Erste Kabeltrommeln für Suedlink-Trasse sind in Röhrigshof eingetroffen

Für die Starkstrom-Trasse Suedlink von Nord- nach Süddeutschland werden viele Kilometer Kabel benötigt. Sie werden unter anderem in Röhrigshof gelagert.
Röhrigshof – Geradezu verloren wirken die ersten sieben Kabeltrommeln für Suedlink auf der Weite der Betonfläche im Röhrigshofer Gewerbegebiet. Mit fast 100 Tonnen, zwölf Metern Länge und knapp viereinhalb Metern Durchmesser sind es dennoch Schwergewichte. Aufgespult wurden jeweils knapp zwei Kilometer ummanteltes Kupfer-Erdkabel, das künftig als Teil der Suedlink-Leitung Windstrom aus dem Norden in den Süden bringen soll.
Das rund fünf Hektar große Areal des ehemaligen Kunststoffwerks Werra Plastic wird sich sukzessive füllen: Insgesamt 150 Spulen werden bis 2026 erwartet – meist ein bis zwei Transporte pro Woche. Auch die Auslieferung zu den Bauplätzen verteilt sich laut Hanna Jansky, Bürgerreferentin beim Übertragungsnetzbetrieber Transnet BW, über mehrere Jahre und beginnt voraussichtlich vor der Ankunft der letzten Trommeln.
Das im November 2022 eröffnete Kabel-Lager in der Marktgemeinde Philippsthal ist eines von insgesamt acht entlang des Trassenkorridors, der östlich am Kreis Hersfeld-Rotenburg vorbeiführt.
Die Einrichtung der Logistik-Standorte bereits in der Genehmigungsphase ist laut Jansky den begrenzten Kapazitäten bei der Kabelproduktion geschuldet und soll zugleich die Logistik entzerren.

Die insgesamt 2400 Kilometer Gleichstrom-Erdkabel werden bei den Herstellern NKT und Prysmian in Deutschland, Frankreich, Finnland und Schweden produziert. „Jedes Kabelstück wird individuell für seinen späteren Einsatzort auf die richtige Länge zugeschnitten“, erklärt die Bürgerreferentin. Die bislang eingetroffenen Trommeln kommen von Prysmian aus Montereau in Frankreich und wurden per Binnenschiff zum Mannheimer Hafen gebracht. Per LKW-Schwertransport ging es von dort in zwei nächtlichen Etappen weiter ins Werratal.
Mit einem funkesteuerten Carrier-Kran – in ähnlicher Form auch in Containerhäfen im Einsatz – heben die Mitarbeiter des Logistik-Dienstleisters Sitelog die Spulen an armdicken Stahltrossen vom Spezialauflieger und setzen sie nach der Montage der Trommelfüße sanft an ihrem Lagerplatz auf dem umzäunten und bewachten Areal ab.
Von Röhrigshof aus sollen die Baustellen im Umkreis von rund 50 Kilometern versorgt werden: Neben dem gesamten Abschnitt C2, der zwischen den Landesgrenzen zu Niedersachsen und Thüringen durch den Werra-Meißner-Kreis führt, auch Teile der Abschnitte C1 durch Niedersachsen sowie D1, der von Wommen an Unterellen, Marksuhl und Bad Salzungen vorbei durch Thüringen in Richtung bayerischer Grenze verläuft. Die jeweils nächsten Lager sind bei Hildesheim und Queienfeld (Landkreis Schmalkalden-Meiningen).
Transnet BW plant für den kommenden Juni ein Sommerfest mit Besichtigungsmöglichkeit im Kabellager Röhrigshof. Neben Informationsständen zu Suedlink soll es auch Angebote für Kinder und Verpflegung geben. Den Termin, Details und eine Anmeldemöglichkeit will das Unternehmen im Mai bekannt geben. (Jan-Christoph Eisenberg)
Drei von 15 Anträgen eingereicht: Genehmigungsverfahren für Suedlink-Leitung
Das 700 Kilometer lange Suedlink-Projekt von Tennet (nördlicher Teil) und Transnet BW (südlicher Teil) besteht aus zwei Gleichstrom-Übertragungsleitungen zwischen Wilster (Schleswig-Holstein) und Bergrheinfeld bei Schweinfurt sowie Brunsbüttel und Großgartach bei Heilbronn. Der Korridor läuft in Hessen durch den Werra-Meißner-Kreis und von Wommen durch Thüringen zur bayerischen Landesgrenze. 2015 war gesetzlich die komplette Erdkabelverkabelung festgelegt worden. Die Bundesnetzagentur bearbeitet laut Transnet BW aktuell drei von 15 Anträgen auf Planfeststellungsbeschlüsse, in denen jeweils die punktgenauen Leitungsverläufe festgelegt werden: Für den Elbtunnel bei Glückstadt, die Kabelverlegung im Bergwerk bei Heilbronn und den Abschnitt im niedersächsischen Landkreis Rotenburg. Bis Ende dieses Jahres wollen Transnet BW und Tennet alle Abschnitte beantragt haben. An der Elbe wurde mit ersten Vorbereitungen begonnen. Bei Heilbronn soll im Juli Baubeginn des ersten Konverters sein. jce