Aufgrund des geschilderten Witterungsverlaufs würden die Waldböden im oberen Bereich zwar genügend Wasser für die Bäume enthalten. Allerdings sei das Wasserdefizit aus den vergangenen Jahren im tieferen Wurzelraum immer noch beträchtlich. „Das bedeutet, dass ältere Bäume mit tieferreichenden Wurzeln noch Probleme mit der Wasserversorgung haben können, wenn in der Vegetationsperiode wieder über mehrere Wochen Niederschläge ausbleiben und der Verdunstungsanstoß hoch ist“, sagt Dr. Führer.
Vom Forstamt in Bad Hersfeld bestätigt auch Forst-Referendar Christian Schellschmidt, dass sich die Lage in den heimischen Wäldern etwas entspannt hat. „Ich gehe auch davon aus, dass wir in diesem Jahr weniger Probleme mit dem Borkenkäfer bekommen werden. Zum einen gibt es für die Käfer weniger Lebensraum, weil viele Fichten aus den Wäldern aufgeforstet wurden, zum anderen ist die Hitze- und Trockenperiode in diesem Sommer bisher nicht so dramatisch, wie sie 2018 bis 2020 war“, sagt Schellschmidt. Im Vergleich zu 2014 gebe es im Forstamt Bad Hersfeld etwa zwei Drittel weniger Fichten.
Am schwersten hat es neben der Fichte im Moment die Buche getroffen. Sie würde sich jetzt gerne Wasser aus tieferen Bodenhorizonten holen, das fehlt aber teilweise noch, da der Wurzelraum noch nicht wieder bis unten hin durchfeuchtet ist. „Die Fichten, die uns nach der Katastrophe noch verblieben sind, kommen hoffentlich über die Runden, wenn im Juli, August und September nicht noch mal eine ausgesprochene Dürre folgt.
Eichen und Douglasien sind bisher recht stabil“, sagt Dr. Hans-Werner Führer, Forstamtsleiter Rotenburg.
Die Fichte sei unter den geänderten Klimabedingungen weiterhin grundsätzlich sehr labil. Daher behalten Förster und Waldarbeiter die älteren Fichten genau im Auge, um eine nochmalige Borkenkäfer-Vermehrung zu unterbinden. Da die Fichten-Vorräte seit 2018 erheblich geschrumpft sind und viele Bäume im Wald aufgearbeitet wurden, sehen Dr. Führer und Forstanwärter Christian Schellschmidt vom Forstamt Bad Hersfeld dafür auch gute Aussichten, dass es ihnen gelingen wird.
In der Verjüngungsplanung haben die beiden Forstämter auf den Klimawandel reagiert und die Waldentwicklungsziele entsprechend angepasst. Die Fichte wird seither nicht mehr im Landkreis angepflanzt, allenfalls aus Naturverjüngung übernommen und mit Mischbaumarten angereichert. Beim Anbau setzen sie jetzt vor allem auf Eichen und Douglasien, aber auch – je nach Standortbedingungen – auf Lärche, Tanne, Kiefer, Ahorn, Kirsche, Hainbuche, Linde, Elsbeere, Erle und sogar auf Esskastanie, Robinie und Walnuss.
„Wir haben also ein breites Spektrum von Baumarten, das wir auch nutzen wollen. Grundsätzlich begründen wir Mischbestände aus mindestens vier verschiedenen Baumarten. Birke, Esche, Ahorn und Lärche kommen oft von Natur aus dazu“, erklärt Dr. Führer. Waldränder würden zusätzlich mit passenden Straucharten bereichert und stufig gestaltet, wo es möglich sei.
Im Rotenburger Staatswald wurden seit März 2020 insgesamt etwa eine dreiviertel Million kleine Waldbäume gepflanzt. Der Schwerpunkt lag dabei mit 510 000 Stück auf den Eichen-Arten (vor allem Traubeneiche, daneben Stiel- und Roteiche).
Um den Nadelbaumanteil für die Produktion von Bauholz zu stützen, wurden auch 100 000 Douglasien und 20 000 Lärchen gepflanzt. „Für diese aktive Waldbegründung nach den Katastrophen-Jahren haben wir seit 2020 nun schon etwa vier Millionen Euro aufgewendet, einschließlich Kulturpflegemaßnahmen und Wildschutzzäunen.
Ähnlich sieht die Situation auch im Forstamt Bad Hersfeld aus, wo allein 2021 auf einer Fläche von 80 Hektar 160 000 Pflanzen in den Boden gebracht wurden. „Geschafft haben wir das zum einen mit unseren eigenen Forstwirten. Doch den Großteil haben externe Dienstleister für uns übernommen, da wir nicht genug eigene Leute dafür haben“, erklärt Forstanwärter Christian Schellschmidt. Doch die entstandenen Kahlflächen im Landkreis können und wollen die Forstämter nur zu einem geringen Teil aktiv durch Pflanzung in die Kulturen bringen. Überwiegend sollen sich diese Kahlflächen mit kostenloser Naturverjüngung selbst wiederbestocken.
„Wir wollen vor allem auf großen Freiflächen, wo nicht in ausreichendem Maße mit Samenanflug gerechnet werden kann, durch den Anbau klimaangepasster Baumarten für stabile Entwicklungskerne sorgen. Die Natur wird dann im Laufe der Jahre allerdings noch vieles ergänzen müssen“, sagt Dr. Hans-Werner Führer. (Carolin Eberth)
Im hessischen Staatswald sind seit dem ersten massiven Trockenjahr 2018 rund 30 000 Hektar Wald zu Freiflächen geworden. Das sind neun Prozent der Gesamtfläche. Manche der Flächen seien bereits geräumt und bepflanzt, bei anderen warte man auf Naturverjüngung und wieder andere Flächen würden nur teilweise geräumt werden. Nach Angaben von Hessenforst wurden seit 2018 im Staatswald mehr als elf Millionen Bäume gepflanzt. (ebe)