Parkanlage Hessenallee in Heinebach: 17 Birken sollen gefällt werden

Vor rund zwei Jahren wurde die Idee geboren, die parkähnliche Fläche Hessenallee in Heinebach neu zu gestalten. Ein Mehrgenerationenplatz mit Spielgeräten für Kinder wurde als Ziel festgelegt, wofür die Gemeinde einen Förderbescheid vom Land Hessen in Höhe von 250 000 Euro erhalten hat.
Am Freitag und Samstag sollen hierfür die ersten Arbeiten starten: 17 Birken und eine Lärche sollen gefällt werden – zum Entsetzen der Alheimer Grünen und weiterer Sympathisanten der Bäume. Um ihren Unmut kundzutun, trafen sie sich am Dienstag und hängten ein Protestplakat zwischen die Birken. Sie hoffen darauf, dass sie die Abholzung damit noch aufhalten können, haben jedoch wenig Hoffnung, so Manfred Möller-Sauter von den Grünen.
„Der Wert eines Baumes hinsichtlich Sauerstoffproduktion, Schatten, Klimawirkung, Schönheit und Heimstatt für Tiere spielt hier keine Rolle. Sobald sich der Baum erdreistet, Laub, Blüten, Samen oder Ähnliches fallen zu lassen, geht es ans Säubern. Die Fähigkeit von Bäumen, CO2 zu binden, setzt erst nach Jahrzehnten ein. Daher ist der Erhalt von Altbäumen wichtiger als Neupflanzungen“, ist sich die Protestgruppe einig.
Hessenallee muss in diesem Jahr fertig werden
Noch in diesem Jahr muss die Hessenallee fertiggestellt werden, sonst verfallen die 250 000 Euro Förderung, was 90 Prozent der angestrebten Gesamtkosten entspricht, wie Dr. Andreas Brethauer (SPD), Erster Beigeordneter der Gemeinde, der aktuell die Amtsgeschäfte führt, mitteilt.
Um die Bürger bei diesem Projekt zu beteiligen, gab es bereits einen Workshop. „Die Planung wird aktuell überarbeitet, damit die Punkte der Bürger noch einfließen. Anschließend können Ausschreibungen gemacht werden und der Umbau kann beginnen“, so Brethauer.
Bei dem Workshop hat sich jedoch die Mehrheit und auch der Ortsvorsteher von Heinebach, Thilo Frankfurth, im Namen des Ortsbeirates für das Fällen der Bäume ausgesprochen. „Birken gehören nicht auf einen Kinderspielplatz. Es brechen immer wieder Äste ab von den teilweise kranken Bäumen. Das ist nicht nur gefährlich für die Kinder, es wäre auch schade um die neuen Spielgeräte, wenn darauf eine der Birken fallen sollte“, so Frankfurth. Dazu seien die Anlieger schon lange geplagt von dem Schmutz, den die Birken verursachen würden.
Kinder mehr wert als Bäume
„Wir haben viele Kinder, aber keinen vernünftigen Spielplatz in Heinebach. Nun haben wir die Chance, das zu ändern und sollten es auch in die Hand nehmen, damit wir das Fördergeld nicht verlieren. Die Kinder in Alheim müssen uns doch schließlich mehr Wert sein als diese Bäume“, sagt Heinebachs Ortsvorsteher. Beschlossen wurde das Abholzen zudem vom Alheimer Gemeindevorstand.
„Auch ich habe Bauchweh mit der Entscheidung, die Birken zu fällen. Sie spenden Schatten und Natur ist schützenswert. Ich verstehe also die Bedenken“, sagt Brethauer. „Nach einem Baumgutachten sind vier der Birken sehr angeschlagen, weitere vier sind zumindest auch krank. Diese acht Birken sollten daher sinnvollerweise ohnehin gefällt werden, denn sie können auch durchaus zur Gefahr werden.“ Die Krankheit würde auch nicht von ungefähr kommen: Der Klimawandel habe heiße Sommer mit wenig Regen gebracht. „Bei Birken handelt es sich um Flachwurzler und solche kommen nicht an das tiefer im Boden liegende Wasser. Wir können also durchaus davon ausgehen, dass die Bäume nach und nach absterben werden. Um nicht jeden Baum einzeln fällen zu müssen ist es die deutlich kostengünstigere Alternative, jetzt alle direkt zu fällen“, erklärt Brethauer weiter.
2019 waren zumindest einige der Bäume von Unbekannten mit einem Bohrer und vermutlich auch mit Gift absichtlich beschädigt worden.
„Natürlich werden wir neue, resistentere Bäume pflanzen. Nebenbei bemerkt sind Birken auch Bäume, die für Allergiker hochproblematisch sind“, sagt Brethauer.
Anders sieht das die Protestgruppe: „Die Birken sind etwa 40 Jahre alt und geben somit pro Baum rund 5000 Liter Sauerstoff stündlich an die Luft ab. Wenn 17 Birken entfernt werden, dann vernichten wir damit auch 85 000 Liter Sauerstoff pro Stunde“, so Manfred Möller-Sauter, der selbst im Gemeindevorstand sitzt. Die Lösung sei im Grunde einfach: Die Menschen müssten eine Neubewertung vornehmen. „Das Laub ist kein Dreck, sondern es sind die Blätter, die uns die Luft schenken. Das Wegkehren beschert uns Bewegung und so manches Schwätzchen an der Straße. Mit veränderter Einstellung stören die Bäume nicht mehr.“
Die Grünen seien jedoch auch kompromissbereit. Aus ihrer Sicht spricht nichts dagegen, die Bäume zu entfernen, die Schädigungen im Kronenbereich aufweisen. „Es würde sich dann um wenige Birken handeln, die der Säge weichen müssten. Damit wären die Gefahren beseitigt und die restlichen Bäume könnten weiterhin als Sauerstoff- und Schattenspender dienen“, heißt es von den Alheimer Grünen. (Von Carolin Eberth)
