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Hippie-Festival probt Schulterschluss der Generationen

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Von: Wilhelm Ditzel

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Das Burg Herzberg Festival brachte nach zwei Jahren Pause circa 15.000 Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Religionen zusammen, die dankbar waren, wieder gemeinsam feiern, reden und Musik hören zu können.
Das Burg Herzberg Festival brachte nach zwei Jahren Pause circa 15.000 Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Religionen zusammen, die dankbar waren, wieder gemeinsam feiern, reden und Musik hören zu können. © Willie Ditzel

In Breitenbach am Herzberg feiern bis Sonntagabend junge und ältere Musikfans aus ganz Europa. Das Hippie-Festival steht wie immer im Zeichen von Liebe und Frieden.

Breitenbach/H. – Können die ‚Kinder’ von James Brown auch Hippies begeistern? Die Antwort lautet kurz und knapp: Und wie! Es war ein Funk & Soul-Gottesdienst der Superlative der Band King Khan and his Shrines, der, eingebettet ins Samstagnachmittags-Programm, zur großen musikalischen Überraschung des Herzberg-Festivals 2022 wurde. Ein durchaus riskantes Experiment der Festival-Macher, die schon zur Eröffnung am Donnerstag mit Faber alte Hippie-Musik-Erwartungen aufgebrochen hatten.

Die messianische, immer wieder von dem lauten Schlachtruf „Soul Power“ des selbst ernannten ‚Super King Khan’ angeheizte Bombast-Show, brachte ,one nation under a groove’, vom Freak, der schon 1968 dabei war, bis hin zu den Teenagern und Twens von heute, die dem Festival inzwischen ohnehin eine ganz eigene Note verleihen.

Innere Heilung

Zuvor hatte bereits Häuptling Wapiti auf der Wiese vor der Hauptbühne mit einem alten Segensspruch der Ojibway-Indianer das Publikum spirituell eingestimmt:

„Möge Gott uns Liebe, Mitgefühl und Würde lehren, sodass wir die Erde heilen können und auch uns selbst.“

Angebote zur inneren Heilung gibt es traditionell viele auf dem Festival, vom Inner Child Embodiment, einer Verbindung von Massage und geführter „körpertherapeutischer Reise ins Ich“, bis zum Klangthron, dessen Obertonklänge, wenn er richtig bespielt wird, durch das Gehirn, Gewebe, Skelett und die Nervenbahnen tief in die Seele eindringen und heilen.

Zeit für Veränderungen

Etwas mehr Zeit für das innere „Ich“ hat künftig Norbert Geyer vom Veranstaltungsteam, den alle nur als ‚Mini’ kennen. Von Anfang an dabei, war er für den Auf- und Abbau des Festivals zuständig, lebte folglich mindestens sechs Wochen im Jahr auf dem „Berch“. Am Samstagabend wurde er von seinen Kollegen auf offener Bühne vor zigtausend Fans in den Ruhestand verabschiedet.

Das Herzberg-Festival indes wird weitergehen. „Wir haben trotz immens gestiegener Produktionskosten so viel Geld eingenommen, dass wir unseren rund 400 Beschäftigten anständige Löhne zahlen können, das reicht uns“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Wortmann in seiner Dankesansprache an die Besucher und würdigte dabei, dass die Bands, die eigentlich 2020 spielen sollten und dem Festival nun über zwei Jahre hinweg treu geblieben sind, zu den alten Verträgen gestanden haben.

Auch das gibt es nur bei einem Hippie-Festival, das, da ist sich vor allem die Festivaljugend sicher, künftig noch mehr den Schulterschluss mit den neuen „Brüdern und Schwestern im Geiste“, Techno-Fans und Ravern vollziehen wird, sind doch die Lebensideale die gleichen. (Willie Ditzel)

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