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Gesundheitswesen in Hersfeld-Rotenburg trotz Corona-Impfpflicht entspannt

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Von: Sebastian Schaffner

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Pflegefachkraft Symbolbild Gesundheitswesen Pflege
Bald nur noch mit Impfnachweis: Gesundheitspersonal, darunter auch Pflegefachkräfte im Altenheim, müssen bis Mitte März nachweisen, dass sie gegen das Coronavirus geimpft oder frisch genesen sind. Ansonsten droht Ärger mit dem Gesundheitsamt. (Symbolbild) © Sina Schuldt/dpa-Bildfunk

Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflegeheime und Rettungsdienste im Landkreis rechnen nicht mit gravierenden Personalengpässen wegen der ab Mitte März geltenden Corona-Impfpflicht im Gesundheitswesen.

Hersfeld-Rotenburg – Das liegt vor allem an der hohen Anzahl bereits geimpfter Mitarbeiter. „Unsere Ungeimpftenquote liegt bei null“, sagt Dr. Martin Ebel, Vorsitzender des Hausärzteverbands Hersfeld-Rotenburg. Ebel, der in einer Bad Hersfelder Gemeinschaftspraxis arbeitet, betont zwar, nur für seine Mitarbeiter sprechen zu können: „Ich gehe aber davon aus, dass das in anderen Praxen ähnlich aussieht.“ Gesprächsbedarf innerhalb der heimischen Ärzteschaft wegen der Impfpflicht sei ihm jedenfalls nicht bekannt.

Entspannt zeigen sich auch Klinikum und Herz-Kreislauf-Zentrum. „Bei uns haben sich häuserübergreifend 90 Prozent der Mitarbeiter impfen lassen“, berichtet Sascha Sandow, Mitglied der Betriebsleitung im Klinikum. Er hofft, dass die Gesundheitsämter bei Sanktionen einheitlich vorgehen. Schließlich würden unter den 3000 Mitarbeitern im Klinikverbund auch Menschen aus Nachbarkreisen arbeiten. „Wenn beispielsweise unser Gesundheitsamt härter durchgreift und konsequenter Betretungsverbote für Ungeimpfte ausspricht als das Amt im Wartburgkreis, droht Chaos auf dem Arbeitsmarkt.“ Sollte es wider Erwarten zu personellen Engpässen kommen, habe das Klinikum vorgesorgt. „Wir haben einen Notfallplan“, so Pflegedirektorin Oberin Birgit Plaschke.

Arbeitgeber müssen Ungeimpfte melden

Laut Bundesgesundheitsministerium müssen Beschäftigte im Gesundheitswesen bis zum 15. März ihrem Arbeitgeber einen Nachweis über eine abgeschlossene Impfung, einen Genesenennachweis oder ein ärztliches Attest, dass sie nicht geimpft werden können, vorlegen. Geschieht das nicht, müssen die Arbeitgeber das Gesundheitsamt informieren. Das Amt kann dann Betretungsverbote für die Einrichtungen aussprechen und so Ungeimpfte hindern, zur Arbeit zu kommen.

Auch im Rotenburger Kreiskrankenhaus gibt man sich auf Nachfrage betont gelassen. Laut Oberin Karla Krause-Heid beträgt die Impfquote unter den Mitarbeitern rund 98 Prozent.

Ähnlich äußert sich Björn Wettlaufer für den DRK-Rettungsdienst Hersfeld-Rotenburg. „Bei uns sind 95 Prozent geimpft, wenn der Novavax-Impfstoff da ist, sind es 98 Prozent. Wir sind also völlig entspannt.“

Und in den Altenpflegeeinrichtungen? „Die öffentlichen Diskussionen um die Impfpflicht haben sicher dafür gesorgt, dass sich einige doch für eine Impfung entschieden haben“, sagt Bettina Wolf, Geschäftsführerin der Kreisaltenpflege Hersfeld-Rotenburg. Von den 300 Mitarbeitern seien nahezu alle geimpft. Für das Kreisaltenzentrum Rotenburg und das Kreisaltenheim Niederaula, in denen insgesamt 262 Pflegebedürftige betreut werden, erwartet sie keine negativen Auswirkungen.

