Zwar hat das Bundesgesundheitsministerium kürzlich eine 23-seitige Handreichung vorgelegt, wie die einrichtungsbezogene Impfpflicht umzusetzen sei. Wesentliche arbeitsrechtliche Fragen, etwa ob nicht geimpften Mitarbeitern gekündigt werden kann und ob es für sie eine Lohnfortzahlung gibt, werden darin jedoch nicht beantwortet. Die unklare Lage sorgt auch im Landkreis für Kopfschütteln – wenngleich viele Einrichtungen ohnehin schon eine hohe Impfquote vorweisen können, sodass insgesamt keine großen Probleme erwartet werden.
Bettina Wolf, Geschäftsführerin der Kreisaltenpflege Hersfeld-Rotenburg, die das Kreisaltenzentrum Rotenburg und das Kreisaltenheim Niederaula betreibt, sagt: „Wenn man schon eine einrichtungsbezogene Impfpflicht beschließt, dann sollte auch feststehen, was mit den Ungeimpften passieren soll. Es kann nicht sein, dass man sich erst zwei Wochen vorher damit auseinandersetzt.“
Oberin Karla Krause-Heid (Kreiskrankenhaus) hofft, dass die Länder sich bald auf einheitliche und vor allem konkrete Vorgaben einigen. Sie vermutet, dass „die wenigen Mitarbeiter, die noch nicht den vollen Impfschutz haben, auch nach Mitte März vorerst zur Arbeit kommen dürfen und sich dann täglich testen müssen.“
Sascha Sandow, stellvertretender kaufmännischer Direktor des Klinikums Bad Hersfeld, gibt sich im Gespräch mit unserer Redaktion diplomatisch: „Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah Informationen bekommen.“
Arbeitgeber im Gesundheitswesen müssen ab Mitte März ungeimpfte Mitarbeiter beim Gesundheitsamt melden. Was dann passiert, ist aber unklar. Es gebe noch keine bundeseinheitlichen Vorgaben, sagt Amtsleiterin Adelheid Merle: „Aufgrund fehlender Rechtssicherheit kann das Gesundheitsamt noch keine Auskünfte zum Vorgehen in dieser Sache erteilen.“
Was aber mit ungeimpften Mitarbeitern geschieht, wenn das Klinikum sie pflichtgemäß ab Mitte März an das Gesundheitsamt meldet, weiß auch er nicht. „Grundsätzlich versuchen wir, in unseren Häusern dieses Thema so unaufgeregt wie möglich anzugehen“, sagt Sandow. „Eine bundeseinheitliche Regel wäre schön.“
Der kommunale Klinikverbund, zu dem auch das Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg und die Orthopädie (Bad Hersfeld) gehören, biete Mitarbeitern Aufklärungsgespräche und individuelle Lösungen an, um Vorbehalte gegen die Coronaimpfungen auszuräumen. Einige würden auch auf Novavax warten, ein proteinbasiertes Vakzin, das voraussichtlich Ende Februar deutschlandweit ausgeliefert wird, so Sandow. Geplant ist, dass der Wirkstoff direkt auch medizinischem Personal zur Verfügung stehen soll. „Manche Menschen wollen sich auch einfach nicht impfen lassen“, sagt Kristin Schenk, Pflegedirektorin im HKZ. Die große Mehrheit sei aber bereits gegen das Virus geschützt. Oberin Birgit Plaschke, Pflegedirektorin im Klinikum: „Viele Kollegen machen sich nicht Sorgen um die Impfpflicht, sondern vor allem wegen ungeimpfter Patienten.“ (Sebastian Schaffner)