.

Hofmann: Wir machen ja schon noch weiter, meine Schwester und ich, auch beim Damenelferrat. Ich bleibe weiter Präsidentin. Aber beim Männerballett dürfen nach 26 Jahren auch mal andere ran. In der freien Zeit wird mir aber nicht langweilig. Da kann ich mehr in Urlaub fahren. Egal wohin. Ausland, Sommer, Meer, oder Deutschland.

ZUR PERSON

Ernst Leiter (66) und Christiane Hofmann (50) sind „richtige Haunetaler“, wie sie erklären. Leiter war rund 40 Jahre auf den Karnevalsbühnen in Haunetal und den Partnergemeinden unterwegs. Unter anderem als „Haunetaler Spitzbube“, alias Wildecker Herzbube, damals noch mit dem mittlerweile verstorbenem Hans Odenwald. Spontan sprang er als Kanonier für die Haunetaler ein und war Mitglied im Männerballett. „Für irgendeinen Blödsinn bin ich aber auch weiterhin zu haben“, erklärt der Faschingsnarr a. D. Männerballett-Trainerin Christiane Hofmann hat 26 Jahren lang mit ihrer Schwester die Männergruppe geleitet und lässt jetzt anderen den Vortritt.

Auch interessant

Kommentare