Porträt: Udo Benz ist mit Herzblut Schöffe

Der Weg zum Schöffenamt ist nicht gerade kurz, aber doch recht einfach. Wer sich wie Jugendgerichtsschöffe Udo Benz (63) aus Weiterode für dieses Amt interessiert, der sollte sich in seiner Gemeinde oder Stadt mit dortigen politischen Parteien oder politischen Vereinigungen in Verbindung setzen. Denn bei uns in der Region werden Schöffen meist von den politischen Akteuren der Gemeindevertretungen oder Stadtverordnetenversammlungen vorgeschlagen und gewählt.
Weiterode – So ist das im Jahr 2018 auch bei Udo Benz gewesen. Der hatte sich bei der Stadtverwaltung in Bebra für das Schöffenamt am Amtsgericht in Bad Hersfeld beworben und war dann auf der Vorschlagsliste gelandet, die die Stadtverordneten noch abzusegnen hatten.
Von Vorteil ist es für ihn dabei sicherlich gewesen, da er selbst zwischen 2001 und 2021 – mit zwei Jahren Unterbrechung – für die Christdemokraten in der Bebraer Stadtverordnetenversammlung gesessen hat.
Und so ist er dann am eigentlichen Wahltag vom Schöffenwahlausschuss am Amtsgericht aus der Wahlurne gezogen worden und Schöffe für die Periode vom 1. Januar 2019 bis zum 31. Dezember dieses Jahres geworden.
Nun hofft Benz darauf, auch ab dem 1. Januar 2024 als ehrenamtlicher Richter am Amtsgericht Bad Hersfeld tätig werden zu dürfen. Seine aktuelle Bewerbung hat er wieder bei der Stadtverwaltung Bebra hinterlegt. Denn dieses Ehrenamt übt einen besonderen Reiz auf den Weiteröder aus. „Alles und jeder verdient eine zweite Chance“, sagt Udo Benz mit Blick auf die Natur und die Rechtssprechung. In seiner Freizeit kümmert sich der Weiteröder nämlich um seinen zweieinhalb Morgen großen Wald bei Rautenhausen, den er im Frühjahr 2020 erworben hat. Dieses Waldstück war nach einem Borkenkäferbefall tot. „Diesen Wald hätte außer mir sicher niemand erworben. Ich habe dann dort alles in Verbindung mit dem Forstamt Rotenburg und dem Naturschutzbund wieder aufgeforstet. Jetzt wachsen wieder Buchen, Eschen, Erlen, Kastanien, Kirschen und Ebereschen.“ Auch Fichten hat Benz aufgeforstet. Direkt im Bereich des Holzbachs, der dort entspringt. „Ich hoffe, dass die Fichten dadurch genug Wasser erhalten. Es wäre schade, wenn dieser Baum hier bei uns aussterben würde.“
Und so wie sich der Weiteröder für seinen Wald einsetzt, tut er es als Jugendschöffe am Bad Hersfelder Amtsgericht bei der Urteilsfindung auch. Dabei geht ihm nicht darum, die härteste Strafe auszusprechen. Vielmehr sei es wichtig, ein gerechtes Urteil zu finden, damit den jungen Menschen nicht die Zukunft verbaut wird. „Viele sind aufgrund falscher Freunde auf die schiefe Bahn geraten. Daher ist es unsere Aufgabe, nicht bloß eine Strafe auszusprechen“, erklärt Benz. Er verweist auch hier auf sein ganz persönliches Credo der zweiten Chance. Ganz so, wie auch bei seinem Waldstück bei Rautenhausen.
Bezogen auf das Amtsgericht in Bad Hersfeld ist Benz fest davon überzeugt, dass auch die anderen Schöffen genau so denken, wie er selbst. Und auch auf Jugendrichterin Michaela Kilian-Bock und alle anderen Richterinnen und Richter lässt Benz nichts kommen. „Da spielt die Menschlichkeit bei allen eine ganz große Rolle. Jugendrichterin Michaela Kilian-Bock ist eine sehr empathische Person. Auch sie will nicht in erster Linie bestrafen, sondern den jungen Menschen helfen – ihnen den Weg für deren Zukunft weisen“, so der Jugendschöffe aus Weiterode.
Ohnehin schwärmt Benz von dem allgemein sehr freundlichen Umgang aller Beschäftigten am Amtsgericht. Mit der fachlich sicheren und erfahrenen Jugendrichterin Kilian-Bock an seiner Seite ist der Schöffe aus Weiterode davon überzeugt, dass er und seine jeweilige Mitschöffin immer das richtige Urteil finden. „Das ist mir sehr wichtig, denn ich möchte mich morgens noch im Spiegel anschauen können“, erklärt der aktuelle und vielleicht auch künftige Jugendschöffe.