Was passiert mit Ungeimpften?

Arztpraxen, Krankenhäuser, Rettungsdienste und Pflegeheime, aber auch Ergo- und Physiotherapeuten haben eines gemeinsam: Sie müssen ab Mitte März alle ungeimpften Mitarbeiter dem Gesundheitsamt melden. Die Einrichtungen im Gesundheitswesen eint aber auch, dass noch niemand so recht weiß, was dann eigentlich passiert.

Zwar hat das Bundesgesundheitsministerium kürzlich eine 23-seitige Handreichung vorgelegt, wie die einrichtungsbezogene Impfpflicht umzusetzen sei. Wesentliche arbeitsrechtliche Fragen, etwa ob nicht geimpften Mitarbeitern gekündigt werden kann und ob es für sie eine Lohnfortzahlung gibt, werden darin jedoch nicht beantwortet. Die unklare Lage sorgt auch im Landkreis für Kopfschütteln – wenngleich viele Einrichtungen ohnehin schon eine hohe Impfquote vorweisen können, sodass insgesamt keine großen Probleme erwartet werden.

Bettina Wolf, Geschäftsführerin der Kreisaltenpflege Hersfeld-Rotenburg, die das Kreisaltenzentrum Rotenburg und das Kreisaltenheim Niederaula betreibt, sagt: „Wenn man schon eine einrichtungsbezogene Impfpflicht beschließt, dann sollte auch feststehen, was mit den Ungeimpften passieren soll. Es kann nicht sein, dass man sich erst zwei Wochen vorher damit auseinandersetzt.“

Oberin Karla Krause-Heid (Kreiskrankenhaus) hofft, dass die Länder sich bald auf einheitliche und vor allem konkrete Vorgaben einigen. Sie vermutet, dass „die wenigen Mitarbeiter, die noch nicht den vollen Impfschutz haben, auch nach Mitte März vorerst zur Arbeit kommen dürfen und sich dann täglich testen müssen.“

Sascha Sandow, stellvertretender kaufmännischer Direktor des Klinikums Bad Hersfeld, gibt sich im Gespräch mit unserer Redaktion diplomatisch: „Wir gehen davon aus, dass wir zeitnah Informationen bekommen.“

Das sagt Adelheid Merle (Gesundheitsamt)

Arbeitgeber im Gesundheitswesen müssen ab Mitte März ungeimpfte Mitarbeiter beim Gesundheitsamt melden. Was dann passiert, ist aber unklar. Es gebe noch keine bundeseinheitlichen Vorgaben, sagt Amtsleiterin Adelheid Merle: „Aufgrund fehlender Rechtssicherheit kann das Gesundheitsamt noch keine Auskünfte zum Vorgehen in dieser Sache erteilen.“ 

Was aber mit ungeimpften Mitarbeitern geschieht, wenn das Klinikum sie pflichtgemäß ab Mitte März an das Gesundheitsamt meldet, weiß auch er nicht. „Grundsätzlich versuchen wir, in unseren Häusern dieses Thema so unaufgeregt wie möglich anzugehen“, sagt Sandow. „Eine bundeseinheitliche Regel wäre schön.“

Der kommunale Klinikverbund, zu dem auch das Herz-Kreislauf-Zentrum in Rotenburg und die Orthopädie (Bad Hersfeld) gehören, biete Mitarbeitern Aufklärungsgespräche und individuelle Lösungen an, um Vorbehalte gegen die Coronaimpfungen auszuräumen. Einige würden auch auf Novavax warten, ein proteinbasiertes Vakzin, das voraussichtlich Ende Februar deutschlandweit ausgeliefert wird, so Sandow. Geplant ist, dass der Wirkstoff direkt auch medizinischem Personal zur Verfügung stehen soll. „Manche Menschen wollen sich auch einfach nicht impfen lassen“, sagt Kristin Schenk, Pflegedirektorin im HKZ. Die große Mehrheit sei aber bereits gegen das Virus geschützt. Oberin Birgit Plaschke, Pflegedirektorin im Klinikum: „Viele Kollegen machen sich nicht Sorgen um die Impfpflicht, sondern vor allem wegen ungeimpfter Patienten.“ (Sebastian Schaffner)

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