Zahl der Windräder im Werratal wächst

Auf den Höhenzügen über dem Werratal sollen in den kommenden Monaten insgesamt zwölf neue Windräder in den Himmel wachsen.
Heringen/Philippsthal – Für die Windparks Gaishecke im Waldgebiet zwischen Heringen, Friedewald und Wildeck mit insgesamt zehn Anlagen sowie Philippsthal-Heringen oberhalb von Lengers mit zwei Anlagen laufen die Bauarbeiten.
Windpark Gaishecke
Das Fondsmanagementteam von Octopus Energy Generation, dem Geschäftsbereich für erneuerbare Energien der britischen Octopus Energy Group, hatte den im Bau befindlichen Windpark Gaishecke Mitte des Jahres im Auftrag eines seiner Investmentfonds erworben. Verkäufer war der Projektierer GBS GmbH & Co. KG, ein Gemeinschaftsunternehmen der Oldenburger Linden Projekt GmbH, der FH Beteiligungs GmbH aus dem fränkischen Hösbach, und des Bad Hersfelder Projektentwicklers ISB. Die Genehmigung für die zehn Anlagen erteilte das Regierungspräsidium Kassel Mitte 2021 im zweiten Anlauf. Mit den Rodungsarbeiten war vor einem Jahr begonnen worden. Ursprünglich waren die zunächst 14 beantragten Windturbinen im Jahr 2016 wegen negativer Effekte auf den Vogelzug und das benachbarte Naturschutzgebiet Rhäden abgelehnt worden. Das Verwaltungsgericht Kassel kippte diese Entscheidung allerdings im Frühjahr 2019 für zehn der 14 Anlagenstandorte mit der Maßgabe, diese neu zu bewerten.
Bis Ende Oktober seien vier der insgesamt zehn Fundamente gegossen worden, erklärt Caroline Drechsel, Sprecherin der Octopus Energy Germany GmbH mit Sitz in Starnberg, auf Nachfrage. Etwa die Hälfte der externen Kabeltrassen sei ebenfalls fertiggestellt und der Transformator als Bindeglied zum Verteilernetz auf dem Gelände des Umspannwerks installiert worden. Die Arbeiten zur Fertigstellung der Kabeltrassen und der restlichen Fundamente würden fortgesetzt. „Im Laufe des Jahres 2023 werden wir mit dem Bau der Türme der Turbinen sowie der Rotoren und Flügel fortfahren. Es ist geplant, den Bau des Windparks bis Ende 2023 abzuschließen und in Betrieb zu nehmen“, kündigt Drechsel an. Die zehn Windturbinen vom Typ Vestas V 126 mit einer Nabenhöhe von 149 Metern sollen nach Unternehmensangaben 100 000 Megawattstunden Energie erzeugen und damit rechnerisch fast 40 000 Haushalte pro Jahr Strom versorgen können.
Philippsthal-Heringen
Für den Windpark Philippsthal-Heringen sind laut Till Gießmann, Sprecher des Projektierers Energiekontor aus Bremen, die Erdbauarbeiten an beiden Anlagen-Standorten oberhalb von Lengers sowie der Bau der Zuwegung aus Richtung Werra-Suhl-Tal abgeschlossen. In den vergangenen Wochen wurden die Fundamente betoniert. Mit dem Bau der Kabeltrasse, die an der Schaltstation bei Röhrigshof münden soll, sei noch nicht begonnen worden.
Wann mit der Montage der Türme, Turbinenhäuser und Rotoren der beiden Windräder vom Typ Nordex N149 mit 4,5 Megawatt Leistung, 164 Metern Nabenhöhe und einer Gesamthöhe zur Rotorspitze von 238,5 Metern zu rechnen ist, ließ Gießmann bislang unbeantwortet. Die Inbetriebnahme sei derzeit aber für Ende Mai/Anfang Juni 2023 vorgesehen. Ende März 2021 hatte das Regierungspräsidium Kassel die Rotoren im Staatswald auf dem Gebiet der Stadt Heringen und der Gemeinde Philippsthal genehmigt. Energiekontor hat das Projekt zwischenzeitlich an die Hamburger MPC Capital AG verkauft, übernimmt aber weiterhin die kaufmännische und technische Betriebsführung.
Monte Kali
Noch in der Planungsphase ist hingegen der Windpark Monte Kali auf dem Höhenzug zwischen den Heringer Stadtteilen Bengendorf und Kleinensee am Fuß der K+S-Abraumhalde. Den Genehmigungsantrag für die sechs Anlagen will der Projektierer Energiequelle aus Kallinchen bei Berlin voraussichtlich ersten Quartal 2023 beim Regierungspräsidium Kassel einreichen. „Die letzten Gutachten werden vorbereitet. Die Planung der Standorte, der Zuwegung und der Kabeltrassen sind somit größtenteils abgeschlossen“, teilt Unternehmenssprecherin Susanne Tauke auf Nachfrage mit. Der Baubeginn hänge stark davon ab, wann eine Genehmigung erteilt wird. Im Optimalfall sollen die Arbeiten Ende 2023/Anfang 2024 starten und etwa ein bis eineinhalb Jahre dauern.
Fünf Bauplätze liegen im Wald von Hessen Forst, die sechste Anlage auf einem Grundstück der Stadt Heringen. Das Windrad auf kommunalem Grund hatte das Heringer Stadtparlament ursprünglich abgelehnt, seinen Widerstand dagegen aber aufgegeben, weil Energiequelle die Anlage dann ebenfalls in den Staatswald verschoben und die Stadt somit die Pachteinnahmen verloren hätte. Wegen naturschutzrechtlicher Bedenken hatte das Regierungspräsidium Kassel im April 2017 auch diesen Windpark zunächst nicht genehmigt. Eine Klage dagegen zog der damalige Investor Enercon später allerdings zurück. Bestärkt durch das Urteil zum Nachbarwindpark Gaishecke kündigte der neue Projektierer Energiequelle im Sommer 2021 dann aber einen zweiten Anlauf für das Vorhaben an.
