Jochen Freitag ist neuer Ortsvorsteher des zweitgrößten Rotenburger Stadtteils Braach

Braach hat einen neuen Ortsvorsteher. Der 56-jährige Jochen Freitag wurde vor gut zwei Wochen vom Ortsbeirat gewählt. Am Montag soll er von Bürgermeister Christian Grunwald vereidigt werden. Freitag ist auch Vorsitzender des Vereins für Kultur und Brauchtumspflege Braach („Kubraa“).
Braach – Sein Wesen beschreibt er selbst als „kooperativ“. „Ich komme nicht und sage: ‘So wird’s gemacht.’ Mir ist wichtig, dass alle Beteiligten und alle Anliegen zusammengebracht werden und man zu Beschlüssen kommt, die für die Mitbürger verständlich sind. Aber wenn es gilt, eine Entscheidung treffen – das kann ich auch“, sagt Freitag.
Er ist Nachfolger von Claus Riemenschneider, der sein Amt vor einigen Wochen nach 17 Jahren niedergelegt hatte. Freitag lobt das „jahrzehntelange vorbildliche ehrenamtliche Engagement“ seines Vorgängers. Der 78-Jährige war unter anderem lange Vorsitzender des TV Braach und von Kubraa und 1974 einer der Gründer der Jugendfeuerwehr.
Damals war Freitag gerade acht Jahre alt, baute Hütten im Wald und kehrte regelmäßig mit durchgescheuerten Hosen nach Hause, erzählt er. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auch beim Jugendrotkreuz, im Angelverein und bei den Braacher Schützen. „Ich habe, außer im Studium, mein ganzes Leben hier verbracht. Ich kenne seit meiner Kindheit durch meine Großeltern, die im Ruhrgebiet gelebt haben, auch die Großstadt. Die Mentalität dort hat auch was für sich, aber ich weiß durch den Kontrast meine Freiheiten, das Persönliche und die Gemeinschaft hier sehr zu schätzen.“ Die Mentalität der Braacher beschreibt er als offen, freundlich und hilfsbereit.
Gemeinsame Ziele für das Dorf formulieren
Besonders hat sich der Arbeitsagentur-Sachbearbeiter schon immer für die Historie seines Dorfes interessiert. Bei den Vorbereitungen der 1250-Jahrfeier war er Arbeitsgruppenleiter der elf Personen, die die Dorfchronik erstellten. „Wenn man sich mit den Leuten über die Geschichte unterhalten und alte Bilder angeschaut hat, sind die Erinnerungen nur so aus uns allen herausgesprudelt“, erinnert sich Freitag. Ohnehin sei das große Jubiläumsfest einmalig gewesen. „Da sind wirklich alle zusammengekommen. Die Gemeinschaft war irre. Die Vereine und die Kirchen sind die Bindeglieder der Dorfgemeinschaft und machen tolle Arbeit.“
Deswegen seien die regelmäßigen Vereinsvertretersitzungen für ihn natürlich ein Pflichttermin, bei dem man gemeinsame Ziele für das Dorf formulieren könne.
Eines der ersten Dinge, die der neue Ortsvorsteher anstoßen möchte, sind ausführliche Rundgänge durchs Dorf in mehreren Etappen mit dem Ortsbeirat, um zu schauen, wo es etwas zu tun gibt. Bekannt ist, dass das Bett des Ringbaches saniert werden muss. Es ist teilweise in Betonplatten eingefasst, die erneurt werden müssen. „Der Bach fließt mitten durchs Dorf. Da ist es wichtig, dass das Konzept zukunftssicher ist und die Interessen der Bürger bei der Stadt und bei den Planern vertreten werden“, sagt Freitag. Einen Zeitplan gibt es aber noch nicht.
Für die Ortsbildverschönerung schwebt dem 56-Jährigen die Gründung einer Arbeitsgruppe vor, bei der man auch die Bürger außerhalb des Ortsbeirates mitnehmen kann.
„Braach ist absolut attraktiv“
Insbesondere möchte Jochen Freitag stets ansprechbar sein für Anregungen, Wünsche und Beschwerden der Bürger. Er ist dann dafür zuständig, die Anliegen bei der Stadtverwaltung vorzubringen. Dort hat er Ende der 80er-Jahre im Rahmen seines Fachabiturs ein einjähriges Praktikum gemacht. Einige der Kollegen von damals arbeiten immer noch im Rathaus.
Obwohl im 1000-Einwohner-Ort vor mittlerweile 23 Jahren das letzte Lebensmittelgeschäft seine Pforten geschlossen hat, beschreibt der gebürtige Rotenburger sein Dorf als „absolut attraktiv“. Das liege vor allem an der unmittelbaren Nähe zur anderthalb Kilometer entfernten Kernstadt, aber auch an der großen Flexibilität mit dem Fahrrad in der steigungsfreien Fulda-Aue. Als besonders belebend für das Dorf hebt Freitag den Biergarten Hof Hafermas und den Kuckucksmarkt hervor.
Im neuen Amt will er sich nun erst mal überall bekanntmachen. Der Ortsvorsteher möchte – stets gemeinsam mit dem gesamten Ortsbeirat – auch schauen, ob beim Glasfaserausbau der Firma Goetel noch Informationsbedarf im Dorf besteht und ob es Fördertöpfe gibt, die zu Anliegen der Braacher passen. Zeitnah möchte Freitag gemeinsam mit seinem Stellvertreter Jürgen Wagner auch eine monatliche Sprechstunde einrichten. (Von Christopher Ziermann)