Bad ist seit zehn Jahren geschlossen
Randale und nächtliche Partys im alten Heringer Hallenbad
Heringen. Vor zehn Jahren wurde das Heringer Hallenbad aus Sicherheitsgründen geschlossen. Statt Badegästen kamen seither nur noch Randalierer.
Donnerstags war Warmbadetag. Dann sorgte das städtische Blockheizkraftwerk für mollige Temperaturen im Schwimmerbecken.
„Der Eintritt kostete dann schon genauso viel wie heute“, bemerkt Heringens Bürgermeister Daniel Iliev beim Blick auf den Preisaushang erstaunt. Der letzte Warmbadetag liegt lange zurück: Am 13. Mai 2007 ging das Heringer Hallenbad in die Sommerpause – die mittlerweile zehn Jahre andauert. Besucher kamen offenbar weiterhin – nicht zum Schwimmen, sondern um zu randalieren.
Wenn Stadtwerkechef Heiko Habermann mit einer Handlampe bewaffnet durch den Betonbau führt, folgt er einer Spur der Verwüstung. Schon im Saunabereich im Untergeschoss, den die letzten Pächter noch zur Wellness-Oase umgebaut hatten, zeugen Scherben, Schmierereien, Pizza-Kartons und Zigarettenkippen von nächtlichen Partys. Eine Etage höher ist kaum eine Fensterscheibe nicht geborsten. Die Garderobenspinde sind aus der Verankerung gerissen, Umkleidetüren demoliert, aus dem Schaltschrank in der Schwimmmeister-Kabine hängt ein wildes Kabelgewirr heraus. Der Boden ist bedeckt von Müll und Unrat – Gummistiefel, Badeschlappen, Bedienungsanleitungen und Vordrucke des Betriebstagebuchs. Lediglich die orangenen Haartrockner und die hölzerne Innenausstattung der Sauna scheinen den Übergriffen bislang getrotzt zu haben. „Das tut schon weh“, kommentiert Habermann den Zustand der Inneneinrichtung.
Das Ende des Bades habe sich angedeutet, als im März 2007 nach dem Einsturz der Bad Reichenhaller Eishalle das stellenweise undichte Blechdach überprüft und als Sofortmaßnahme die Kiesabdeckung abgeräumt worden war, erinnert sich der Stadtwerke-Chef. Als wesentlich gravierender habe sich in der Folge allerdings ein anderes Problem erwiesen: In den Katakomben fällt der Lichtkegel seiner Lampe auf einen Betonpfeiler. Eine abgeplatzte Stelle gibt den Blick frei auf die Moniereisen, die von Chlor und Wasser regelrecht zerfressen wurden.
Die Schließung des Bades aus Sicherheitsgründen wurde zum Politikum: Im Jahr 2003 stieg der Landkreis – seit 1971 40-prozentiger Partner – aus dem Zweckverband Hallenbad aus. 2001/2002 waren noch 1,4 Millionen Euro in die Sanierung gesteckt worden – obwohl ein Gutachten bereits auf die Betonschäden hinwies. Nachträglich eingezogene Stahlträger zeugen noch von diesem Rettungsversuch. Zumindest die damals eingebauten Edelstahlbecken konnten beim Bau des neuen Ganzjahresbades verwendet werden. Der Rechtsstreit zwischen Stadt und Architekturbüro läuft auch im zehnten Jahr nach der Schließung noch. Die Ausgaben für das Gebäude seien auf ein Minimum heruntergefahren worden, erklärt Heiko Habermann. Für einen eventuellen Abriss ist die Stadt Heringen gesetzlich zu Rückstellungen verpflichtet. Ganz aufgegeben möchte Bürgermeister Daniel Iliev die Hoffnung, dass sich doch noch ein Käufer für das marode Bauwerk findet jedoch nicht. Vereinzelte Nachfragen habe es sogar geben.
Illusionen macht sich der Rathauschef allerdings keine: „Mit einem Eimer Farbe wäre es hier sicher nicht getan.