Kundgebung gegen AfD-Politiker Björn Höcke in Friedlos

Friedlos. Etwa 60 Menschen haben sich am Freitagabend vor dem alten Feuerwehrgerätehaus in Friedlos (Gemeinde Ludwigsau, Kreis Hersfeld-Rotenburg) versammelt, um gegen den Auftritt des umstrittenen AfD-Politikers Björn Höcke zu demonstrieren.
Dieser trat als Hauptredner bei einer Veranstaltung des sogenannten Herkules-Kreises im Bürgerhaus auf. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte das Bündnis „bunt statt braun Bad Hersfeld-Rotenburg“. Höcke hat bereits mehrfach mit rechtspopulistischen Äußerungen für Aufsehen gesorgt. Vor der Kirche wird der Rasen gemäht, aus dem Lautsprecher schallt „Sympathy for the devil“ von den Rolling Stones (Sympathie für den Teufel) – und so viele Polizeiautos stehen wohl eher selten im Ludwigsauer Ortsteil Friedlos.
„Hau ab, Höcke“ und „Keine Hetze in Ludwigsau“ steht auf den Plakaten der Demonstranten, die sich brav hinter dem rot-weißen Absperrband aufhalten.
„Wir werden Höcke und der AfD zeigen, dass sie ihre dumpfen rechten Parolen und ihre Hetze in unserer Region nicht ohne Widerstand äußern können“, hatte Organisator Timo Schadt schon im Vorfeld erklärt. „Wer Höcke einlädt, der zu Hauf rassistische und menschenfeindliche Thesen vom Stapel lässt, bedient den äußersten rechten Rand.“ Mit der Teilnehmerzahl war Schadt ob der kurzfristigen Organisation durchaus zufrieden.
Zu der Veranstaltung im Bürgerhaus eingeladen hatte der sogenannte, kürzlich in Kassel gegründete Herkules-Kreis, der eigenen Angaben zufolge überwiegend von AfD-Mitgliedern getragen wird, aber allen politisch Interessierten des freiheitlich-konservativen Milieus unabhängig von der Parteizugehörigkeit offenstehe. Mit Björn Höcke habe man einen der profiliertesten, aber auch polarisierendsten konservativen Politiker Deutschlands für die erste Publikumsveranstaltung gewinnen können, heißt es in einer im Internet zu findenden Einladung.
Veranstaltungsleiter war der Friedloser Heiner Hofsommer. Der ehemalige CDU-Politiker scheint mit Höcke gut bekannt. Gegenüber der FAZ gab er an, dessen politisches Talent entdeckt und ihn quasi erfunden zu haben. Auch Vertreter der AfD-Kreistagsfraktion gehörten zu den Gästen im Bürgerhaus. Statements gegenüber der Presse gab es trotz Nachfrage nicht. „Geschlossene Gesellschaft“ verkündete ein handgeschriebener Zettel an der Eingangstür – ohne Einladung kein Einlass.
Timo Schadt vom Bündnis „bunt statt braun“ sieht in dem Herkules-Kreis ein „neues rechtes Sammelbecken“. Zu den Teilnehmern der Kundgebung gehörte auch Ludwigsaus Bürgermeister Thomas Baumann. Dieser verwies auf die Akzeptanz anderer Meinungen in einer Demokratie, machte aber auch keinen Hehl daraus, dass er nicht eben zu den Fans der AfD und ganz besonders nicht Höckes gehöre. „Solchem Gedankengut muss man von Anfang an entgegentreten“, warnte der grüne Kreistagsvertreter Thomas Gerlach. „Die Gefahr wird unterschätzt.“ (nm/lad)