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Kommt bald Solarstrom von der Mülldeponie in Ludwigsau?

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Von: Sebastian Schaffner

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So groß wie 28 Fußballfelder: Die Mülldeponie „Am Mittelrück“ in Ludwigsau. Der AZV überlegt, auf dem Gelände Photovoltaikanlagen errichten zu lassen. Zur Orientierung: Ganz links ist der Umschlagplatz zu sehen, rechts oben der Eingangsbereich. Der stillgelegte Deponiebereich, der abgedichtet werden muss, befindet sich auf dem
So groß wie 28 Fußballfelder: Die Mülldeponie „Am Mittelrück“ in Ludwigsau. Der AZV überlegt, auf dem Gelände Photovoltaikanlagen errichten zu lassen. Zur Orientierung: Ganz links ist der Umschlagplatz zu sehen, rechts oben der Eingangsbereich. Der stillgelegte Deponiebereich, der abgedichtet werden muss, befindet sich auf dem © AZV

Abfallwirtschaft-Zweckverband des Kreises Hersfeld-Rotenburg lässt derzeit prüfen, ob es wirtschaftlich ist, Photovoltaik-Anlagen auf der Mülldeponie in Ludwigsauf aufzustellen.

Hersfeld-Rotenburg – Rund 20 Hektar groß ist das Gelände der Kreis-Mülldeponie in Ludwigsau. Genug Platz also, angesichts steigender Energiepreise einerseits Diskussionen über Energiebilanzen andererseits Photovoltaik-Anlagen aufzustellen. Ob und in welchem Ausmaß das wirtschaftlich und sinnvoll ist, lässt der Abfallwirtschafts-Zweckverband des Landkreises (AZV) derzeit von Fachleuten überprüfen.

Auch die CDU-Fraktion in der AZV-Verbandsversammlung will sich nun für Sonnenenergie auf dem Areal stark machen.

Der AZV hat es in den kommenden Jahren mit zwei Großprojekten zu tun, die dabei eine Rolle spielen könnten: Der Verband muss auf der Deponie „Am Mittelrück“ einen stillgelegten Bereich endabdichten. Zudem will er den Recyclinghof auf dem Areal, das so groß wie 28 Fußballfelder ist, modernisieren. Unter anderem soll, so zumindest die Planung, der neu gestaltete Bereich des Entsorgungszentrums mit den Containern für Selbstanlieferer künftig überdacht werden. „Wir lassen gerade prüfen, ob wir dann auf dem Dach eine PV-Anlage installieren lassen können“, sagt AZV-Geschäftsführer Jörg Goßmann.

Zudem muss der Verband in einem 2005 stillgelegten Teil der Deponie, wo unsortiert auch organischer Abfall lagert, aus Umweltschutzgründen die Oberfläche abtragen und mineralisch abdichten. Das Abdichten, das laut Regierungspräsidium Kassel bis 2024 beendet sein muss, kostet voraussichtlich elf Millionen Euro.

Auch dort sei es dann grundsätzlich denkbar, Solarstromanlagen zu errichten – möglicherweise in einem Maß, das über den Eigenbedarf hinausgeht und der Strom ins allgemeine Netz eingespeist werden könnte, sagt Goßmann: „Auch das wird geprüft.“ Ist die Fläche abgedichtet, wird weniger Sickerwasser ins Erdreich gelangen. Das Wasser sorgt bislang dafür, dass sich Deponiegase bilden. Das Wasser wird aufwändig gesammelt und aufbereitet. Das Gas wird aufgefangen und im deponieeigenen Blockheizkraftwerk in elektrische Energie umgewandelt, die dem Betrieb der Sickerwasserreinigungsanlage dient. Im vergangenen Jahr hatte diese Anlage laut Goßmann einen Jahresverbrauch von rund 440 000 Kilowattstunden (kWh). Zum Vergleich: Mit einer kWh kann man sich etwa eine Stunde lang die Haare föhnen. Solarstrom gewinnen auf der Mülldeponie – diesen Gedanken hatte nun auch die CDU-Fraktion in der Verbandsversammlung.

Sie kündigt per Pressemitteilung an, dass sie bei der nächsten Sitzung den Verbandsvorstand auffordern will, zu prüfen, ob und in welchem Umfang auf dem Gelände PV-Anlagen betrieben werden können. Der Fraktionsvorsitzende Walter Glänzer argumentiert, dass sich Deponieflächen dafür grundsätzlich gut eignen würden. Zudem würde der für eine PV-Anlage übliche Flächenverbrauch vermieden, der meist zum Nachteil landwirtschaftlicher Nutzflächen ausfalle.

Es sei unerlässlich, „dass PV-Anlagen die örtlichen und regionalen agrarstrukturellen Belange berücksichtigen, und dass den Tierhaltungsbetrieben keine notwendigen Futterflächen für die Lebensmittelproduktion entzogen“ würden, begründet der langjährige Bürgermeister von Neuenstein den Antrag, der bei der nächsten Verbandsversammlung am 19. Juli auf der Tagesordnung stehen wird.

Ob er angenommen wird, entscheiden dann die Abgeordneten der Verbandsversammlung. Sie ist so etwas wie das Parlament des AZV. Der Versammlung gehören insgesamt 43 Männer und Frauen an, die von den Mitgliedern des Zweckverbandes gewählt werden, also von den Städten und Gemeinden sowie dem Kreis Hersfeld-Rotenburg selbst. (Sebastian Schaffner)

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