„Bis 2009 war der Erwerb des Führerscheins recht praktisch geregelt. Die Schüler gingen in eine Fahrschule, diese erledigte die Formalitäten und dann konnten sie direkt nach ihrer Ausbildung die Prüfungen in der Fahrschule ablegen. Davor zahlten sie die Prüfgebühren und alles war zeitnah und ohne großen Aufwand zu erledigen“, erzählt Fahrschulleiter Aribert Kirch.
Doch mittlerweile müsse der Fahrschüler mit seinem Führerscheinantrag selbst zum Einwohnermeldeamt gehen und sich auf lange Wartezeiten einrichten. „Dann muss der Antrag von der Führerscheinstelle weiter bearbeitet werden. Hier dauert es unglaubliche drei Monate und mehr, bis es zur Bearbeitung kommt. Wenn man dann endlich die Zulassung hat, nimmt die Bürokratie ihren weiteren Lauf.“
Denn um überhaupt an einer Prüfung teilnehmen zu dürfen, muss ein Gutschein in Höhe der Prüfgebühr erworben werden. Mit dem Gutschein dürfen die Schüler dann die Prüfung ablegen.
„Allerdings nicht mehr in der Fahrschule. Sie müssen bis nach Bad Hersfeld in das Industriegebiet. Haben sie dann die theoretische Prüfung bestanden, müssen sie sich einen neuen Gutschein besorgen, um an der praktischen Prüfung teilnehmen zu können. Die Prüftermine beantragt die Fahrschule und mit ein wenig Pech bekommt die Fahrschule von ihren beantragten Prüfplätzen nur die Hälfte zugeteilt. Also muss wieder gewartet werden“, schildert Kirch und hofft, dass beschleunigt an der Digitalisierung der Anträge gearbeitet wird.
„Das Einwohnermeldeamt Bebra hat dankenswerterweise schon reagiert und die Bearbeitungsdauer von zwei Monaten ist Geschichte. Anders sieht es bei der Führerscheinstelle aus. Dadurch, dass in den letzten Jahren Personal abgebaut wurde, und gleichzeitig der Arbeitsaufwand gestiegen ist, liegen viele zu bearbeitende Anträge auf Halde.“
Verschärfend komme hinzu, dass alte Führerscheine umgeschrieben werden müssen und dadurch die Mitarbeiter der Führerscheinstelle zusätzlich belastet seien.
„Landrat Warnecke hat das Problem erkannt und als Lösung sollen weitere Stellen für die Führerscheinstelle eingerichtet werden. Außerdem wird mittwochs das Amt für den Publikumsverkehr gesperrt, um mehr Zeit für die Bearbeitung der Anträge zu haben. Das ist lobenswert, dauert aber bis zu einer Entspannung der Lage leider zu lange. Eine Bearbeitungszeit von zwei bis drei Monaten ist nicht hinnehmbar.“
Durch das Monopol bei den Fahrerlaubnisprüfungen habe über die Jahre eine Entwicklung stattgefunden, die mit Kundenfreundlichkeit nichts mehr zu tun habe.
„Das wird sich ändern, wenn laut Koalitionsvertrag das Monopol fällt. Hieran hat die Fahrlehrervereinigung einen maßgeblichen Anteil. Denn die Fahrlehrervereinigung arbeitet daran, dass es zügig umgesetzt wird.“ Die Knappheit bei Prüfplätzen sowie Gutscheine zur Bezahlung werde es dann in dieser Form nicht mehr geben und auch lange Wege zum Prüfort würden dann hoffentlich der Geschichte angehören.
(Carolin Eberth)