Ministerium für Umwelt begrüßt die Rückkehr des Wolfs nach Hessen

Die Tendenz der Wolfspopulation sei steigend. Das Ministerium für Umwelt positioniert sich nun zur Heimkehr des Raubtieres.
„Willkommen, Wolf!“ – So beginnt das Grußwort der hessischen Umweltministerin Priska Hinz in der 2015 erschienenen Wolfsmanagement-Broschüre. So lautet auch weiterhin das Credo. Wir haben das Ministerium zur Rückkehr des Raubtieres befragt.
Die öffentliche Meinung
„Die Bevölkerung begrüßt die Rückkehr des Wolfes“, sagt das Ministerium und verweist auf eine vom Naturschutzbund Nabu bei Forsa in Auftrag gegebene Umfrage von 2018. Dort stimmten 75 Prozent der Bevölkerung aus Orten mit weniger als 20 000 Einwohnern der Aussage „Wölfe sollten in Deutschland leben können, auch falls es teilweise zu Problemen kommt“ zu. In Städten mit über 100 000 Einwohnern waren es 82 Prozent.
Das Ökosystem
„Der Wolf vervollständigt das Ökosystem in Hessen“, sagt Klaus-Ulrich Battefeld, Wolfsexperte beim Umweltministerium. Er jage Wildtiere wie Rehe, Rotwild und Wildschweine, von denen es genügend – teilweise sogar zu viele – in Hessen gebe. „Eine Reduzierung des Rotwildbestandes würde sich beispielsweise positiv auf bestimmte Pflanzenarten auswirken, die von den Tieren angefressen werden und deren Bestand gefährdet ist.“ Eine Reduzierung von Wildschweinen würde Schäden in der Landwirtschaft verringern. Im Gegensatz zu Menschen jage der Wolf vor allem auch schwache und kranke Wildtiere, so dass die Populationen gesund gehalten werde.
Die Nutztiere
Laut Battefeld jagen Wölfe in der Regel Wildtiere und töten Nutztiere nur, wenn sie leichte Beute sind – beispielsweise also, wenn eine Seite einer Weide nur durch einen Bach abgegrenzt ist oder die Zäune nicht „fachgerecht“ sind. Hundertprozentigen Schutz für Nutztiere könne es nicht geben. Das Risiko könne aber deutlich verringert werden. Unter fachgerechten Zäunen werden 90 Zentimeter hohe Elektrozäune oder mindestens 120 Zentimeter hohe feste Koppeln verstanden. Ein Wolf kann zwar höher springen – es sei aber unwahrscheinlich, dass er hohe Zäune überspringt. Battefeld: „Verhaltensstudien haben ergeben, dass Wölfe eher graben als springen.“
Die Population
In den vergangenen zehn Jahren konnten laut Battefeld rund ein Dutzend Wölfe in Hessen nachgewiesen werden, Tendenz steigend. Fest niedergelassen hätten sich die Tiere bislang nicht. Wie lange es dauert, bis Wölfe in Hessen Rudel gebildet haben, kann man laut dem Wolfsexperten nicht voraussehen.
Die Kosten
Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft hat für ihr Bundesland die Kosten für die Errichtung von Schutzzäunen bei dauerhafter Ansiedlung des Wolfes auf 241 bis 413 Millionen Euro geschätzt – plus jährliche Folgekosten von 28 bis 43 Millionen Euro. Eine vergleichbare Schätzung hat das Ministerium bislang nicht vorgenommen und verweist auf Förderprogramme. Die vom Ministerium jährlich zur Verfügung gestellten 500 000 Euro für zusätzlichen Aufwand beim Schutz für Weidetiere können allerdings noch nicht ausgezahlt werden, da die Regularien erst noch ausgearbeitet werden müssen. Im Jahr 2018 seien im Rahmen anderer Förderprogramme 100 000 Euro ausgezahlt worden.
Die Hobbyschäfer
Auf die Frage, ob es realistisch ist, dass auch Hobby- und Nebenerwerbsschäfer ihre Tiere ausreichend vor Wölfen schützen können, antwortet Battefeld: „Tierhalter sind grundsätzlich verpflichtet, ihre Tiere zu schützen. Das muss bei der Entscheidung, Tiere zu halten, auch finanziell berücksichtigt werden. Das Land unterstützt dabei, eine rechtliche Verpflichtung dazu besteht für das Land jedoch nicht.“
Die Herdenschutzhunde
Als Schutz vor Wölfe gelten neben fachgerechten Zäunen auch Herdenschutzhunde. Ob es Fördermittel für diese Hunde geben wird, sei noch nicht geklärt. Für Hobbyhalter und „die meisten Betriebe“ sei der Aufwand für die Haltung von Herdenschutzhunden zu hoch.
Die Bejagung
Wölfe dürfen in Hessen nur geschossen werden, wenn sie Menschen gefährlich werden. Battefeld sagt aber: „Es gibt keinen Anlass, anzunehmen, dass Menschen durch Wölfe bedroht sind.“ Auf konkrete Nachfrage fügt er hinzu: Wenn ein Wolf trotz guten Herdenschutzes mehrfach Schaden an Nutztieren verursache, könne er „entnommen“ werden.
Die Haustiere
Unsere Zeitung hat auch gefragt, ob Haustierhalter ihr Verhalten anpassen müssen. „Sie müssen grundsätzlich auf ihre Tiere achten“, sagt Battefeld. Weil etwa auch Wildschweine Hunden gefährlich werden können, sollten diese im Wald grundsätzlich möglichst an der Leine geführt werden.