1. Startseite
  2. Lokales
  3. Rotenburg / Bebra

Die Angst vor dem Wolf geht um: Mahnwache besorgter Weidetierhalter

Erstellt:

Von: Carolin Eberth

Kommentare

Die stets wachsende Wolfspopulation macht den Weidetierhaltern weiterhin große Sorgen. Bei einer Mahnwache forderten Landwirte eine Obergrenze für den Wolfsbestand.

Wiesbaden/Hersfeld-Rotenburg – Anlässlich der aktuellen Stunde des Hessischen Landtages zum Thema „Der Wolf erobert Hessen – Landesregierung lässt Landbevölkerung und Weidetierhalter im Stich“, hielten besorgte Weidetierhalter mit ihren Tieren in der Wiesbadener Innenstadt eine Mahnwache für eine Veränderung im Wolfsmanagement.

Unter den Demonstranten waren auch Jörg Schäfer, Landwirt aus Niedergude und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes, und der Rotenburger Rechtsanwalt und Landwirt Harald Ermel, der mit einem von seinen 25 Pferden nach Wiesbaden gereist war. „Ich bin zur Mahnwache gefahren, weil ich selbst betroffen bin und Angst um meine Tiere habe. Zäune und Herdenschutzhunde nützen nichts gegen Wölfe. Einzig die Entnahme von den Tieren kann die bestehende Gefahr noch minimieren“, sagt Ermel, der sich mittlerweile nicht mehr traut, seine Pferde auf waldnahe Wiesen zu stellen. „Die Gefahr wird leider noch immer verharmlost, dabei ist die Zeit des Redens längst vorbei. Jetzt muss schnell gehandelt werden“, appelliert Ermel an die Politiker in Wiesbaden und Berlin.

Wolfspopulation steigt weiter an

Die Zahlen der Wolfs-Verdachtsfälle vom Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) belegen deutlich, dass es eine hohe Zahl an Nutztierrissen in Hessen gibt, heißt es vom Hessischen Bauernverband. Präventive Schutzmaßnahmen würden oft nicht ausreichen.

Bei der Mahnwache in der Wiesbadener Innenstadt mit dabei: Rechtsanwalt Harald Ermel, sein Englisches Vollblut Harry und Landtagsabgeordnete Wiebke Knell (FDP).
Bei der Mahnwache in der Wiesbadener Innenstadt mit dabei: Rechtsanwalt Harald Ermel, sein Englisches Vollblut Harry und Landtagsabgeordnete Wiebke Knell (FDP). © privat/nh

„Wenn die Weidetierhaltung und die Pflege der Kulturlandschaft in Hessen durch die Tiere der hessischen Landwirte eine Zukunft haben sollen, müssen wir den Wolfsbestand endlich im Sinne der Weidetierhalter definieren“, sagte Volker Lein, Vizepräsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV) gestern bei der Mahnwache in Wiesbaden. Anders als von Naturschutzverbänden behauptet, gäbe es keine natürliche Scheu des Wolfes. Wölfe seien hochintelligente Jäger, die ganz schnell lernen würden, sich ihrer Freiheiten gnadenlos zu bedienen. „Ohne eine aktive Erziehung des Wolfes wird es bald keine Weidetierhaltung in Hessen mehr geben“, so Lein.

Die seit dem 3. November 2022 in Kraft getretene Neufassung der „Richtlinie Weidetierschutz“ bringe bisher nicht die erhofften Besserungen für die Weidetierhalter. Unter anderem würden durch einige Pauschalisierungen im Förderverfahren die Inanspruchnahme und die Abwicklung der Verfahren für antragstellende Betriebe und die zuständigen Behörden vereinfacht. „Die Vereinfachung der Antragstellung ist sicherlich ein wichtiger Schritt, wir möchten unsere Tiere natürlich bestmöglich gegen den Wolf schützen. Am besten sollte es aber gar nicht erst zu einer Entschädigungszahlung kommen müssen. Wir müssen unbedingt die Möglichkeit erhalten, Wölfen ihre Grenzen aufzuzeigen, um nicht als Futterlieferant für Wölfe herhalten zu müssen“, betonte der HBV-Vizepräsident. Ein wolfssicherer Zaun sei für viele Wölfe kein Hindernis mehr.

Obergrenze für den Wolfsbestand gefordert

„Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass der Wolf bereits einen guten Erhaltungszustand in Deutschland erreicht hat. Daher fordern wir ganz klar, dass eine Obergrenze für den Wolfsbestand festgelegt wird. Die tatsächliche Wolfspopulation muss nachvollziehbar und realistisch erfasst werden. Es kann nicht so weitergehen, dass der Schutz des Wolfes über den Schutz unserer Weidetiere gestellt wird“, forderte Volker Lein.

Thomas Norgall, stellvertretender Geschäftsführer des BUND Hessen kommentierte dazu: „Die Lösung zur guten Koexistenz von Mensch, Wolf und Weidetieren führt über den Herdenschutz. Die Bejagung vergrößert die Probleme hingegen. Die Fachwelt ist sich auch einig, dass der Wolf für den Menschen keine Gefahr darstellt.“ (Von Carolin Eberth)

Auch interessant

Kommentare