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Hersfeld-Rotenburg: Einig beim Abschuss, aber trotzdem keine Resolution zum Wolf im Kreistag

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Von: Stefan Forbert, Clemens Herwig, Christopher Ziermann

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Wolf mit Folgen: seine Rückkehr beeinflusst das Leben in der Region auf vielfältige Weise.
Sorgt für viel Gesprächsbedarf: die Rückkehr des Wolfs in die freie Wildbahn. © Carolin Eberth

Eine Resolution des Kreistages, die unter anderem für den Abschuss von „Problemwölfen“ praxistauglichere Regelungen fordert, ist in der Sitzung am Montag zunächst nicht debattiert worden und soll erneut in den Ausschüssen beraten werden.

Hersfeld-Rotenburg - Der Resolutionstext sieht unter anderem vor, dass der Landkreis zum Wolfspräventionsgebiet erklärt wird. Weidetierhalter sollen mehr Unterstützung beim Schutz vor Wolfsrissen und unbürokratischere Entschädigungen vom Land Hessen erhalten.

CDU-Kreischef Andreas Börner – dessen Fraktion den Antrag mit insgesamt sechs Forderungen an den Bund und das Land Hessen eingebracht hatte – machte eingangs klar, worum es geht: „Wir wollen, dass der Wolf nicht mehr komplett unter Schutz steht.“ Zu einer Aussprache kam es allerdings nicht, weil Börner direkt den Verweis in den Umweltausschuss beantragte. Die Begründung: Offenbar gebe es noch Gesprächsbedarf, das hätten auch die zahlreichen Änderungsanträge der anderen Kreistagsfraktionen gezeigt. Die lagen von SPD, Grüne und AfD vor – wurden aber nicht diskutiert, weil die Mehrheit im Kreistag die Ehrenrunde durch den Umweltausschuss mittrug. Lediglich die AfD stimmte dagegen.

Schutzstatus des Wolfes soll überdacht werden

Nachdem die ersten Wölfe in der Region ab 2019 zunächst vor allem in Hersfeld-Rotenburg nachgewiesen wurden, waren die Raubtiere in den vergangenen zwei Jahren besonders im Werra-Meißner-Kreis aktiv. Der Nachbar-Kreis hatte Anfang März nach durchaus emotionaler Debatte mit großer Mehrheit eine Resolution verabschiedet, die in Hersfeld-Rotenburg als Vorlage diente. Ein Verweis in den Umweltausschuss fand in Eschwege keine Mehrheit.

Zu den Forderungen der Resolution gehört, dass der Status des Wolfs als „streng geschütztes“ Tier in der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtline überdacht werden soll, damit er bejagt werden kann – zuständig ist die EU-Kommission. Vorgeschlagen wird, dass der Wolf als „bedingt geschützt“ gelten soll und unter bestimmten Voraussetzungen abgeschossen werden darf. Gebiete sollen durch Jagd wolfsfrei gehalten werden können, wenn dort die Einzäunung von Weidetieren unzumutbar ist. Die Grünen wollen diesen Punkt streichen und wenden ein, dass ein Wolf auf Wanderung bis zu 70 Kilometer täglich zurücklegt. Ein wolfsfreies Gebiet sei nur durch ständige Bejagung möglich.

Kritik an unzureichender Datenlage in Hessen zum Wolf

Zudem schlägt die Resolution vor, bei Verdacht auf einen Wolfsriss die bisherige Beweislast umzukehren: Das Land soll dann belegen müssen, dass kein Wolf am Werk war, um Entschädigungszahlungen an Weidetierhalter zu umgehen. Die SPD kritisiert, dass die Datenlage zum Wolf in Hessen unzureichend sei und fordert ein bundesweit einheitliches Wolfsmonitoring. Die AfD dagegen sieht sogar eine Gefahr für Haustiere und den Menschen. Gefordert wird die Aufnahme des Tieres in das Jagdrecht sowie wolfsfreie Zonen.

Land Hessen steuert nach

Das Hessische Umweltministerium hat am Freitag eine Überarbeitung der Fördermodalitäten beim Weidetierschutz bekannt gegeben. Bislang wurde landesweit nur der Grundschutz (Elektrozäune mit 90 Zentimetern Höhe) finanziell unterstützt. Dinge wie höhere Zäune und Herdenschutzhunde wurden nur in „Präventionsgebieten“ gefördert, wo Wölfe schon aktiv waren. Nun wird auch der erweiterte Herdenschutz landesweit gefördert. Die Abwicklung übernehmen die Landkreise. 

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